Unterstützen, beraten, Perspektiven schaffen

Bonn. 10. Juni 2009. Rund 10.000 Mädchen in Deutschland unter 18 Jahren werden jedes Jahr schwanger. Etwa die Hälfte von ihnen bringt das Kind zur Welt.
Unterstützung bietet der Evangelische Fachverband für Erzieherische Hilfen im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland auf der Grundlage des Evangeliums.
Er gibt Müttern und Vätern umfassende Hilfestellung bei der Erziehung ihrer Kinder. 84 Evangelische Erziehungshilfeträger im Rheinland – von Emmerich bis Saarbrücken – gehören dem Fachverband an. Sie bieten ambulante, teilstationäre und flexible Erziehungshilfen, wie Beratungsstellen, Elternschulen, teilstationäre und stationäre Gruppen und Projekte sowie Spezialangeboten für Kinder, Jugendliche und Familien.
Dort finden auch junge Mütter und Väter Hilfsangebote, die seit Jahren kontinuierlich weiter entwickelt werden.
„In unseren Einrichtungen finden junge Menschen die Unterstützung, die sie benötigen, um später ein selbstbestimmtes Leben führen zu können“, so Klaus Graf, Vorsitzender des evangelischen Fachverbandes für erzieherische Hilfen und Leiter der Evangelischen Jugendhilfe Godesheim, die ebenfalls zum Verband gehört.
Die Evangelische Jugendhilfe Godesheim bietet Unterstützung für Kinder und Jugendliche in Notsituationen. In ihren Einrichtungen betreut sie auch junge Mütter und Väter, die Familienkompetenz erst erlernen müssen.
Das Hilfsangebot der Evangelischen Jugendhilfe Godesheim ist breit gefächert. „Wir müssen den Jugendlichen von Anfang an Perspektiven bieten“, so Graf. Denn viele der Mädchen, die schwanger werden, würden in dem Kind eine Chance sehen. Eine Chance, höhere Sozialleistungen zu erhalten oder einfach einen Menschen zu haben, der einem vertraut und der immer da ist. Graf: „Viele Jugendliche versuchen so, die Familie zu gründen, die sie selber nicht haben. Ein Großteil der jungen Mädchen hat das Gefühl, sich einzig über den `Status Mutter´ Anerkennung verschaffen zu können.“
Das Format „Erwachsen auf Probe“, in dem Jugendlichen Kinder anvertraut werden, um zu testen, ob sie erwachsen sind, sieht er kritisch.
Ebenso wie Nadja Lydssan, Diplom –Sozialpädagogin und Trainerin des bundesweiten Programms „Familie im Mittelpunkt“. „Die Sendung spiegelt die Realität nicht wieder. Erwachsen sein bedeutet nicht ausschließlich, Kinder groß zu ziehen“, so Lydssan, die von November 2004 bis Sommer 2005 als „Super Nanny“ in der gleichnamigen RTL-Sendung mitwirkte. Ihrem Anspruch, Familienkompetenz zu vermitteln, würde die Sendung nicht gerecht. Um diese zu erlernen, bräuchten junge Menschen umfassende Hilfen.
Als Beraterin unterstützt Lydssan junge Familien in Notsituationen und ist als Fachkraft in der Jugendhilfebereitschaft zuständig, wenn ein Kind in seiner Familie akut gefährdet ist. „Die Familien, die wir betreuen, erhalten umfassende Hilfsangebote. Wir begleiten sie durch die Krise, unterstützen und beraten. Wir helfen bei der Strukturierung des Tagesablaufs, organisieren die Frühförderung der Kinder in den Gemeinnützigen Medizinischen Versorgungszentren `MEZ´ und helfen bei der Suche nach einem Kindergartenplatz.“
Ganz anders sei dies in der RTL-Sendung „Die Jugendlichen werden alleine gelassen mit ihren Sorgen und zahlreichen Problemen, die sie schon mit in die Sendung bringen.“
Iris Gronbach, Pastorin bei der Evangelischen Jugendhilfe Godesheim kritisiert auch einen anderen Punkt. „Die Sendung ist würdelos. Die Jugendlichen, die dort mitmachen, werden vorgeführt“, so Gronbach. „Wir müssen uns die Frage stellen: Dürfen wir mit unseren Kindern so umgehen?“
Neue Forderungen würden sich infolge dessen aus sozial-politischen Gesichtspunkten ergeben. „Aus unserer Sicht muss die UN-Kinderrechtskonvention eine stärkere Beachtung finden“, so Klaus Graf. Denn auch bei den Jugendlichen, die in der RLT-Sendung mitwirken, handle es sich meistens um Minderjährige. Graf: „Dem `Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung´ und dem `Schutz der Privatsphäre und Ehre´ wird noch nicht genug Sorge getragen.“
Pressemitteilung der Evangelische Jugendhilfe Godesheim /Foto: Godesheim /
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