Queer leben in unseren Gemeinden

Sabine Cornelissen stellt die Broschüre vor. Foto: Uta Garbisch
Eine Kirche für alle? Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, ist es nicht immer. Daher hat der Synodale Fachausschuss für Frauenfragen sich mit dem Thema “Queer leben in unseren Gemeinden” beschäftigt.
“Queer” war ursprünglich ein englisches Schimpfwort, etwa für Lesben und Schwule. Seit den 1980er Jahren nutzen es queere Communities aber als stolze Selbstbeschreibung. Herausgekommen ist nun eine zwölfseitige Broschüre. Sie gibt einen Überblick, regt zur Reflexion an und stellt den biblischen Befund zu geschlechtergerechter Vielfalt vor. Frauenbeauftragte Sabine Cornelissen im Interview.
Warum hat sich der Fachausschuss das Thema zu eigen gemacht?
Es ist ein Thema, mit dem sich vielfach die jüngere Generation beschäftigt, also unsere Kinder und Enkelkinder, und darüber dann auch wir. Außerdem sind mit Janine und Hanna zwei junge Frauen zu unserem Frauenausschuss dazugestoßen, die uns aus ihrer Sicht sehr gut unterstützen konnten.
Fast zeitgleich ploppte das Thema in der EKiR und der EKD auf. Meine Kollegin Irene Diller, Stabsstelle Vielfalt und Diversity im Landeskirchenamt in Düsseldorf, wird Anfang nächsten Jahres unter queer.ekir.de eine Seite zum Thema LGBTQ freischalten.
Unser Heft ist ein Angebot, sich näher mit der Thematik zu beschäftigen und über Konsequenzen im Gemeindealltag und in der Seelsorge nachzudenken.
Was ist das Ergebnis?
“Gott liebt alle Menschen unabhängig ihrer sexuellen Orientierung” – diese Aussage schien für uns gerade auch mit Blick auf die bisherigen Beschlüsse der evangelischen Kirche selbstverständlich zu sein. Allerdings können da wohl längst nicht alle Gläubigen mitgehen.
Es war uns wichtig zu zeigen, dass queere Menschen bislang auch im kirchlichen Raum ausgegrenzt und verletzt werden. Wir wollen an unsere Verantwortung appellieren, in unserer Kirche alle willkommen zu heißen und niemanden auszugrenzen. Dazu gehört die eigene Standortbestimmung sowie ein sensibler Umgang mit Menschen, die uns anvertraut sind.
Aussagen wie “Vielfalt als Bereicherung erleben” und “Null Toleranz gegen Diskriminierung und Gewalt” sind eigentlich selbstverständlich, sie wollen aber gelebt werden.
Wie geht es weiter?
Ich hoffe sehr, dass sich haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende mit der Broschüre befassen und für sich überlegen, welche Konsequenzen sie für ihre Arbeit daraus ziehen: Sind es vielleicht weitere Schulungen in ihrer Gemeinde, die sie zum Thema anbieten wollen? Kann das Heft als Grundlage für Gemeindegruppen und für die Arbeit mit Konfirmand*innen dienen?
Ich bin jederzeit ansprechbar und kann je nach Schwerpunkt Referent*innen vermitteln.