Stolperstein für Paula Klinger

Foto: Kirchengemeinde Euskirchen
Die Evangelische Kirchengemeinde Euskirchen hat einen Stolperstein für Paula Klinger gestiftet. Paula Klinger wurde am 9. Februar 1919 in Euskirchen geboren. Dort lebte sie zusammen mit ihren Eltern und ihren drei Geschwistern in einem Haus in der Ursulinenstraße, wo ihr Vater Samuel Klinger ein Bekleidungsgeschäft betrieb.
Die Familie Klinger war polnisch-stämmig und hatte nur eine befristete Aufenthaltserlaubnis. Am 28. Oktober 1938 wurde Paula Klinger, ihr jüngerer Bruder Artur und ihre Eltern nach Bentschen/ Zbąszyń gebracht und dort interniert. Ihr Euskirchener Nachbar Isidor Mayer, mit dessen Familie die Klingers eine Freundschaft pflegten, beschreibt in einem Brief an seine Tochter den Abtransport der Familie: „Gestern Mittag fuhr ein großes Auto vor, und nachdem Klinger in aller Eile einige Sachen gepackt hatte, fuhr die ganze Familie weg. [ … ] Alle Wohnungen sind polizeilich versiegelt worden [ … ].“
Diese als „Polenaktion“ bezeichnete Zwangsausweisung war die erste Massendeportation aus dem Deutschen Reich. Die Bedingungen vor Ort in Zbąszyń waren vor allem in den ersten Tagen und Wochen katastrophal. Allmählich entstand ein Auffanglager mit Notunterkünften, in denen mehr als 8.000 Menschen teilweise monatelang festsaßen. Jüdische Hilfsorganisationen wie das American Joint Distribution Committee unterstützten sie. Dank ihrer Hilfe gelang es Hanna Klinger nach einer langen Fahrt durch Sowjetrussland, Persien und Saudi-Arabien in Palästina einzureisen und so der weiteren Verfolgung durch das Nazi-Regime zu entgehen.
Paulas Eltern Samuel und Sara kehrten nie wieder zurück. Sie wurden Opfer des Holocausts. Was genau mit ihnen geschah ist bisher nicht bekannt.

Text (auszugsweise) und Fotos: ev-kirche-euskirchen.de