Predigt von Angelika Zädow und Christian Werner

Um Weisheit ging es unter anderem im Dialog des „Alten“ und der „Neuen“. Ihre Predigt vom Freitag, 9. Januar 2009, ist hier nachzulesen. Vorwort Christian: Die Gnade… Der Alte und die Neue, liebe Gemeinde, der alte Assessor und die neue Assessorin, stehen hier vor Ihnen, die Neue schon ein Bisschen größer als der Alte, oder […]

Um Weisheit ging es unter anderem im Dialog des „Alten“ und der „Neuen“. Ihre Predigt vom Freitag, 9. Januar 2009, ist hier nachzulesen.

Vorwort Christian:
Die Gnade…
Der Alte und die Neue, liebe Gemeinde, der alte Assessor und die neue Assessorin, stehen hier vor Ihnen, die Neue schon ein Bisschen größer als der Alte, oder sagen wir genauer, schon ein Bisschen erhöhter – mit zwei unterlegten Kisten Sie ist ja auch der Krippe mit dem Kind viel näher.
Aber beide sind wir angeschlagen. Angelika Zädow hat den rechten Arm in Gips. Und macht mal wieder alles mit Links. Und bei mir hat sich in dieser Woche alles verflüssigt. Wie gut, dass ich noch vor Jahresfrist so gewichtig war, dass Sie an diesem Lesepult überhaupt noch jemanden erkennen können.
Meine Hauptsorge in dieser Woche: Wie soll ich denn so zum Kind in der Krippe kommen?, hat Angelika tröstlich gekontert: Keine Sorge, das Kind in der Krippe nimmt einfach alle so, wie sie zur Zeit sind.
Nun gut, dann wollen wir uns heute einmal in der Predigt im Dialog versuchen. Denn zwei, die angeschlagen sind, sollten zusammen halten.
Dann ist es auch egal, ob alt oder neu.
Viel wichtiger ist es, das alte Evangelium neu zu hören. Als Lesung ist uns vorhin Matthäus 2, die Weihnachtsgeschichte vom Epiphaniasfest vor drei Tagen, die Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland, schon nahe gebracht worden. Wir kennen sie alle. Aber sie will mehr, als nur bekannt sein.
Vor allem will sie ohne legendenhafte Frömmigkeit gehört werden. Nach der Legende waren es damals drei Personen. Und man kennt sogar ihre Namen. Irgendwann sind sie gestorben, und die fromme Legende hat ihre Gebeine im Kölner Dom ihre letzte Ruhe finden lassen. Der ist zur Zeit so eiskalt, dass so gar das Weihwasser zugefroren ist.
Nun, an dieser Stelle dürfen wir frohen Herzens evangelisch sein. Hier zwar nicht weit weg vom Kölner Dom, aber eindeutig in einem Raum, wo man nur seine eigenen Gebeine mitbringen kann. Auch wenn einzelne schon gebrochen sind oder sich teilweise verflüssigt haben. Aber der Raum ist wenigstens geheizt.
Ich gebe zu: Man kann dem Charme umherziehender katholischer Sternsinger erliegen und stets auf’s Neue denken: Ham wa nich, wir Evangelen.
Doch: Heute, liebe Gemeinde, heute ist der Kreissynodalvorstand des Evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel  d i e Stern-singertruppe schlechthin:
die einen sind und bleiben dabei,
die anderen kommen neu hinzu,
und die dritten ziehen weiter.
Und alle haben Sie (sie) Ihren (ihren) Charme! Sie werden es nachher bei der Entpflichtung und bei der Einführung sehen und merken.
Doch jetzt bin ich schon selber einer legendenhaften evangelischen Frömmigkeit verfallen.
Deshalb schnell zurück zur alten Geschichte – neu bedacht.

 

Angelika: Du Christian, sag mal: Bist Du eigentlich weise?

Christian: Wie meinste das denn? Weise, hm, ich würde sagen, ich mach manches gut und anderes auch weniger, in manchen Dingen handle ich – hoffentlich – klug oder vernünftig, aber weise? Ich weiß nicht…

Angelika: Ich hab mal im Lexikon unter „Weisheit“ nachgeschaut. Da steht: „eine vorwiegend auf praktische Lebensbewältigung gerichtete Erfassung des aus seinen Zusammenhängen erkannten Lebenssinnes.“

Christian: Aha. Na und?? Wie kommste denn überhaupt drauf??

Angelika: Weil es in unserem Predigttext um weise Männer geht. Nicht klug oder vernünftig, sondern weise!

Christian: Magoi steht da, Gelehrte, Wissenschaftler, und in diesem Fall eben Gelehrte, die sich mit den Sternen auskannten.

Angelika: Ja, aber ich weiß nicht… Weise sein… Irgendwie bedeutet das doch mehr als nur viel zu wissen oder ne große Festplatte zu haben. Oder sind die einfach nur dem Stern gefolgt, weil sie neugierig waren?

Christian: Bestimmt waren sie neugierig. Und was heißt hier „nur“? Neugierig zu sein, Dinge zu entdecken – sogar im KSV oder auf der Landessynode – ist doch eine ganz gute Motivation. Denk doch mal an Mose: Als der den brennenden Dornbusch entdeckte, war er schlichtweg neugierig.

Angelika: Hm, da hast Du recht, trotzdem: Mose war – zumindest da – doch nicht weise. Er hatte nicht im Traum damit gerechnet, Gottes Stimme dort zu hören.

Christian: Meinst Du denn, das ist den Weisen anders gegangen?

Angelika: Irgendwie schon, finde ich. Bei der Definition aus dem Lexikon stand was von Zusammenhängen und Lebenssinn. Ich stelle mir vor: die Drei entdeckten etwas erstaunliches, besonderes, etwas, das sie nicht kannten. Und als Gelehrte treibt sie die Neugier, diesem Erstaunlichen auf den Grund zu gehen. Aber zugleich müssen sie sich doch irgendetwas weiterführendes davon versprochen haben. Irgendeinen tieferen Sinn, einen Zweck, einen Nutzen.

Christian: Ja klar, Jupiter, der Stern der Könige, und Saturn, der Stern der Juden, traten damals so dicht zusammen, dass sie wie ein einziger Stern erschienen. Das bedeutete nach der Astrologie jener Zeit, dass bei den Juden ein König von hoher Bedeutung geboren worden sei.

Angelika: Und von diesem neuen König müssen sie sich etwas erhofft haben. Mehr als von einem gewöhnlichen König. Sonst hätten sie sich doch nie auf den langen Weg gemacht.

Christian: Vielleicht ist es das: den Dingen wirklich auf den Grund zu gehen, heißt nicht, Wissen abrufen oder nen Mausklick am Computer, sondern eben dieses „Sich auf den Weg machen“, dieses Suchen nach dem eigentlichen und tiefen Sinn oder „Lebenssinn“ wie die Lexikondefinition sagt. Weil man die letztgültige Wahrheit eben nicht einfach hat, sondern sich in Bewegung setzen muss.

Angelika: Weise wäre dann jemand, der nicht an einem Ort bleibt, sondern in Bewegung ist, der mehr sehen, hören und verstehen will als das, was vor Augen ist.

Christian: Vielleicht könnten wir dann ja alle weise sein – wer weiß?
 In unserem Kirchenkreis ist auf jeden Fall viel Bewegung möglich. Man kann aufeinander zugehen.

Angelika: Können auf jeden Fall, aber auch wollen?

Christian: Wie meinste das denn schon wieder?

Angelika: Ich meine: weise sein muss man wirklich wollen, sonst dreht man beim ersten Hindernis gleich wieder um.

Christian: Achso, Du meinst Herodes, den ….

Angelika: Genau!!!

Christian: Also schlau war der ja, das muss man ihm lassen. Als die Weisen kamen, ahnte er, dass er irgendwas verpasst hatte.

Angelika: Aber weise war der nicht! Sonst wäre er doch augenblicklich los gezogen, um vor den Dreien da zu sein.

Christian: Angst hatte der, nichts als Angst: da könnte jemand seinen Einfluss und seine Macht schmälern. Irgendwer könnte besser sein oder angesehener oder reicher.

Angelika: Irgendwie kommt mir das bekannt vor. Ich meine ja, wir haben neben einzelnen Herodesen unserer Zeit vielmehr noch so was wie ein herodianisches Strukturproblem.

Christian: Na klar, wenn ich an so manche machtbesessene Herrscher denke, unbelehrbar, die auf Kosten ganzer Völker ihr Unwesen treiben oder auch an geldgeile Finanzjongleure, die nicht das große Ganze, sondern nur sich selber im Blick haben.

Angelika: Naja… auch… aber ich finde es zu leicht, einfach auf einzelne zu schimpfen. Die Frage ist doch, wie leben wir denn, nicht nur persönlich, sondern eben im Blick auf das große Ganze. Alle reden von Globalisierung, aber sind wir denn überhaupt fit dafür, global zu denken und zu handeln? Die Vorteile weltweiter Vernetzung gebrauchen wir natürlich gerne. Wie ist das Wetter am Urlaubsort, rund um die Welt jetten. Wer macht das nicht?

Christian: Ist doch auch schön, andere Länder und Kulturen kennen zu lernen.

Angelika: Klar, aber das ist ja nur die eine Seite. Inwieweit wollen wir denn wirklich etwas von der Kultur wissen, uns  mit dem Fremden Beschäftigen, uns davon inspirieren lassen, vielleicht sogar etwas in unser Denken, Handeln, in den Glauben und die Kirche hinein nehmen?

Christian: Das kann man doch gar nicht schaffen, dafür sind die Eindrücke viel zu viel.

Angelika: Das meine ich ja. Aber dann kann ich auch ins Museum gehen oder mir nen Reisebericht anschauen. Global zu leben und zu handeln, heißt doch aber: so wie die drei Weisen zu sein. Aus der Ferne sind sie aufgebrochen und hatten mit dem jüdischen Glauben nun wirklich nichts zu tun.

Christian: Stimmt. Als Sterndeuter betrieben sie eine Kunst, die ja noch dem alten Testament als zutiefst heidnischer Aberglaube galt.

Angelika: Und trotzdem sind sie dem Stern gefolgt, der sie in eine völlig fremde Welt führte.

Christian: Dann ist für uns heute die Frage, ob wir uns denn auch in eine völlig fremde Welt führen lassen.

Angelika: führen lassen wollen

Christian: Mein ich doch! Betrifft ja auch uns als Kirche, als Gemeinden, als Kirchenkreis. Wollen wir uns überhaupt bewegen, weise bewegen, auf unbekanntes Terrain begeben, neues wagen, uns mit Fremden  und auf Fremdes einlassen?

Angelika: Ja, das ist für mich auch die Frage, und sie betrifft alles, was uns als Kirche zur Zeit beschäftigt: Finanz- und Strukturfragen, Gebäudebestand, Arbeitsgebiete, Nachbargemeinden usw. Und ich fürchte, solange uns die eigenen Nachbarn in der Kirche noch fremd sind, sind wir längst nicht fit, um uns wie die Weisen auf den Weg zu machen.
Christian: Och, das kommt drauf an, wer uns denn führt, lach, der Superintendent zum Beispiel.

Angelika: Solange der dem Stern hinterher läuft, ist ja alles in Butter.

Christian: Ich denke, das tut er von ganzem Herzen, mit großer Sorgfalt
und schneller Auffassungsgabe. Der sitzt doch mittendrin in
Rheinbach und schaut durch sein Fernrohr in alle
Richtungen. Und wenn er über einer Gemeinde einen Stern
aufgehen sieht, ist er glücklich und saust schnell hin mit
seinem Auto ohne Stern. Wir können froh sein, dass wir einen weisen Superintendenten haben.
Und er tut es eigentlich nie nur alleine. Er ist transparent und beteiligt andere.
Die Weisen damals waren auch mehrere. Vielleicht drei wie Superintendent, Assessorin und Scriba. Eine vertraute Runde, die ich sehr vermissen werde.
Oder sieben wie der stimmberechtigte Kreissynodalvorstand, oder dreizehn mit allen Stellvertretern – und die ganze Superintendentur mit ihren stets hilfreichen Damen als gepflegte Sternwarte noch dazu und das Verwaltungsamt – die Rechenmagier schlechthin.

Angelika: Alles andere wäre herodianisch.

Christian: Genau.

Angelika: Herodes wollte auch aufbrechen. So hatte er es den Weisen
gesagt. Er wollte auch anbeten. Doch für Herodes war
Anbetung gleichbedeutend mit Mord und Totschlag.
Und das alles, obwohl er sogar genau in die Bibel geschaut
hatte und nicht nur ins Fernrohr. Mit allen Theologen, die er
damals zur Verfügung hatte, und die sagten ihm: ‚In
Bethlehem soll der Christus geboren werden.’

Christian: Vergiftete Gebete und mörderische Religiosität erfahren wir
auch heute, von denen, die auch in heilige Schriften schauen.

Angelika: Stimmt. Wenn im Namen Gottes Tag für Tag Menschen
ermordet werden.

Christian: Das heutige Israel ist herodianisch.
Wir beide, Angelika, gehören einer Generation an, die keinen
Juden umgebracht hat. Wir haben das Recht, auch wenn wir
Deutsche sind, ganz entschieden zu sagen: So geht es nicht.
Das ist unverantwortlich, was in Israel läuft – in Gaza und
auch in Bethlehem.

Angelika: Ja, das sehe ich genauso. Auch wenn uns vorgehalten wird,
dass es auch in unserer Kirchengeschichte herodianische
Phasen gegeben hat und Menschen im Namen des
dreieinigen Gottes gefoltert und getötet wurden.

Christian: Das war und bleibt schrecklich. Aber vielleicht sind wir heute
aufgeklärter und auch frömmer.

Angelika: Manchmal schon. Mit den Weisen unter den Sprechern
anderer Religionen sind wir uns heute immerhin darin einig,
dass echter Glaube und religiös instrumentalisierter
Fanatismus nicht vereinbar sind. Herodes ist kein Vorbild.

Christian: Und alle heutigen Politiker, die die Religion für ihren eigenen
Willen zur Macht zu missbrauchen wagen, dürfen es auch
nicht sein. Denn was sie tun, ist nicht fromm, sondern schamlos.

Angelika: Herodes steht für eine perverse Religiosität, die, statt sich an
Gott zu freuen, sich nur an sich selber ergötzt.

Christian: Das wäre für unseren Kirchenkreis das Schlimmste, wenn wir
uns nur an uns selber ergötzten. Das darf kein Einzelner,
kein Gremium, keine Gemeinde. Eine nur mit sich selbst
beschäftigte Kirche ist ein Grauen.
Da höre ich bis hierher das hässliche Lachen des Herodes, das nur angstbesetzt ist.

Angelika: Der gottlose Mordanschlag auf alle bis zu zweijährigen
Kinder wurde nicht in weiter Ferne bei den Heiden, sondern
mitten in der heiligen Stadt Jerusalem gefasst.

Christian: Dort, wo der erwachsene Jesus ja dann auch tatsächlich
ermordet wurde.

Angelika: Doch der Stern leuchtete hier Herodes zum Trotz weiter. Ja,
er ging vor den Weisen her, bis er über dem Ort stand, wo
das Kind war.

Christian: An dieser Stelle möchte ich Dir, Angelika, meinen Wunsch
mit auf deinen Weg geben, Deinen persönlichen Weg, aber
vor allem auch den als der neuen Assessorin. Und ich
schließe gleichzeitig alle anderen gegenwärtigen und neuen
Mitglieder des Kreissynodalvorstands mit ein: Ich wünsche
Dir Orientierung, wo auch immer und wie auch immer Du
unterwegs bist. Bitte nicht auf der Stelle treten. Bitte nicht um
Dich selber kreisen. Sondern den Stern sehen und
aufbrechen.

Angelika: Vielen Dank. Orientierung und Gradlinigkeit wünsche ich mir auch. Was meinst Du: wie sieht der Stern heute?

Christian: Nichts anderes als damals: „Trotz allem Heidentum zu
preisen und zu loben das Evangelium“ (EG 136,4) Bei Dir
wahrscheinlich besonders auch über die Musik.
Das Kind finden, niederfallen, anbeten, schenken. Innigkeit in
der Gottesbeziehung, im Gebet. Ein Wort Gottes hören,
vielleicht im Traum, anders wieder nach Hause ziehen, als
man hergekommen ist.

Angelika: Ja, genau, anders, verändert, froh und bereichert. Und was bringen wir vorher mit? Zur Krippe, zum Kind?

Christian: Keine Schätze, jedenfalls keine materiellen, auch keine innersynodalen, keine Umlagen, kein Gold, keinen
Weihrauch, keine Myrrhe.

Angelika: Sondern?

Christian: Es reicht, wenn wir selber mitbringen: „Mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut“ – das Kind nimmt alles hin. Auch das, was wir an uns nicht so gerne mögen: unser Versagen mitbringen, unsere Schuld und Scham.

Angelika: Dann ist der Stern nichts als das Kind in der Krippe. Dieses Kind führt uns den Weg.

Christian: Genau.

Angelika: Ja, Gott ist ein Kind. Schwach sein können wird zur Stärke.
  Nicht immer schon wissen, sondern fragen können.
  Nicht leisten und besitzen müssen, sondern sich beschenken
lassen können, annehmen können.

Christian: Nicht sich behaupten müssen, sondern sich hingeben
können.
Nicht fertig sein, sondern werden können.

Angelika: Das sind jetzt geistliche Dimensionen, die der Atmosphäre in
unserem Kirchenkreis und der ganzen Kirche gut tun.

Christian: Vielleicht haben sie auf der letzten Kreissynode gefehlt?

Angelika: Nicht gefehlt, sie waren vielleicht kurz verschütt.

Christian: Gemeinsam zum Kind in der Krippe gehen, egal, zu welcher Gemeinde wir jeweils gehören…

Angelika: Oder in seiner Gemeinde zum Kind in der Krippe gehen und gleichzeitig wissen, die anderen tun es auch in ihrer…

Christian: Das wird uns wie die Weisen hoch erfreut sein lassen…

Angelika: Das wird das  Vertrauen im Kirchenkreis stärken und immer
wieder neu wecken.

Christian: Dann kommt unsere Kirche wieder richtig in Bewegung.
Und ich bleibe nie nur an meinem Ort im Osten oder Westen des Kirchenkreises, sondern ich suche seinen Ort, die Krippe mit dem Kind.

Angelika: und dann niederfallen vor dem Kind wie die Weisen.
Von ‚Proskynein’ ist da sogar die Rede: Man kniet nieder,
berührt mit der Stirn die Erde.

Christian: Deshalb denke ich, Angelika: So müsste eigentlich gleich Eure Einführung sein. Hinknien. Die Vorstellung, man täte es vor dem Superintendenten, ist völliger Blödsinn.
Wer in ein kirchenleitendes Amt eingeführt wird, muss vor
dem Kind knien. Mindestens so. Das ist meine Meinung.
Aber wahrscheinlich wird es wieder diese evangelisch unierte, also gemilderte Form des standing-in geben.
Schade eigentlich.

Angelika: Na, nun sieh das mal nicht so streng. Wie Du weißt, bin ich da zwar Deiner Meinung, aber das eigentliche ist doch der Segen, das „berührt werden“ und das Wort.

Christian: Ich will aber jetzt, wo ich gleich ausscheide, nicht mehr so
viel sagen.
Nur eine Frage habe ich noch an Dich, Angelika:
Was ist denn Dein Wunsch an Deinen ausscheidenden Amtsvorgänger? Der geht ja noch nicht in den Ruhestand!

Angelika: Könnte ich mir auch kaum vorstellen. Pfarrer i.R. Werner, obwohl, wenn das i.R. in Reichweite heißt oder in Rufweite… Im Ernst, was ich Dir wünsche? – Ich wünsche Dir die Unmittelbarkeit der Begegnung mit diesem Kind. Und dass  Dich diese Begegnung in der Tiefe berührt, damit Du niemals aufhörst, neues zu wagen. Dass Du aufbrechen kannst und losziehst, frei und losgelöst von allen Beschwernissen. Kurz, ich wünsche Dir als weihnachtlicher Mensch zu leben, nicht einmal im Jahr, sondern immer, jeden Tag.

Und eigentlich träume ich so auch unsere Kirche: ein Ort der Heimat für alle, die kommen. Ein Ort Begegnung und des Glaubens, ein Ort der Wahrhaftigkeit, ein Ort, der Mut macht und verändert, ein Ort, der nach außen strahlt, weil Menschen von der Begegnung mit dem Kind her beginnen, diese Welt zu gestalten.

Und der Friede Gottes, der höher ist, als all unsre Vernunft,
bewahre unsre Herzen und Sinne, unsere Gemeinden und unseren Kirchenkreis in diesem kleinen Kind in der Krippe.
Amen.

 

 

 

 
 

 

 

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