Traurig und schön zugleich

Hygiene wird groß geschrieben wie hier in der Martin-Luther-Kirche in Weilerswist. Foto: Erwin Brüggemann

„Endlich sehen wir uns wieder“ – das war gewiss für viele Besucherinnen und Besucher der ersten Gottesdienste vor Ort der bestimmende Eindruck. Am vergangenen Sonntag, 10. Mai, hatten einige Kirchen in Bad Godesberg und der Voreifel ihre Pforten wieder für die sogenannten Präsenzgottesdienste geöffnet. Vier Pfarrer*innen dort schildern ihre Eindrücke so: Ein gewisses Gefühl von […]

„Endlich sehen wir uns wieder“ – das war gewiss für viele Besucherinnen und Besucher der ersten Gottesdienste vor Ort der bestimmende Eindruck. Am vergangenen Sonntag, 10. Mai, hatten einige Kirchen in Bad Godesberg und der Voreifel ihre Pforten wieder für die sogenannten Präsenzgottesdienste geöffnet. Vier Pfarrer*innen dort schildern ihre Eindrücke so:

Ein gewisses Gefühl von Gemeinschaft – Kirchengemeinde Weilerswist

„Mein Eindruck war, dass sich die Gottesdienstbesucher, die da waren, sehr gefreut haben, wieder in der Kirche feiern zu können und einander wieder zu sehen. Das Singen mit Maske durch einige Mitglieder des Kirchenchores ging erstaunlich gut. Da unsere Kirche nicht so groß ist, gab es trotz Abstandsregeln dennoch ein gewisses Gefühl von Gemeinschaft.

Mundschutz und Abstand sind Gebote im Gottesdienst. Foto: Erwin Brüggemann

Wir hatten ja zwei Kurzgottesdienste angeboten, einen um 10.00 Uhr zur gewohnten Gottesdienstzeit und einen um 10.45 Uhr. Zum ersten Gottesdienst waren einschließlich Pfarrerin, Küster und Kirchenmusiker 22 Gemeindemitglieder da, das bewegt sich im unteren Bereich unserer sonstigen Gottesdienstbesucherzahlen. Von einigen älteren Gemeindegliedern war mir bekannt, dass sie vorläufig keine Präsenzgottesdienste besuchen wollen, wozu ich sie auch ermutigt habe, wenn sie Bedenken haben. Zum zweiten angebotenen Kurzgottesdienst kam nur ein Gemeindemitglied, das gleichzeitig Presbyteriumsmitglied ist. Da die Person sagte, dass wir für Sie nun keinen eigenen Gottesdienst feiern müssten, fiel dieser zweite Termin aus.

Wir wollen jetzt im Mai noch weiter beobachten, ob sich diese erste Erfahrung verstetigt, dass wir bei Einhaltung der Abstandsregeln in unserer Kirche gut mit einem Gottesdienst zur gewohnten Gottesdienstzeit auskommen. Sollte dies der Fall sein, werden wir ab Juni wieder nur einen Gottesdienst anbieten, der aber kürzer als gewohnt bleiben soll.“
Pfarrerin Renate Kalteis

Zaghafter Besuch ohne Geisteratmosphäre – Thomas-Kirchengemeinde Bad Godesberg, Pauluskirche

„In der Pauluskirche es war noch ein zaghafter Besuch mit etwa 15 Personen, wir haben gleichzeitig den Gottesdienst auch weiter online gestellt. Alle waren sehr froh, wieder live in ihrer Kirche sein zu können. Es war viel leichter, mit echter Gemeinde, statt nur online zu feiern – Predigt und Liturgie sind eben doch echtes Kontakt- und Kommunikationsgeschehen von Angesicht zu Angesicht.

Es war aber weniger Geisteratmosphäre, als wir und die BesucherInnen es erwartet hatten. Der Gesang von Nicola Oberlinger mit Angelika Buch hat sehr zur guten Atmosphäre beigetragen.“
Pfarrer Jochen Flebbe

Traurig und schön zugleich – Thomas-Kirchengemeinde Bad Godesberg, Christuskirche

„Am 10. Mai feierten wir nach zwei Monaten den ersten Gottesdienst in der Christuskirche. Die Menschen sind aufgerufen, weiter die Online-Gottesdienste zu schauen. Aber zehn Leute sind gekommen. Wir kennen uns alle. Alle sitzen weit auseinander und haben Schutzmasken an. Ich bin den Tränen nahe, weil es so trostlos aussieht und andererseits so schön ist, wieder mit echten Menschen zu feiern. Wir dürfen noch nicht einmal singen. Aber die engelsgleiche Stimme unserer Kantorin Barbara Dünne tröstet mich.

Hoffentlich trauen sich in den kommenden Wochen wieder mehr Menschen zum Gottesdienst. Wir haben gut vorgesorgt, dass sich niemand ansteckt. Das Leben muss doch irgendwie weiter gehen, denke ich.“
Pfarrer Oliver Ploch

Gesang vermisst, kein Platzproblem – Kirchengemeinde Bad Münstereifel

„Die Kirche war besucht wie an einem etwas ‚mauen Sonntag‘, das heißt, es waren zirka 45 Personen da. Die ganz alten Stammgäste fehlten, wahrscheinlich aus Angst. Bei allem Verständnis für unsere Sicherheit, erschreckt mich immer wieder, dass Menschen aus Angst nicht mehr zum Gottesdienst kommen. Irgendwie ist das verkehrt, sagt mir mein Herz.

Großes Verständnis für Sicherheit: Pfarrer Frank Raschke trägt eine Mund-Nasen-Maske. Foto: Kirchengemeinde

Wir haben in unserer Kirche zwar nicht 45 Einzelplätze, aber es waren Familien und Ehepaare gekommen, so dass wir mit dem Platz gut hinkamen. Wir haben jeden Besuchenden mit Listeneintrag erfasst. Wir haben sogar einen Nachkaffee gehabt. Alles hygienisch und die Menschen standen nachher beim schönen Wetter draußen auf der Wiese mit Kaffee mit großem Abstand.

Der Gottesdienst selbst: Er war kürzer als sonst, denn es fehlte einfach der Gesang, auch der der Liturgie. Die ganze Zeit einen Mundschutz zu tragen, ist für viele Menschen atmungstechnisch sehr unangenehm. Alle haben sich trotzdem positiv geäußert, nach dem Motto: Endlich sehen wir uns wieder. Ich habe aber auch eine Beschwerde per Mail bekommen, welche die Maskenpflicht und das Singverbot kritisiert. An diesen beiden Punkten – Maskenpflicht die ganze Zeit über und kein Gesang – muss auf Dauer gearbeitet werden. Ob man zum Beispiel Plexiglaswände aufstellt für Singende? Alle waren sich jedenfalls einig, dass ein Gottesdienst auf dem Bildschirm den echten Gottesdienst nicht ersetzen kann.“
Pfarrer Frank Raschke