Schon vor Erscheinen bejubelt und verrissen

Seit Projektbeginn im Jahr 2001 wird die „Bibel in gerechter Sprache“ diskutiert. Nun ist das 2400 Seiten starke Buch erschienen. Auch durch Unterstützung aus der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). Ist die Bibel „gerecht“ geworden? Von Gott wird in der neuen Übersetzung weiblich und männlich gesprochen. Jesus sammelt Apostelinnen und Apostel um sich. Die 54 […]

Seit Projektbeginn im Jahr 2001 wird die „Bibel in gerechter Sprache“ diskutiert. Nun ist das 2400 Seiten starke Buch erschienen. Auch durch Unterstützung aus der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). Ist die Bibel „gerecht“ geworden?

Von Gott wird in der neuen Übersetzung weiblich und männlich gesprochen. Jesus sammelt Apostelinnen und Apostel um sich. Die 54 Übersetzerinnen und Übersetzer hatten sich viel vorgenommen: Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse sollten aufgenommen werden.

Erfahrungen aus dem jüdisch-christlichen Dialog sollten helfen, antijüdische Formulierungen zu vermeiden. Hinter die gesellschaftlichen Veränderungen durch die Diskussionen einer „inklusiven Sprache“ wollten sie nicht zurück.

 

 

Herausgekommen ist ein Werk, das schon vor seiner Präsentation auf der Frankfurter Buchmesse bejubelt und zerrissen wurde. So hält es beispielsweise der Schriftsteller und Übersetzer Gisbert Haefs für überflüssig und misslungen. Der Bonner Theologieprofessor und Bibelwissenschaftler Günter Röhser lobt hingegen die Berücksichtigung neuester wissenschaftlicher Erkenntnis. Trotzdem ist aus seiner Sicht Kritik an vielen einzelnen Stellen nötig.

 

 

Die Übertragung solle vor allem dem Urtext gegenüber gerecht werden, sagte bei einem Bonner Streitgespräch Co-Herausgeber Professor Dr. Frank Crüsemann (Bethel). Jede Übersetzung müsse zwischen Ausgangstext und heutiger Sprache balancieren, so Mitherausgeberin und Theologie-Professorin Dr. Helga Kuhlmann (Paderborn).

Die Wurzeln der „Bibel in gerechter Sprache“ gehen bis in die achtziger Jahre zurück. Zu Kirchentagen entstanden erste Textalternativen zur üblichen Luther-Übersetzung. Seit 2001 wurde an den endgültigen Übersetzungen für die neue Bibel gearbeitet.

Die Entstehungskosten von rund 400.000 Euro wurden über Spendenmittel finanziert, auch aus dem Rheinland. Neben Einzelpersonen haben beispielsweise die Evangelische Frauenhilfe im Rheinland das Buch Exodus mitfinanziert. Der Kirchenkreis Gladbach-Neuss engagierte sich für die Übersetzung des Buchs „Über die Zeit Josuas“. „Frauen Leben im Pfarrhaus“ förderte den Abschnitt „Über die Zeit der Apostelinnen und Apostel“.

Südwind und Oikocredit finanzierten die Übertragung des Buchs Deuteronomium. Auf der Liste stehen weiter: die Landeskirche, der Synodalausschuss Frauenfragen des Kirchenkreises An der Agger, die Evangelische Frauenarbeit im Rheinland (efir), die Solidarische Kirche im Rheinland, das Frauenreferat, die Matthäikirchengemeinde Düsseldorf.

Außerdem wurden die Texte über mehrere Jahre von Gemeinden erprobt und diskutiert. So konnten Anregungen der über 300 Gruppen und Einzelpersonen in den Übersetzungsprozess einfließen. Nach fünf jähriger Arbeit ist nun ein Werk entstanden, das mit seinem besonderen Profil positive und negative Kritik auslöst.

 

 
im Detail: die Bibel in gerechter Sprache
zum Hören: Kommentare zur Bibel in gerechter Sprache
 

 

Sven Waske / 31.10.2006

 

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