Ökumenischer Gottesdienst am Vorabend des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen

Am 24. November fand im Rahmen des „Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen“ ein ökumenischer Gottesdienst ind Christuskirche Bad Godesberg statt. Hier gibt es den Ablauf zum Nachlesen. Gottesdienstablauf: Musik Votum Wir beginnen den Gottesdienst im Namen Gottes Wärme und Licht für uns Quelle, aus der wir Kraft schöpfen können Schutz, der uns umhüllt und […]

Am 24. November fand im Rahmen des „Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen“ ein ökumenischer Gottesdienst ind Christuskirche Bad Godesberg statt. Hier gibt es den Ablauf zum Nachlesen.

Gottesdienstablauf:
Musik
Votum
Wir beginnen den Gottesdienst im Namen Gottes
Wärme und Licht für uns
Quelle, aus der wir Kraft schöpfen können
Schutz, der uns umhüllt und unsere Seele heilt. Amen.

Begrüßung
Wir feiern diesen Gottesdienst am Vorabend des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen, um ein deutliches Zeichen gegen Gewalt zu setzen.
Wenn in Deutschland, nach einer aktuellen Untersuchung des Robert-Koch-Instituts, rund 40% aller Frauen über 16 Jahren Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt werden, dann müssen wir aufhorchen.
Gewalt an Frauen verletzt die für alle geltenden Menschenrechte. Dies ist die Grundbotschaft des internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen, der zum ersten Mal 1981 in Kolumbien ausgerufen wurde, in Erinnerung an die Ermordung der drei Mirabal-Schwestern. Diese kamen am 25. November 1960 in der Dominikanischen Republik bei einem präparierten Autounfall ums Leben, weil sie sich dem Diktator Trujillo in den Weg gestellt hatten.
Der Mut der Mirabal-Schwestern im Kampf gegen den Diktator gilt als Symbol für Frauen weltweit, die nötige Kraft für das Eintreten gegen jegliches Unrecht zu entwickeln.
Seit Ende der 80er Jahre wird der 25. November als internationaler Gedenktag an die weiblichen Opfer von Gewalt begangen.

Lied: Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut  ( Liedblatt)
Einstimmung
Schätzungen in Deutschland über Straftaten wie Bedrohung, Körperverletzung und Vergewaltigung in Familie und Partnerschaft reichen von 100.000 bis zu einigen Millionen im Jahr. Sicher ist, dass Gewalt in der Familie die in unserer Gesellschaft am häufigsten ausgeübte Gewalt ist.
Gewalt kann seelische und sexuelle Misshandlung, körperliche An- und Übergriffe sowie Vernachlässigung mit einschließen.
Gewalt kann körperliche Gewalt sein: Stoßen, Schlagen, Treten, Würgen, Festhalten.
Gewalt kann sexuelle Gewalt sein: Vergewaltigung oder Nötigung zu sexuellen Handlungen gehören dazu.
Gewalt kann ökonomische Gewalt sein: Arbeitsverbot, Zwang zu arbeiten, Zwang zur Bettelei, Geld wegnehmen oder Geld verweigern.
Gewalt kann soziale Gewalt sein: das Ausnutzen männlicher Privilegien, eine Frau wie eine Bedienstete behandeln, die Kinder als Druckmittel benutzen.
Gewalt kann psychische Gewalt sein: Einschüchtern, Drohen, Beleidigen.
Gewalt kann emotionale Gewalt sein: Kontrollieren, was eine Frau tut, Treffen verhindern, eine Frau für verrückt erklären.
Anlässlich des 25. November, des „Internationalen Tages zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen“, fordern wir daher auf nicht wegzusehen, sensibel und offen zu sein. Um Mut und Kraft dazu beten wir in diesem Gottesdienst.

Psalm 22, 1- 16 (Text steht mit auf dem Liedblatt)

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen,
bleibst von mir fern und hörst nicht meinen Schrei?
Mein Gott, ich rufe dich bei Tag – du antwortest nicht.
Ich rufe dich in der Nacht und finde keine Ruhe.
Dein Volk vertraut auf dich, du hast ihnen geholfen,
sie riefen nach dir – du hast sie gerettet.
Ich aber, eine Frau, so klein wie ein Wurm,
als Mensch nicht geachtet, bin dem Hohn
und der Gleichgültigkeit der Menschen preisgegeben.
Alle, die mich sehen, verspotten mich,
verziehen die Lippen und schütteln den Kopf:
„Sie ruft Gott um Hilfe an, soll er ihr doch helfen,
er erbarme sich ihrer, er errette sie, denn sie hat sich auf ihn verlassen.“
Ja, Du  bist es, der mich zog aus der Mutter Schoß,
der mich sicher an Mutters Brust barg.
Von Anfang an warst du mein Retter, mein Gott.
Sei jetzt nicht fern von mir, denn Not ist meine Begleiterin,
niemand ist da, die mir hilft.
Mich umgeben mächtige Gewalten,
bedrohliche Wüteriche umringen mich.
Sie sperren den Rachen wider mich auf
wie ein reißender, brüllender Löwe.
Wie Wasser bin ich hingeschüttet,
es lösen sich alle meine Gebeine;
mein Herz ist gleich dem Wachs geworden,
zerflossen in meiner Brust.
Version B. Heßling-Müller, kfd

Kyrie: 4 Klagen: abwechselnd vorgelesen, nach jeder Klage: Perlen in den Krug tun / Krug steht vor dem Altar auf dem Boden/ Mit Tüchern schmücken/ die Perlen stehen auf dem Altar

1. Agnes, eine Frau aus Hamburg, spricht zu uns:
„Ohne mich bist du gar nichts!“, sagt mein Mann.
Als wir geheiratet haben, hat mein Mann mich auf Händen getragen. Ich war so glücklich. Im Laufe der Jahre wurde er immer unzufriedener mit mir. Es wurde immer schwieriger, ihn friedlich zu stimmen, alles schien ich falsch zu machen:
Ich war nicht klug genug, nicht mehr hübsch genug, nicht schnell genug, seine Wünsche zu erfüllen. „Blöde Kuh! Geh mir aus den Augen. Lass mich in Ruhe, kapierst du das einfach nicht“, solche Sätze fielen immer häufiger. Vor anderen Menschen werde ich bloß gestellt, niedergemacht ohne Anlass. Jetzt ist es so weit, dass ich mich in der Öffentlichkeit immer unsicherer fühle und lieber ganz schweige, um nichts falsch zu machen.
Die Missachtung meiner Person und die seelische Gewalt, die ich erlebe, schmerzen sehr und ich habe schon unzählige Tränen vergossen.
Gott – sammle meine Tränen in deinem Krug.
 Symbolisch Perlen in den Krug tun

2. Maria, eine Frau aus München, spricht zu uns:
Ich heiße Maria, bin verheiratet und habe zwei Kinder. Mein Mann verdient sehr gut – er hat eine hohe Position in einer großen Firma. Wir besitzen ein Haus mit einem großen Garten, zwei Autos und fahren mindestens zweimal im Jahr in Urlaub. Eigentlich geht es uns sehr gut. Doch es gibt so viel, was ich verbergen muss, denn niemand würde mir glauben.
Ich werde von meinem Mann geschlagen und gedemütigt. Vor den Wochenenden fürchte ich mich besonders, denn dann schlägt mein Mann mich fast immer. Warum? Ich weiß es nicht. Der Anlass ist oft nichtig. Mein Mann gerät in Wut und schlägt auf mich ein. Besonders schlimm ist es, wenn er trinkt. Wenn ich ihn verlassen will, droht er damit, dass ich die Kinder niemals bekäme, außerdem könnte ich sowieso nicht für mich sorgen, da ich kein Geld hätte. Aber ohne meine Kinder kann ich nicht gehen. Ich habe solche Angst. Und nach außen – da scheinen wir eine ganz normale Familie zu sein.
Diese körperliche und psychische Gewalt, die ich erlebe, schmerzt sehr und ich habe schon unzählige Tränen vergossen.
Gott – sammle meine Tränen in deinem Krug.
Symbolisch Perlen in den Krug tun

3. Tamara, eine Frau aus Weißrussland, spricht zu uns:
Ich habe meine Kindheit in einem kleinen Dorf auf dem Lande verbracht. Wir waren alle arm dort, aber eigentlich waren wir als Kinder sehr glücklich und zufrieden. Als Erwachsene ist das Leben in Weißrussland viel schwerer, wir müssen hart arbeiten und bekommen kaum Geld dafür, falls wir überhaupt eine Arbeit finden. Eines Tages fand ich in einer Zeitung eine tolle Anzeige: Gesucht wurden Haushaltshilfen in Deutschland. Endlich heraus aus dem Elend, eine gute Stelle bekommen und genügend Geld verdienen – dachte ich. Ein Traum sollte in Erfüllung gehen, doch dann kam alles anders. In Deutschland angekommen, erlebte ich  einen Alptraum: Von wegen Haushaltshilfe – eingesperrt wurde ich, geschlagen, gequält und zur Prostitution gezwungen. Jede Nacht wurde ich Kunden zugeführt. Meinen Ausweis kassierten meine Bewacher ebenso ein wie das Geld, dass die Freier bezahlten. Da ich auch kaum Deutsch konnte, war es mir nicht möglich, Hilfe zu holen oder zur Polizei zu gehen. Was sollte ich meiner Familie zu Hause sagen? Sie sollen nicht wissen, wie mein Traum zerstört wurde.
Die körperliche und  psychische Gewalt, die ich erlebt habe, schmerzt sehr und ich habe unzählige Tränen vergossen.
Gott – sammle meine Tränen in deinem Krug.
Symbolisch Perlen in den Krug tun

4. Sophia aus Köln, spricht zu uns:
Ich bin 32 Jahre alt und lebe in einem Stadtteil von Köln, in dem viele Arbeitslose wohnen. Meinen Freund habe ich in der Kneipe um die Ecke kennengelernt.  Er war eigentlich von Anfang an nicht gut zu mir, das weiß ich heute. Er hat sich mir gegenüber ziemlich gleichgültig verhalten, doch ich dachte, das ändert sich noch, wenn ich ihn nur weiterhin sehr lieb habe.
Doch nach einigen Monaten hat er angefangen, mich zu verkaufen. Ja, ich wage es bis heute kaum auszusprechen: Nach einiger Zeit fing er damit an, dass ich nicht nur ihm zu Willen sein sollte, wann immer er wollte, sondern auch unserem Nachbarn, der doppelt so alt war wie ich. Ich habe das erst für einen Scherz gehalten, doch leider war es bitterer Ernst. Er hat mich gegen meinen Willen zum Nachbarn gebracht, der mich einsperrte und vergewaltigte. Das geschah dann immer wieder. Mein Freund sagte, wenn ich ihn liebe, müsste das so sein. Damals wollte ich ihn nicht verlieren. Dann erfuhr ich, dass er jedes Mal vom Nachbarn einen Kasten Bier für mich bekam: Er hat  mich für Bier verkauft!
Ich habe beide angezeigt und sie sind verurteilt worden. Warum ich das so lange mitgemacht habe? Ich hatte Angst, Angst vor noch mehr Gewalt, und ich schämte mich für mich selbst. Was sollten die Leute von mir halten, wenn sie das hörten? Wer wollte mir glauben? Die Erniedrigung und die Scham schmerzen sehr und ich habe unzählige Tränen vergossen.
Gott – sammle meine Tränen in deinem Krug.
Symbolisch Perlen in den Krug tun

 „Sammle meine Tränen in deinen Krug“, so heißt es in Psalm 56,9. Die Perlen versinnbildlichen die Tränen der Frauen, die unter Gewalt leiden. In Solidarität mit den Frauen und in Gedenken an eigene Erfahrungen, bitte ich Sie, sich uns anzuschließen, nach vorne zu kommen und mit dieser Geste das Leid vor Gott zu bringen.
während des Rituals leise Musik
Abschluss vom Ritual: Guter Gott, du sammelst diese Tränen in deinem Krug. Nimm sie auf und wandle sie in Hoffnung, berühre den Schmerz und heile die Wunden. Amen

Zuspruch:
Gewalt kann beendet werden. Versteinertes kann aufbrechen. Wir sind nicht allein. Gott schenke uns Mut und Kraft.
 Lied: Du Gott stützt mich (s. Liedblatt)

Predigttext lesen aus Bibel in gerechter Sprache (2. Samuel 13, 1-22)

Lied: Meine engen Grenzen (eg 600,1-4)

Die Predigt wird von drei verschiedenen Personen vorgelesen
1)  „Absalom hatte eine schöne Schwester“ ist alles, was diese Bibelstelle zu Tamar sagt. Ihr Name und ihre Schönheit sind die einzigen Aussagen über ihre Person, wir erfahren weder Alter noch Charakter oder Eigenschaften von ihr.
Sicherlich meint Schönheit hier, dass ihr Anblick, ihre Gestalt und ihre ganze Erscheinung schön sind. Es schließt körperliche Gesundheit, Wissen und Bildung, Fähigkeiten und Talente, innere Schönheit und Reife genauso ein wie die äußere Schönheit des Körpers, des Gesichtes.
„Das ist ein schöner Mensch“ ist eine Äußerung, die in der Geschichtsschreibung seit jeher herausragende Personen wie Könige, Heilige, Vorbilder und Idole kennzeichnen und bewerten. Das gilt auch hier für die Angabe „schöne Schwester“.
Doch warum erhält das Wort schön in Verbindung mit Frau gleich einen festlegenden, negativen Beigeschmack des Neides, der Eifersucht oder auch nur der Oberflächlichkeit – schön, aber dumm! Charakterisiert und idealisiert Schönheit die Würde einer Frau wie Tamar, oder soll die Aussage nur eine Erklärung für ihre Begehrtheit, das unbedingte Haben-Wollen des Mannes sein? „Weil du schön bist, muss ich dich unbedingt besitzen!“- kann das eine Entschuldigung für gewaltsame Übergriffe sein?
Sollte es nicht eher so heißen: Du bist so schön, weil du Gottes Ebenbild bist, an dem ich mich erfreuen kann und das ich respektiere und verehre?
Oft wird gesagt, weil diese Frau so schön ist, muss sie sich besonders zurückhalten, sonst ist sie selbst schuld, dass alle Männer etwas von ihr wollen. Rechtfertigt das unkontrollierte Gewalt und Übergriffe von einem Mann auf die Person Frau, weil sie schön ist?
Schön bist Du, meine Schwester…. das darfst du zeigen, das sollst du sein!

2.) Da sandte David zu Tamar ins Haus und ließ ihr sagen: Geh hin ins Haus deines Bruders Amnon und mache ihm eine Krankenspeise:
Das 2. Samuelbuch ist Teil einer planvoll angelegten Geschichtsschreibung des Gottesvolkes Israels. Im Mittelpunkt steht David, sein Aufstieg zum König über Israel und Juda, seine Regierungszeit und die Auseinandersetzungen seiner Söhne um die Thronnachfolge.
Tamar lebt in einer Familie, einem Sozialgefüge, in dem Mädchen und Frauen Objekte sind und gebraucht werden, z.B. für eine Verheiratung zu politischen Zwecken. Unversehrte Jungfräulichkeit hebt den Marktwert. Vergewaltigung ist ein Eigentumsdelikt – eine Schädigung oder Wertminderung des Eigentums von Vater, Bruder oder Ehemann. Vater David und Bruder Absalom sind für den Schutz Tamars verantwortlich.
In 2. Sam 11 hat Tamars Vater, König David, seinen Söhnen bereits vorgelebt, wie Mann mit Frau umgehen kann: da David Lust auf Batseba hat, beseitigt er deren Mann Urija. Auch Amnon betrachtet seine Halbschwester Tamar als Sexualobjekt, das er sich folgenlos nehmen kann.
Als Bruder kann Amnon die Schwester anfordern und David gewährt seinem Sohn den Wunsch. Dabei hätte David wissen können, das diese Zusage für Tamar nicht ungefährlich ist. Aus anderen biblischen Geschichten wissen wir, dass die Sorge um den Mann auch die sexuelle Verfügbarkeit einschließen kann. Als David z.B. alt geworden ist, besorgen ihm seine Gefolgsleute eine Jungfrau. Sie soll ihn versorgen und pflegen und ihm sexuell zur Verfügung stehen (1 Kön 1,1-4).
Der König handelt in gleicher Weise verantwortungslos seiner Tochter gegenüber, als er sie zu ihrem Halbbruder schickt.
Fälle von Kindern, die Opfer sexuellen Missbrauchs werden, kommen mir ins Gedächtnis. 2005 gab es etwa 17500 polizeilich erfasste Fälle von sexuellem Missbrauch in Deutschland. Die Täter und Täterinnen kamen zu 90 % aus dem sozialen Nahbereich der Opfer: es sind z.B. Väter, Stiefväter, Brüder, Onkel, Freunde, Erzieherinnen.
Als sich Tamar mit dem Vorhaben ihres Halbbruders konfrontiert sieht, handelt sie sehr verantwortungsvoll. Ihr Vorschlag, er möge sie zur Ehefrau nehmen, zeigt, dass das Überleben von Mädchen und Frauen im Patriarchat immer ein Überleben mit den Tätern ist. Doch es gelingt ihr nicht, die Machtstrukturen zu durchbrechen. Nach der Vergewaltigung appelliert sie an das Gewissen Amnons, doch er schickt sie weg – eine neue Gewalttat: Die entehrte Jungfrau wird zum Makel in der patriarchalen Ordnung.

3.) Schweig still
Tamars Bruder Absalom, Tamars Vater David  – sie können sich nicht darauf berufen, nichts gewusst zu haben. Tamars Symbolsprache ist eindeutig: Sie zerreisst das Jungfrauenkleid, Asche auf ihr Haupt, Tamar spricht, will sprechen, will angesprochen werden, ihre Klage laut herausschreien, aber das passt nicht.

Absalom und David setzen noch eins drauf: Schweig still, halt den Mund, das ist besser für dich und besser für uns alle. Es versteht dich sowieso keiner und niemand wird dir glauben. Absalom und David sind vernünftig: wer wird Tamar schon glauben, dass sie nicht beteiligt, unschuldig war, Amnon nicht verführt hat, es nicht auch irgendwie gewollt hat. Also besser den Mund halten, runterschlucken, so ist es besser für sie. So kann sie vergessen lernen, die alten Wunden nicht immer wieder neu aufreißen, es nützt ja nichts.

Es ist besser so für die Familie. Nichts soll nach außen dringen, nichts die königliche Familie beschmutzen. Wenn sie redet ist sie diejenige, die Schande über die Familie bringt, nicht der Bruder.

Man sprach nicht darüber. Meist muss das Tabu gar nicht so deutlich formuliert werden. Schweig still kann auf vielen Kanälen gesagt werden. Schweig still sage ich auch, wenn ich nicht zuhöre, Schweig still sage ich auch, wenn ich nicht nachfrage. „Meine Güte,“ sage ich vielleicht „das ist doch nun schon so lange her, musst du immer wieder damit anfangen?“

Rede laut

nein Tamar, schweig nicht mehr still.
Rede laut Tamar!
Erzähle, deine Geschichte, wenn dir danach zumute ist.
Immer wieder, wenn es sein muss.
Wir hören dir zu. Keine noch so männlich geprägte Tradition konnte deine Geschichte aus der Bibel verdrängen. Du machst uns Leserinnen und Hörerinnen zu deinen Zeugen.
Wir wollen hören, hinhören, zuhören, auch auf die leisen Töne – nachfragen – sensibel werden für versteckte Andeutungen, ein Gespür entwickeln.

Und wir wollen Unrecht, das Frauen geschieht, nicht mehr als naturgegebenes Schicksal hinnehmen.

Tamar ist nicht mehr allein, wenn andere sich für sie stark machen.

Amen

Lied: Wenn das Brot, das wir teilen als Rose blüht (eg 667, 1-5)
Kollektenzweck
Fürbitte
Gott, Du kennst alle Opfer von Gewalt an unserem Ort, in unserem Land und auf der ganzen Erde. Im Vertrauen auf dich bitten wir für sie: Richte du ihre gebeugten Rücken und Köpfe auf. Lass sie erleben, dass sie angenommen sind als dein Ebenbild und sich selber wieder annehmen können.

Lass sie Menschen finden, denen sie vertrauen können und die sie unterstützen.
Hilf allen, die aus dem Teufelskreis aus Schweigen, Angst und Schuldgefühlen aussteigen wollen.

Lass uns nicht verstummen.
Gib uns Tränen, in die der Schmerz fließen kann.
Gib uns eine laute Stimme, die das Unrecht hinausschreien kann.
Gib uns Kraft, die widerstehen und kämpfen kann.

Wir bitten dich für unsere Gesellschaft und unsere Kirche.
Gib in beiden den Raum, die Vorurteile gegenüber Opfern und Gewalt abzubauen.
Lass unsere Gemeinden Netze werden, damit sie Menschen in Not auffangen und tragen können.

Verleihe den Verantwortlichen im Staat den Mut zu klaren und gerechten Regelungen und den Verantwortlichen in den Kirchen Ohren, die geduldig zuhören, und Einfühlungsvermögen, damit Betroffene ihr Schweigen brechen und reden können.
Gib uns Kraft, Unrecht beim Namen zu nennen und nicht als etwas Alltägliches zu verdrängen.
Gemeinsam beten wir weiter mit den Worten Jesu:

Unser Vater
Lied: Ich lobe meinen Gott (eg 673, 1-3)

Segenshandlung:
Wir bitten Sie, nach vorne zu kommen und einen Kreis um den Altar zu bilden. Wir wollen uns gegenseitig den Segen zusprechen. Mit Öl wollen wir unserer Nachbarin / unserem Nachbarn ein Kreuzzeichen auf die Hand malen und dazu sprechen: Gott sei Balsam für Deine Seele.
Zum Abschlusssegen nehmen Sie bitte Ihre Nachbarin /Ihren Nachbarn an die Hand:

 

Abschlusssegen:

Wir gehen in dieser Nacht und in die kommenden Tage
im Vertrauen darauf, dass wir auf allen Wegen,
die wir zu gehen haben,
nicht allein gelassen, sondern begleitet sind
von Gottes Segen.
Gottes Segen komme zu uns –
stärkend und mutmachend,
Gottes Segen befreie uns
und lasse uns aufstehen in erfülltes Leben –
uns Männer und Frauen, Gottes Ebenbilder.
Nehmt den Segen Gottes mit euch
und teilt davon aus – wem immer ihr begegnet.

Musik
Einladung zu Gesprächsmöglichkeit bei kleinem Imbiss

Verantwortlich für den Gottesdienst
Sabine Cornelissen, Frauenbeauftragte des evangelischen Kirchenkreises
Bad Godesberg – Voreifel mit einer Gruppe von katholischen und
evangelischen Frauen.

 

 

 
 

 

Sabine Cornelissen/ Me /

 

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