Islam besser kennen lernen

Absolutes Neuland betritt der Evangelische Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel, wenn er zum 1. April nächsten Jahres eine halbe Stelle für „Fachberatung in Islamfragen“ einrichtet. Dies schlug der Kreissynodalvorstand den 72 Vertreterinnen und Vertretern der dreizehn Kirchengemeinden auf ihrer Herbsttagung in Bad Godesberg vor. Und Oberkirchenrat Jürgen Dembek sagte dem Kirchenkreis vor Ort die Einrichtung einer bereits […]

Absolutes Neuland betritt der Evangelische Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel, wenn er zum 1. April nächsten Jahres eine halbe Stelle für „Fachberatung in Islamfragen“ einrichtet.

Dies schlug der Kreissynodalvorstand den 72 Vertreterinnen und Vertretern der dreizehn Kirchengemeinden auf ihrer Herbsttagung in Bad Godesberg vor. Und Oberkirchenrat Jürgen Dembek sagte dem Kirchenkreis vor Ort die Einrichtung einer bereits beantragten Sonderdienststelle zu. „Dies ist in gutem Sinn ein echter Sonderdienst, ein Arbeitsfeld, das innerhalb der normalen pastoralen Arbeit nicht geleistet werden kann“, so das Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Superintendent Dr. Eberhard Kenntner nahm bereits in seinem Jahresbericht Bezug auf den Islam. So wenig das „Gemetzel in der Reformationszeit typisch evangelisch oder christlich“ gewesen sei, so wenig sei das, was heute eine „grausige Blutspur von Madrid bis Beslan über die Erde zieht, typisch islamisch“. Terror hätte keinen Nährboden, wenn es eine gerechte Weltordnung gäbe.

Die Fachberatung soll „fachlich qualifiziert, theologisch fundiert, organisatorisch und koordinierend“ arbeiten. Sie soll zur Klärung beitragen, inwieweit vor Ort eher Probleme des interreligiösen Dialogs oder eher Probleme der Integration bestehen. Gewünscht wird ein Beratungsangebot für Gemeinden sowie Pfarrerinnen und Pfarrer im Kirchenkreis.  Bildungsveranstaltungen speziell zum Islam in seinen unterschiedlichen Ausrichtungen sollen angeboten werden. Die Zusammenarbeit mit anderen kirchlichen Beauftragten für den Islam, mit Schulen und kommunalen Gremien soll verstärkt werden. Das begrüßten auch die Godesberger Bezirksvorsteherin Annette Schwolen-Flümann und Christa Düren vom Katholikenrat Bonn. Beide hatten in der Godesberger Pauluskirche ein Grußwort an die Synodalen gerichtet. „Wir müssen den Islam besser kennen lernen, was Glaube und was Politik ist“. So Ernst F. Jochum, der als Pfarrer der gastgebenden Thomas-Kirchengemeinde den Synodengottesdienst hielt.

 

Wiedergewählt

Pfarrer Dr. Eberhard Kenntner (53) aus Rheinbach wurde als Superintendent für weitere acht Jahre wiedergewählt. Er erhielt 58 von 64 abgegeben Stimmen. Ebenfalls bis zum Jahr 2012 wird die Meckenheimer Pfarrerin Angelika Zädow (39) ihr Amt als Skriba weiter versehen. Sie erhielt 57 Stimmen. Zur Wahl standen auf der Herbstsynode insgesamt vier der sieben Mitglieder des kreiskirchlichen Leitungsgremiums. Die Synodalen wählten die Presbyter Dr. Wolfgang Osterhage (56), Wachtberg und Magdalena Winchenbach-Georgi (50), Thomas-Kirchengemeinde Bad Godesberg, als erste und zweite Synodalälteste. Dr. Reinhard Renger (67), Johannes-Kirchengemeinde, ist Stellvertreter des ersten Synodalältesten. Die zweite Stellvertretung blieb unbesetzt. Darüber hinaus wählte die Synode die Mitglieder des Kreissynodalrechnungsausschusses unter Vorsitz von Christina Manig aus Bad Godesberg.

Die Synodalen verringten die Zahl der Synodalbeauftragten für kirchliche Arbeitsgebiete. Sie wollen so vermeiden, dass die in der Regel ehrenamtlich getragenen Synodalbeauftragungen Kräfte binden, die an anderer Stelle dringender gebraucht werden. In den betroffenen Arbeitsbereichen gibt es in der Regel synodale Fachausschüsse, Arbeitskreise oder hauptamtliche Mitarbeitende.

Gesamtgesellschaftliche Probleme nicht individualisieren

In seinem Rechenschaftsbericht rief Superintendent Dr. Eberhard Kenntner die Kirchengemeinden auf, sich zum Anwalt der Menschenwürde zu machen. Hartz IV und das Prinzip „Fordern und Fördern“ dürfen nicht dazu führen, das gesamtgesellschaftliche Problem fehlender Arbeitsplätze zu individualisieren. „Vermittlungsdruck auf Langzeitarbeitslose hat nur Sinn, wenn es auch zu vermittelnde Stellen gibt,“ so Kenntner.
Mit Blick auf die Publizistik im Rheinland und die Einstellung der Wochenzeitung „Der Weg“ wies Kenntner auf die Notwendigkeit einer evangelischen Kirchenzeitung „für die ganze rheinische Landeskirche“ hin. Das Nachfolge-Magazin „Chrismon plus Rheinland“ sei ein völlig anderes Produkt und könne nicht in dem Maße wie „Der Weg“ das Bewusstsein für „Kirche auch über den eigenen Kirchturm hinaus“ fördern.

 

Finanzplan

Den Haushalt für das Jahr 2005 stellten die Abgesandten aus den Kirchengemeinden in Höhe von 2,43 Mio. Euro fest (Vorjahr: 2,38 Mio.). Größte Einzelposition bleibt die kirchliche Sozialarbeit mit über einer halben Millionen Euro. Weitere rund 470.000 Euro investiert der Kirchenkreis im kommenden Jahr in die Jugendarbeit und seine Jugendbildungsstätte in Rheinbach-Merzbach. Die von den Synodalen beschlossene Rücklagen-Entnahme beläuft sich auf etwa 171.000 Euro.

Die Synodalen diskutierten erstmals Leitsätze für die Arbeit des Evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel. Das zwölfseitige Papier spiegelt die Arbeitsschwerpunkte im Kirchenkreis wieder. Dies sind Kinder- und Jugendarbeit, Schulen, Erwachsenenbildung/Kultur, Kranke und Pflegebedürftige, Spezielle Seelsorgefelder sowie Gesellschaft/Diakonie/Mission. „Es soll so viel wie möglich in den Kirchengemeinden vor Ort geschehen“, fasste Superintendent Kennter die Intention der Leitsätze zusammen. Die „Plattform für die Weiterarbeit der nächsten Jahre“ wird von der Steuerungsgruppe noch weiter konkretisiert werden und dann erneut zur Diskussion stehen.

 

 
Die Synodenpredigt von Ernst F. Jochum
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Uta Garbisch / Sven Waske /

 

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