Information statt Angst

Wer in der Internet-Suchmaschine Yahoo die Stichworte „Islam“ und „Angst“ eingibt, erhält in weniger als einer Sekunde ungefähr 461.000 Einträge. „Interreligiöse Begegnungen“ erzielen hingegen nur 1.300 Eintragungen, „Islam“ und „Begegnung“ immerhin 48.000. Wie sieht der interreligiöse Kontakt eigentlich in den evangelischen Gemeinden in Bad Godesberg, dem links-rheinischen Rhein-Sieg-Kreis und in Euskirchen aus? Zum Thema „Interreligiöse […]

Wer in der Internet-Suchmaschine Yahoo die Stichworte „Islam“ und „Angst“ eingibt, erhält in weniger als einer Sekunde ungefähr 461.000 Einträge.

„Interreligiöse Begegnungen“ erzielen hingegen nur 1.300 Eintragungen, „Islam“ und „Begegnung“ immerhin 48.000. Wie sieht der interreligiöse Kontakt eigentlich in den evangelischen Gemeinden in Bad Godesberg, dem links-rheinischen Rhein-Sieg-Kreis und in Euskirchen aus? Zum Thema „Interreligiöse Begegnung“ trafen sich die Pfarrerinnen und Pfarrer des Evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel in Rheinbach.

Die Gefängnis-Seelsorger Arnulf Linden und Heike Rödder führten den Pfarrkonvent in das Thema anhand der theologischen Leitlinien der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ein. Demnach heiße Menschsein „in der Nähe Gottes sein. Darin sind alle Menschen gleich, welcher Religion sie auch immer angehören.“ Hier werde jeder „Ausgrenzungstheorie eine Absage erteilt“, so Linden. Die Leitlinien raten jedoch davon ab, „uns im gemeinsamen Gebet mit Muslimen vor Gott zu vereinen“. Doch könnten Christen und Muslime „im Sinne menschlicher Verbundenheit in einer multireligiösen Situation mit innerer Anteilnahme gleichsam nebeneinander beten“, so das Papier. Das rief den Widerspruch von Ernst Jochum hervor. Wenn letztlich alle an einen Gott glaubten, „wieso können wir dann nicht gemeinsam beten?“, fragte der Bad Godesberger Pfarrer.

Die Frage des Dialogs stand fortan im Mittelpunkt. Dieser könne nur möglich sein und weiter gehen, „wenn vorher die eigene Identität klar formuliert“ werde, betonte Edgar Hoffmann aus Euskirchen. Ohne die gegenseitige Wahrnehmung könne kein Gespräch stattfinden, wobei auch Auswüchse zu besprechen seien. Christian Werner fragte: „Was heißt denn Dialog?“ Der Godesberger Theologe wies darauf hin, dass viele Christen verunsichert scheinen. „Wird das ausgenutzt?“, fragte Werner weiter. Klaus Merkes aus Mehlem unterstrich, man müsse „überhaupt miteinander reden“. Wenn Christen dabei aber das Wesentliche – Jesus Christus – außen vor ließen, „verlieren wir unsere Identität“, warnte er. Frank Raschke riet dazu, auf „Wir-Botschaften“ zu verzichten. Der Bad Münstereifeler Pfarrer empfindet die Gegenüberstellung „Wir als Christen – Ihr als Angehörige des Islam“ häufig als verzerrend. Auf die unterschiedlichen Strömungen im Islam verwies auch Günter Schmitz-Valadier aus Wachtberg. Es gelte, „liberale Ansätze zu fördern“.

Christian Knoche-Hager berichtete von seinen Erfahrungen am Berufskolleg. In der Schule seien zunächst Respekt und keine Mission gefragt. „Sonst würden sich alle Muslime sofort abmelden.“ Frank Thönes aus Euskirchen regte an, das Thema unter mehr praktischem Fokus bald fortzuführen. Wie Christian Werner berichtete, bereitet der Kirchenkreis zur Herbstsynode im November die Einrichtung einer Stelle für Fachberatung in Islamfragen vor. „Ich kann Angst nur begegnen, indem ich mich informiere“, unterstrich daher Ernst Jochum.

 

 

 
 

 

Uta Garbisch /

 

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