Pfarrerin Angelika Zädow verlässt Meckenheim

Eine vollbesetzte Kirche, Kabarett und Musik, eine Entpflichtung und zahlreiche Anspielungen auf leidenschaftlichen Kaffeekonsum: Die Kirchengemeinde Meckenheim und der Kirchenkreis nahmen Abschied von Pfarrerin Angelika Zädow. In ihrer Abschiedspredigt in der Arche warnte Angelika Zädow davor, dass der Gesellschaft die Mitte verloren gehe. „Das ist meine These“. Aber gerade aus dem Evangelium heraus habe die […]

Eine vollbesetzte Kirche, Kabarett und Musik, eine Entpflichtung und zahlreiche Anspielungen auf leidenschaftlichen Kaffeekonsum: Die Kirchengemeinde Meckenheim und der Kirchenkreis nahmen Abschied von Pfarrerin Angelika Zädow.

In ihrer Abschiedspredigt in der Arche warnte Angelika Zädow davor, dass der Gesellschaft die Mitte verloren gehe. „Das ist meine These“. Aber gerade aus dem Evangelium heraus habe die Kirche das Recht und die Pflicht sich zu gesellschaftlichen, politischen und sozialen Entwicklungen kritisch zu äußern. Sie erinnerte an den Mauerfall vor 20 Jahren. Wie die unterschiedlichen Menschen in der Leipziger Nikolai-Kirche mit Kerzen, Gebet und Gesang Mut fanden, sei ein Beispiel dafür, sich für Veränderungen einzusetzen.

Mit zahlreichen Grußworten nahmen die Besucher Abschied von Angelika Zädow. Pfarrer Mathias Mölleken und Vorsitzender des Presbyteriums der Kirchengemeinde Meckenheim: „Man könnte sagen, eine Ära geht zu Ende.“ Mit Zädow verliere sowohl die Kirchengemeinde eine engagierte und beliebte Pfarrerin als auch das bewährte und gut aufeinander abgestimmte Seelsorgeteam eine liebe und wichtige Kollegin, so Mölleken. Ihre Menschlichkeit zeichne Zädow besonders aus, ihre ansteckende Leichtigkeit, die gleichzeitig dazu ermutige auch das Schwere anzunehmen und sich dem Leben zu stellen. Sie lasse sich nicht lange bitten, um möglichst direkt und konkret zu helfen. Superintendent Eberhard Kenntner hob besonders die seelsorgerliche Kompetenz der scheidenden Pfarrerin hervor: „Du warst immer bemüht, nahe bei den Menschen zu sein und sie zu verstehen.“

 

 

 

Der Vertreter des Nachbarkirchenkreises Bonn, Pfarrer und Assessor Wolfgang Harnisch würdigte ihren Einsatz für die Zusammenarbeit der Kirchenkreise. Er hatte Angelika Zädow als Erinnerung ein Bonner Kirchen-Memo mitgebracht und versprach: „Ich melde mich schon mal an, in Halberstadt vorbei zu kommen.“ Pfarrer Jörg Zimmermann, ebenfalls aus Bonn, wo Zädow ihr Vikariat absolviert hatte, lobte die Entschlossenheit der Seelsorgerin: „Das ist ein mutiger Schritt, in den Osten zu gehen.“ Für Diakon Werner Preller von der katholischen Kirchengemeinde Meckenheim-Merl ist Zädow ein Multitalent, „gepaart mit einer Ausstrahlung, die Menschen nicht nur aufhorchen, sondern auch mitmachen lässt“. Er dankte ihr dafür, die Ökumene mit Leben, Freude und Begeisterung gefüllt zu haben.

Bürgermeister Bert Spilles dankte Zädow im Namen des Meckenheimer Stadtrates und auch persönlich „für Ihren Beitrag, dass Menschen sich in Meckenheim wohlfühlen“. Pfarrerin i.R. Waltraud Schmidt-Wegner hob besonders Zädows Faible für Dialogpredigten hervor. Auch sie bezeichnete es als mutig, „in den Osten zu gehen“, wo Mission aus dem Westen lange nicht erwünscht gewesen sei. Christian Werner, Pfarrer aus Bad Godesberg und Vorgänger Zädows im Amt des stellvertretenden Superintendenten trug schwarz. „Weil ich traurig bin, dass Angelika Zädow uns verlässt. Du wirst uns fehlen.“ Jugendreferent Martin Kaminski zeigte sich hingegen „fröhlich, dass Du so eine tolle Aufgabe vor Dir hast“.

 

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirchengemeinde sangen für Angelika Zädow einen eigens getexteten Rap; „auf zu neuen taten mit Schwung und Elan“. Pfarrerin Ingeborg Dahl und Pfarrer Stefan Heinemann schlüpften kabarettreif in die Rollen Zädows und eines Vertreters des rheinischen Landeskirchenamtes. Beim Abschiedsgespräch erörterten sie etwa die „Optimierung der repräsentativen Ubiquität“. Immerhin sei Zädow bisweilen an bis zu drei Terminen gleichzeitig gewesen. In Halberstadt als „halber Stadt“ käme man aber schon mit der Hälfte aus.Witterungsbedingt hatten die Kirchenvertreter von dort ihr Kommen kurzfristig absagen müssen.

Die Mitglieder des Arche-Theaters gaben das Stück „Ade“, in dem Angelika Zädow die Hauptrolle spielte und als erstes die Kaffeemaschine anschmiss. „Haltet mir die Arche auf Kurs“, rief sie den Zuschauerinnen und Zuschauern zu. Das Arche-Orchester spielte zum Abschied zwei Stücke und erinnerte noch einmal an die beständige Warnung ihrer bisherigen Leiterin, „dass wir Feinde haben“. Zädow meinte damit die Vorzeichen der Noten und die Musiker versprachen, „wir wollen darauf achten“.

Angelika Zädow selbst hatte sich dann gegen eine eigene Abschiedsrede entschieden: „Als ich überlegt habe, sind die zehn Jahre an mir vorüber gezogen und es war so unendlich viel.“ Aber das Miteinander und die Ökumenischen Kontakte nehme sie „als Schatz“ mit nach Halberstadt. Dann griff sie zur Gitarre und sang Reinhard Meys ‚Gute Nacht, Freunde’.  Dort heißt es, ganz passend: „Es wird Zeit für mich zu geh‘n. Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette und ein letztes Glas im Steh‘n.“

 
 

 

Uta Garbisch / 19.01.2010

 

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