Gegen das Vergessen

"Stolpersteine" erinnern in vielen Straßen an ehemalige jüdische Nachbarn, wie hier in der Bonner Südstadt. Die Evangelische Kirche möchte diese Erinnerung wach halten. (Foto: J.Gerhardt)

1938: Am helllichten Tag werden im November fünf Synagogen in Bonn, Bad Godesberg, Beuel, Mehlem und Poppelsdorf in Brand gesteckt, Geschäfte und Wohnungen zerstört. Daran erinnert das Pogromgedenken in Bad Godesberg am Donnerstag, 9. November 2023. Treffpunkt ist um 18.30 Uhr in der Oststraße vor der ehemaligen Synagoge. Für die Liturgie sorgt Pfarrer Tobias Mölleken […]

1938: Am helllichten Tag werden im November fünf Synagogen in Bonn, Bad Godesberg, Beuel, Mehlem und Poppelsdorf in Brand gesteckt, Geschäfte und Wohnungen zerstört.

Daran erinnert das Pogromgedenken in Bad Godesberg am Donnerstag, 9. November 2023. Treffpunkt ist um 18.30 Uhr in der Oststraße vor der ehemaligen Synagoge. Für die Liturgie sorgt Pfarrer Tobias Mölleken mit katholischer Beteiligung. Die musikalische Leitung übernimmt wie schon im letzten Jahr Norbert Butor mit seiner Posaue. Kommen Sie gerne vorbei, um innezuhalten und ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen.

Der Novemberpogrom

Am 7. November 1938 schießt der 17-jährige Herschel Grynszpan auf den Legationssekretär der deutschen Botschaft in Paris, Ernst vom Rath. Grynszpans Eltern waren kurz zuvor von Hannover nach Polen deportiert worden waren. Als vom Rath am 9. November 1938 seinen Verletzungen erliegt, dient die Tat des verzweifelten Jungen als Vorwand. Die Deutschen werden als Opfer einer angeblichen „jüdischen“ Verschwörung dargestellt, um gegen die deutschen Juden vorzugehen. Es folgt ein Pogrom, wie es in Deutschland seit Jahrhunderten nicht mehr stattgefunden hat. Was als spontaner Protest ausgegeben wird, ist eine von der NSDAP schon seit Frühjahr 1938 vorbereitete und organisierte Aktion.

In Bonn – wie auch in anderen Städten – werden die Synagogen nicht in der Nacht vom 9. November auf den 10. November zerstört, sondern am Morgen des 10. Novembers. Der entsprechende Befehl geht erst gegen Mitternacht bei der Gestapo ein. Die zuständige SS-Dienststelle Bonn wartet auf SS-Männer aus dem Umland. Sie will verhindern, dass die Beteiligten erkannt werden. Am 10. November werden am helllichten Tag die Synagogen in Bonn, Bad Godesberg, Beuel, Mehlem und Poppelsdorf in Brand gesetzt, Geschäfte und Wohnungen zerstört. In den folgenden Tagen werden viele jüdische Männer verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Nur wenige Bonner, wie die Familie Kahle, helfen ihren jüdischen Bekannten oder Freunden.