Von Periskopen und Trollen

Knut Dahl ist Pfarrer und gilt als Social-Media-Spezialist. Sein jüngstes Projekt: Er gehört zum Team der ekir-Facebook-Seite, die vor wenigen Wochen gestartet ist. Was das bedeutet, schildert er im Interview. Dahl: Ich spreche statt von „Spezialist“ gerne von „Teilnehmer im Selbstversuch“, das drückt für mich treffender aus, worum es mir geht. Und ja, ein wenig netzaffin […]

Knut Dahl ist Pfarrer und gilt als Social-Media-Spezialist. Sein jüngstes Projekt: Er gehört zum Team der ekir-Facebook-Seite, die vor wenigen Wochen gestartet ist. Was das bedeutet, schildert er im Interview.

Dahl: Ich spreche statt von „Spezialist“ gerne von „Teilnehmer im Selbstversuch“, das drückt für mich treffender aus, worum es mir geht. Und ja, ein wenig netzaffin sollte man/frau schon sein.

Wie viele Freunde haben Sie?

Knapp 200. Und damit ungefähr die Hälfte dessen von 16-jährigen Jugendlichen. Ich nehme lieber den Begriff des „Kontaktes“ statt den des Freundes, der Freundin.

Warum soll die Evangelische Kirche hier mitmachen?

Eine Frage scheint beantwortet. »Soll Kirche sich in den so genannten Sozialen Netzwerken engagieren?«. Seit einigen Wochen ist klar, dass es nur noch um das »Wie« der Beteiligung geht. Das muss man nicht beklatschen, das sollte man aber auch nicht verteufeln.
Niemand wird gezwungen mitzumachen, viele sind eingeladen miteinander auszuprobieren, welche Formen der Kommunikation sich durchsetzten werden und welche Möglichkeiten der Beteiligung sich daraus ergeben.
Eigentlich ist nur ein Fehler möglich: Die fortschreitende Digitalisierung der Gesellschaft vom Spielfeldrand zu beobachten, statt selber spielgestaltend zu agieren. Wer mag, wird auch den Facebook-Start der Evangelischen Kirche im Rheinland mit dem Label »Missionarisch Volkskirche sein« verbinden können.“

Was sind Ihre ersten Erfahrungen?

Durchweg positiv, das überrascht jedoch nicht. Immerhin wird die Seite von denen begrüßt, die sowieso schon bei Facebook sind.
Man muss aber nicht bei Facebook angemeldet sein um den Inhalt mitlesen zu können. Die Inhalte sind öffentlich unter facebook.com/ekir einsehbar.

Ihre spezielle Aufgabe bei der Facebookseite?

Jeweils dienstags eine kurze Betrachtung, das Periskop, ein Wortspiel aus Perikope und dem Uboot-Rüssel zum Predigttext des kommenden Sonntags. Dazu hin und wieder redaktionelle Vorschläge.

„Eine große Familie“ schrieb jemand beim Betrachten der Seiten. Treffen sich hier hier vorrangig Menschen, die sich sowieso schon kennen?

Auf der Facebook-Seite sicher nicht. Die dortigen derzeit ca. 550 „likes“ sind über die ganze rheinische Kirche und darüber hinaus verstreut.
Bei der Fanpage ist das etwas anders. Dort geht es vorwiegend um technische Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge. Gut möglich, dass das immer noch eine Männer Domäne ist. Aber wir sind nicht alles Piraten (*grins)

Gibt es „unerwünschte“ Kommentare? Einmal warb ein Lord Soundso für eine „andere gute Nachricht“. Wie gehen Sie damit um?

Noch gibt es wenig so genannte „Trolle“, die (ungute) Stimmung machen und unqualifizierte Bemerkungen fortwährend in die Kommentare schreiben. Wir haben eine geschlossene Redaktionsgruppe, in der wir uns austauschen nach der Reihenfolge: antworten?, ignorieren?, löschen?
Bislang reichte ignorieren völlig.

Bei Ihnen gibt es den „Auftanker“. Was hat es damit auf sich?

Der so genannte Auftanker ist ein Audiobeitrag. „Morgenandacht“ erschien uns für die kurzen Radiobeiträge zu bedeutungsschwer. Er wird wie das abendliche Schlusswort übrigens am meisten beachtet und „geteilt“ – also anderen „Freunden“ mitgeteilt.

Knut Dahl (45) ist Pfarrer in Meckenheim. Der dreifache Vater hat Erfahrung mit Twitter-Gottesdiensten und sorgte für Erdwärme in der Friedenskirche.

Das erste „Periskop“ der Testphase steht nur auf seinem Blog:
http://pastorenstueckchen.de/2012/06/lk157-66/

Alle anderen: immer dienstags.

 
facebook.com/ekir
 

 

Uta Garbisch / 23.08.2012

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