Zur Wahl: Claudia Müller-Bück

Claudia Müller-Bück. Foto: Jurate Jablonskyte

In kurzen Interviews stellen sich die Bewerberinnen und Bewerber für die frei werdenden Positionen im Kreissynodalvorstand vor. Claudia Müller-Bück, Jahrgang 1975, verheiratet, ein Kind, seit 2009 Pfarrerin in Swisttal mit 75-Prozent-Pfarrstelle, 2017 bis 2021 Religionsunterricht an einem Berufskolleg, seit 2021 mit 25 Prozent Teil des Mobilen Fluthilfeteams für Swisttal, Rheinbach und Meckenheim, seit 2015 Skriba, […]

In kurzen Interviews stellen sich die Bewerberinnen und Bewerber für die frei werdenden Positionen im Kreissynodalvorstand vor.

Claudia Müller-Bück, Jahrgang 1975, verheiratet, ein Kind, seit 2009 Pfarrerin in Swisttal mit 75-Prozent-Pfarrstelle, 2017 bis 2021 Religionsunterricht an einem Berufskolleg, seit 2021 mit 25 Prozent Teil des Mobilen Fluthilfeteams für Swisttal, Rheinbach und Meckenheim, seit 2015 Skriba, kandidiert als Superintendentin.

Ist das Amt der Superintendentineine Fortführung Ihrer bisherigen Arbeit oder etwas Neues?

Seit sieben Jahren bin ich als Skriba mit der Arbeit im Kreissynodalvorstand (KSV) vertraut. Zum Beispiel vertrete ich den KSV im Aufsichtsrat des Diakonischen Werkes Bonn und Region und im Vorstand des Evangelischen Verwaltungsverbandes in Bonn. Ich begleite Gemeinden in besonderen Situationen und habe in Vertretung des Superintendenten auch schon ordiniert oder in einen Dienst eingeführt.

Insofern wäre das Amt der Superintendentin teilweise eine Fortführung meiner bisherigen Tätigkeit; es brächte aber auch sehr viel Neues mit sich, mehr Verantwortung und Gestaltungsmöglichkeiten. Darauf freue ich mich.

Wie erklären Sie das Amt Leuten, die gar nicht wissen, was das ist?

Im Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel gibt es 13 Kirchengemeinden, dazu Schul-, Krankenhaus- und Gefängnispfarrstellen, zwei Diakonische Werke, eine Jugendbildungsstätte und verschiedene andere Aufgabenbereiche. Jede Gemeinde ist selbstständig und entscheidet im Rahmen der Kirchenordnung über ihre Angelegenheiten, zugleich sind sie miteinander verbunden, ergänzen und unterstützen sich gegenseitig.

Entscheidungen, die alle angehen, trifft die Kreissynode, dazu werden aus allen Bereichen des Kirchenkreises Menschen entsandt. Sie tagt ein bis zweimal im Jahr.

Dazwischen wird der Kirchenkreis vom Kreissynodalvorstand geleitet. Die Superintendentin ist eine Pfarrerin, sie leitet den KSV und die Kreissynode, sie ist Seelsorgerin und Beraterin für Einzelne und Gemeinden und auch Dienstvorgesetzte für die Pfarrer:innen.

Wo wollen Sie hin mit der Kirche von morgen?

Zuversichtlich in die Zukunft – mit unserer gemeinsamen Aufgabe im Blick: Dass möglichst viele Menschen von der Liebe Gottes in Jesus erfahren.

Das geschieht in der Verkündigung, die auch neue Wege findet und im Handeln, da, wo Hilfe und Zuwendung gebraucht wird. Dazu wünsche ich mir noch mehr Vernetzung und Mut, auch Außergewöhnliches auszuprobieren. Wir werden als Evangelische Kirche kleiner, dennoch bleiben wir eine wichtige Stimme und Partnerin in gesellschaftlichen Themen und Herausforderungen.

Was wären Sie für eine Chefin?

Ich arbeite sehr gern in einem Team, in dem jede Person sich mit ihren Gaben und ihrer besonderen Rolle einbringen kann. Dabei ist mir gegenseitige Wertschätzung und Offenheit wichtig. Ziele und Aufgaben werden gemeinsam besprochen und es wird klar miteinander vereinbart, wer für was zuständig ist. Mit haupt- und nebenamtlich Mitarbeitenden meiner Gemeinde haben wir Anfang des Jahres einen „Oasentag“ in Merzbach verbracht, an dem wir Zeit hatten miteinander zu reden, auf das letzte Jahr zu blicken, uns über unsere Werte auszutauschen und Ideen für die Zukunft der Kirchengemeinde zu entwickeln. Das hat uns allen gutgetan.

Sie wären die erste Frau bei uns. Bedeutet das etwas?

Seit 1975 sind die Pfarrerinnen der Evangelischen Kirche im Rheinland ihren männlichen Kollegen rechtlich in allem gleichgestellt. In diesem Jahr wurde ich geboren.

Obwohl es mittlerweile etwas mehr Frauen als Männer im Pfarrberuf gibt, ist der Anteil von Frauen in kirchlichen Leitungsämtern deutlich niedriger, je höher die Ebene ist.

Ich trage gern dazu bei, das zu ändern.

Wie holen Sie die nächste Generation ins Boot?

Indem ich sie mit ihren Themen ernst nehme, ihnen echte Verantwortung zugestehe und mich von ihren Ideen inspirieren lasse. Die Beteiligung junger Menschen in Leitungsgremien unserer Kirche, wie sie jetzt umgesetzt wird, ist gut. Jugendliche und junge Erwachsene sollen erfahren, dass sie Kirche gestalten können und auch Ältere sich auf Neues einlassen.

In meinem Gemeindepfarramt habe ich einen Schwerpunkt in der Konfirmand:innen- und Jugendarbeit. Teamerinnen und Teamer übernehmen Verantwortung, auch in der Verkündigung. Ich freue mich immer über die Abendandachten auf Konfi-Freizeiten, die vom Team gestaltet werden – und über die theologische Sprachfähigkeit dieser jungen Menschen.

In der Evangelischen Kirche läuft einiges falsch, zum Beispiel …

Ach, ich finde, in der Evangelischen Kirche läuft auch vieles richtig. Ich bin gern evangelisch und Rheinländerin. Es gab Fehler in der Personalplanung, begabte junge Theolog:innen wurden Anfang der 2000er entlassen, heute fehlen sie. Wir sind in manchen Veränderungsprozessen zu zögerlich und die presbyterial-synodale Ordnung, die ich grundsätzlich sehr schätze, verlangsamt auch manche Entscheidungen.

Was mich immer wieder überzeugt, in dieser Kirche weiterzumachen, ist:

Mein Glaube, der die Gemeinschaft braucht und sie in der Evangelischen Kirche findet.
Die Freiheit und Individualität, in der Gemeinden ihr Gemeindeleben gestalten können.
Die vielen Menschen, die gemeinsam Gemeinde und Kirche sind, sich vielfältig ehrenamtlich engagieren und andere unterstützen.
Die Freude, diese sich immer verändernde Kirche Jesu Christi, mitzugestalten.
Und die Überzeugung, dass das meine Berufung ist.

Das erste, was ich mache, wenn ich Superintendentin / Superintendent bin, ist:

Um Kraft und Beistand für dieses Amt beten.
Und: mich auf den Weg machen kreuz und quer durch den Kirchenkreis, Menschen treffen und ins Gespräch kommen.

Bisher arbeiteten die Superintendenten auf der Grundlage eines Modells, wonach Dreiviertel der Arbeitszeit für die Leitung des Kirchenkreises, ein Viertel für Aufgaben in der Heimatgemeinde verwendet werden. Befürworter:innen nennen das „Bodenhaftung“. Wie stehen Sie dazu?

Wenn ich gewählt werde, bliebe ich nach dem Beschluss der Synode weiterhin Pfarrerin in meiner Kirchengemeinde. Auch, wenn es dann eine volle Entlastungspfarrstelle gäbe. Ich hätte also immer noch ein Stück Heimat in Swisttal – und würde diesen Begriff auf den Kirchenkreis ausweiten.

Sicher würde mir manche liebgewonnene Tätigkeit fehlen, dennoch halte ich für die anstehenden Aufgaben die neue Regelung für sinnvoll, sie bedeutet, dass ich mich mit voller Arbeitszeit ganz auf die Leitungsaufgaben im Kirchenkreis konzentrieren könnte.

Der Kirchenkreis verantwortet drei Arbeitsfelder: Synodales Jugendreferat mit der Jugendbildungsstätte, Frauenreferat und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Wo sehen Sie die in Zukunft?

Wir sollten diese drei Arbeitsfelder mit den jetzt begonnen Strukturveränderungen und der sinkenden Pfarrstellenzahl zusammendenken und in Teilen verstärken.

Das synodale Jugendreferat und die JuBi Merzbach sind der zentrale Anlaufpunkt für Konfi- und Jugendarbeit. Hier sehe ich großes Potential, zum Beispiel Angebote für die Konfiarbeit auszubauen, die Gemeinden und Pfarrer:innen unterstützen können. Vor Augen habe ich dabei die vom Jugendreferat organisierte Fahrt zum Konficamp in Wittenberg 2017 oder den gemeinsamen Konfitag 2019 in Merzbach.

Die Corona-Epidemie hatte große Auswirkungen für Familien und besonders für Frauen im Blick auf ihre Berufstätigkeit und ihre seelische Gesundheit. Ich weiß, dass Unterstützung und Beratung durch das Frauenreferat stark angefragt sind. In der Erarbeitung und Umsetzung des Konzeptes zum Schutz vor sexualisierter Gewalt spielt das Frauenreferat eine wichtige Rolle. Darüber hinaus nimmt das Referat auch einen Bildungsauftrag war, das war zum Beispiel 2017 zum Thema „Frauen der Reformation“ sehr deutlich. Vielleicht werden wir das Frauenreferat noch stärker als bisher in andere Arbeitsfelder des Kirchenkreises mit einbeziehen. Das werden wir gemeinsame überlegen und planen.

Professionelle Öffentlichkeitsarbeit nimmt an Bedeutung zu, auch im digitalen Bereich. Sie macht uns als Kirche sichtbar, über Gemeindegrenzen und Kirchenmitgliedschaften hinaus, sie übernimmt in Teilen die Kommunikation des Evangeliums und hat einen wichtigen Anteil daran, wie wir als evangelische Kirche mit Themen des Glaubens, der Seelsorge und der Ethik in der Öffentlichkeit weiterhin präsent sind.