Muslime zu Besuch in der Kirche

Zu ganz ungewöhnlicher Zeit erklingen an einem Donnerstagmorgen die Glocken der Heilandkirche. Pfarrer Klaus Merkes hat den Knopf gedrückt, als eine Gruppe junger Leute kurz vor halb neun pünktlich wie verabredet in die Domhofstraße einbiegt. „Wir begrüßen unsere Gäste immer mit einem Glockengeläut“, erfahren die 20 Schülerinnen und Schüler der König-Fahad-Akademie, die begleitet von zwei […]

Zu ganz ungewöhnlicher Zeit erklingen an einem Donnerstagmorgen die Glocken der Heilandkirche. Pfarrer Klaus Merkes hat den Knopf gedrückt, als eine Gruppe junger Leute kurz vor halb neun pünktlich wie verabredet in die Domhofstraße einbiegt.

„Wir begrüßen unsere Gäste immer mit einem Glockengeläut“, erfahren die 20 Schülerinnen und Schüler der König-Fahad-Akademie, die begleitet von zwei Lehrern der Heilandkirche einen Besuch abstatten.

Willig lassen sie sich von Presbyter Jürgen Liepe am Eingang ein Gesangbuch in die Hand drücken und setzen sich wie empfohlen in die ersten Reihen der Kirche. Schließlich möchten sie an diesem Morgen im März gerne eine Kirche von innen kennen lernen, von Christen etwas über ihren Glauben erfahren und darüber, wie es in einer evangelischen Kirche zugeht und wie sich zum Beispiel ein Gottesdienst abspielt.

Aufmerksam hören sie Pfarrer Klaus Merkes zu, der ihnen von seinem Leben und seiner Tätigkeit als Pfarrer erzählt, und von Jürgen Liepe lassen sie sich informieren, was ein Presbyter ist, welche Aufgaben PresbyterInnen haben und dass die evangelische Kirche keinen Pabst als Oberhaupt hat, sondern „demokratisch“ organisiert ist.

Gerne folgen sie der Aufforderung, Fragen zu stellen und hören bei den Antworten aufmerksam und konzentriert zu. Lebhaft  wird es, als sie der Aufforderung von Elisabeth Thissen folgen und die Kirche selbständig erkunden: Altar, Kanzel, Lesepult, die Bilder des Christusweg – nichts entgeht ihrem Interesse. 

Die anschließenden Fragen zeigen, dass sie aufmerksam hingeschaut haben, aber auch, dass sie manches an Vorkenntnissen mitbringen. Was sind das für Personen auf den Bildern? Steht das alles, was da zu sehen ist, auch in der Bibel? Warum glauben Christen außer an Gott auch noch an einen Menschen? Und in einem „theologischen Crashkurs“ lassen sie sich Kreuz und Auferstehung, Trinität und Abendmahl erklären.

Mucksmäuschenstill wird es, als die Orgel erklingt, und interessiert verfolgen alle im Gesangbuch den Text von Lied 331 „Großer Gott wir loben dich“. Geschlagene zwei Stunden sind um, als die Gruppe sich verabschiedet. Deutschlehrer Alam Eldin, regelmäßiger Teilnehmer am Interreligiösen Dialogkreis Bad Godesberg, hat den Besuch in Absprache mit Elisabeth Thissen organisiert. „In den letzten Tagen hatte ich große Schwierigkeiten in der Schule“, erzählt er. Unentwegt sei er von Schülerinnen und Schülern angesprochen worden, die fragten, warum sie nicht mitkommen dürften, sie wollten auch gerne an dem Kirchenbesuch teilnehmen. „Sie dürfen gerne mit anderen Gruppen wiederkommen“, verspricht Thissen beeindruckt von der Aufmerksamkeit und der Ausdauer der jungen Leute. „Wir freuen uns über das Interesse und geben gerne Auskunft.“

 

 

 
 

 

Elisabeth Thissen /

 

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