Zur Wahl: Kathrin Müller

Kathrin Müller. Foto: privat.

In kurzen Interviews stellen sich die Bewerberinnen und Bewerber für die frei werdenden Positionen im Kreissynodalvorstand vor. Kathrin Müller, Jahrgang 1980, verheiratet, ein Kind, seit 2014 Pfarrerin in Wachtberg mit 75 Prozent Dienstumfang, zuvor dort im Probedienst, kandidiert als zweite Stellvertreterin der Skriba. Ist ein Amt im Kreissynodalvorstand (KSV) eine Fortführung Ihrer bisherigen Arbeit oder […]

In kurzen Interviews stellen sich die Bewerberinnen und Bewerber für die frei werdenden Positionen im Kreissynodalvorstand vor.

Kathrin Müller, Jahrgang 1980, verheiratet, ein Kind, seit 2014 Pfarrerin in Wachtberg mit 75 Prozent Dienstumfang, zuvor dort im Probedienst, kandidiert als zweite Stellvertreterin der Skriba.

Ist ein Amt im Kreissynodalvorstand (KSV) eine Fortführung Ihrer bisherigen Arbeit oder etwas Neues?

Ich kandidiere zum ersten Mal für ein Amt im KSV. Der Posten der zweiten Stellvertretung der Skriba ist dabei meines Erachtens ein guter Einstieg.

Wie erklären Sie den KSV Leuten, die gar nicht wissen, was das ist?

Der KSV ist die Leitung des Kirchenkreises. Er sorgt dafür, dass alle Gemeinden des Kirchenkreises im Blick bleiben. Auch wenn die drei theologischen Mitglieder des KSV in der Öffentlichkeit meist stärker wahrgenommen werden, sind die nicht-theologischen Mitglieder gut evangelisch in der Mehrheit.

Wo wollen Sie hin mit der Kirche von morgen?

Die Kirche von morgen wird ganz anders aussehen (müssen), als wir das kennen und liebgewonnen haben. Wir müssen es schaffen, dass die Kirche trotz geringer werdender Ressourcen nahe bei den Menschen bleibt. Wenn Menschen gute Erfahrungen in ihrer Gemeinde und den Mitarbeitenden vor Ort machen, sind sie auch eher bereit, sich zu engagieren bzw. in der Institution Kirche zu bleiben.

Wie holen Sie die nächste Generation ins Boot?

Kirchenmitgliedschaft ist immer weniger selbstverständlich. Wenn Kinder und Jugendliche gute Erfahrungen mit Kirche machen, sei es in Kindergarten, Schule, Jugendtreff … fühlen sie sich der Gemeinde verbunden. Persönliche Beziehungsarbeit vor Ort ist dabei entscheidend.

In der Evangelischen Kirche läuft einiges falsch, zum Beispiel …

Aus Angst vor Bedeutungsverlust verfällt die Evangelische Kirche gerne in Aktionismus. Da werden Papiere verfasst und viel Geld in Leuchtturmprojekte gesteckt, die doch nur wenige Menschen erreichen. Der Anteil der Verwaltung ist viel zu hoch. Das ist ein echter Zeit- und Ressourcenfresser.

Was mich immer wieder überzeugt, in dieser Kirche weiterzumachen, ist:

Dass es bei allem Ärger und Frust über Strukturen, zurückgehende Ressourcen und steigende Kirchenaustrittszahlen immer wieder schöne menschliche Erfahrungen gibt. Ein Taufkind, das mir quer über die Straße ein „Hallo, Frau Müller!“ zuruft. Ein herzliches Dankeschön nach einem intensiv begleiteten Sterbefall. Eine spontane Umarmung nach Monaten der Coronapause des Seniorenkreises.

Das erste, was ich mache, wenn ich im KSV bin, ist:

Die tollen anderen Mitglieder des KSV näher kennenlernen, Zuhören und mir einen Überblick verschaffen, wo mein Engagement gebraucht wird.

Bisher arbeiteten die Superintendenten auf der Grundlage eines Modells, wonach Dreiviertel der Arbeitszeit für die Leitung des Kirchenkreises, ein Viertel für Aufgaben in der Heimatgemeinde verwendet werden. Befürworter:innen nennen das „Bodenhaftung“. Wie stehen Sie dazu?

Ich war lange Zeit eine große Befürworterin dieses Modells. Aber in den letzten Jahren habe ich, auch im Gespräch mit Kolleg*innen anderer Kirchenkreises gesehen, dass dieses Modell heute so nicht mehr zu halten ist. Was sind 25 Prozent, wo doch die 100 Prozent nicht geklärt sind – ein Problem, das es so auch im Gemeindepfarramt gibt. Nicht so „richtig“ in einer Gemeinde zu sein, kann für beide Seiten frustrierend sein. Und ich habe sehr großes Vertrauen, dass ein*e 100-Prozent-Superintent*in auf dem Boden bleibt. Da sind wir als Kolleg*innen und Gemeinden mit in der Verantwortung.

Der Kirchenkreis verantwortet drei Arbeitsfelder: Synodales Jugendreferat mit der Jugendbildungsstätte, Frauenreferat und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Wo sehen Sie die in Zukunft?

Die Jugendbildungsstätte in Merzbach ist ein großer Schatz, den wir uns auf jeden Fall so lange wie möglich erhalten sollten. Wie oft erzählen mir Taufeltern mit strahlenden Augen von den Konfifreizeiten dort. Und diese traumhafte Kapelle ist ein Lieblingsort von mir. Beim Frauen- und Pressereferat bin ich skeptisch, ob wir die zukünftig in dieser Form halten können. Da kann ich mir gut Kooperationen mit dem Kirchenkreis Bonn vorstellen – womöglich als erste Schritte auf dem Weg zu einer Fusion der Kirchenkreise.