Pfarrer mit besonderem Auftrag

Radomir Nosek wurde am Sonntag, 20. Februar, in Meckenheim eingeführt. Man könnte sagen, er hat einen langen Weg zurück gelegt. Nun wird Radomir Nosek am Sonntag, 20. Februar, in Meckenheim in die erste landeskirchliche Pfarrstelle mit besonderem Auftrag im Evangelischen Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel eingeführt. Der Theologe entlastet den stellvertretenden Superintendenten Mathias Mölleken (Meckenheim) und leistet […]

Radomir Nosek wurde am Sonntag, 20. Februar, in Meckenheim eingeführt.

Man könnte sagen, er hat einen langen Weg zurück gelegt. Nun wird Radomir Nosek am Sonntag, 20. Februar, in Meckenheim in die erste landeskirchliche Pfarrstelle mit besonderem Auftrag im Evangelischen Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel eingeführt. Der Theologe entlastet den stellvertretenden Superintendenten Mathias Mölleken (Meckenheim) und leistet Vertretungsdienste für Pfarrerinnen und Pfarrer für die Zeit eines Kontaktstudiums. Erster Einsatzort ist Swisttal, wo Pfarrer Ernst Edelmann ab April ein Studiensemester absolviert. Die Stelle ist auf sechs Jahre angelegt.

Der 36-jährige Radomir Nosek stammt aus Třinec im Nordosten Tschechiens. Das Land ist vorwiegend atheistisch geprägt, nur zwei Prozent der Bevölkerung sind evangelisch. Auf Wunsch der Großmutter wird er lutherisch getauft, doch in der Familie aus dem Arbeitermilieu spielt Religion keine große Rolle. „Ich kannte zwar den Namen Jesus, aber das war’s“, erinnert sich der Theologe. „Ich dachte, Religion ist etwas für Menschen, die mit ihrem Leben nicht klar kommen.“ Nach der Wende, Nosek ist 16, laden ihn bekennende Christen zu einer Jugendgruppe ein. „Ich war sehr überrascht und beeindruckt, welch lebensnahen und realistischen Blick die Bibel auf das Leben und die Menschen bietet.“ Vom Vater unterstützt studiert Radomir Nosek statt der ursprünglich vorgesehenen Astrophysik dann Theologie in Prag. Er geht ein Jahr nach Straßburg und lernt, wieder zurück in Prag, seine heutige Frau Vera kennen. Sie ist ebenfalls Theologin und stammt aus Meckenheim.

Das Paar will zusammen bleiben und entscheidet sich für Deutschland als gemeinsamem Wohnort. Nach dem ersten Examen und einem 18-monatigen Zivildienst in einer Behinderteneinrichtung der tschechischen Diakonie kommt Radomir Nosek Anfang 2000 nach Deutschland. Doch sein Examen wird im Rheinland nicht anerkannt. Technisch interessiert, beginnt er eine Ausbildung als Fachinformatiker. Parallel studiert er weiter Theologie in Wuppertal, auch um besser deutsch zu lernen. Nun ändert die Landeskirche ihre Haltung. Nachdem Nosek Teile des hiesigen ersten theologischen Examens nachgeholt hat, absolviert er sein Vikariat in Essen-Kray. Als Pfarrer zur Anstellung arbeitet er an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal und in der Erlöser-Kirchengemeinde Bad Godesberg. Viel Kraft fordert die Sorge um Sohn Malte, der schwerbehindert zur Welt kommt und 2009 stirbt.

Hoffnungen auf eine Pfarrstelle macht sich Radomir Nosek nicht. Aufgrund der Familiensituation fehlt Zeit für die Vorbereitung zum zweiten Examen. Doch 2010 besteht er das zentrale Auswahlverfahren im Rheinland. „Ich bin sehr dankbar.“ Rückblickend sagt Nosek: „Ich glaube nicht an Vorherbestimmung, aber dass Gott bestimmte Absichten mit uns hat.“

In den nächsten Tagen zieht Radomir Nosek mit Frau Vera und Sohn Jakub (5) nach Meckenheim. Dort wird er im Bezirk Christuskirche verschiedene pfarramtliche Aufgaben, Gottesdienste und Beerdigungen sowie im Sommer einen eigenen Konfirmandenjahrgang übernehmen. Um Kraft zu tanken, geht er gerne in den Bergen wandern, fährt Fahrrad oder besucht eine Sauna.

Der Einführungsgottesdienst von Radomir Nosek beginnt am Sonntag, 20. Februar, um 10 Uhr in der Christuskirche Meckenheim, Dechant-Kreiten-Straße. Im Anschluss lädt der Kreissynodalvorstand zu einem kleinen Stehempfang ein.

Uta Garbisch / 23.02.2011

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