Notfalleinsatz für die Seele

289 Einsätze hat die Notfallseelsorge Bonn/Rhein-Sieg im letzten Jahr geleistet. Das ist neuer Höchststand seit Gründung des ökumenischen Dienstes im Jahr 2000. Die etwa 30 Mitarbeitenden arbeiten ehrenamtlich. Sie sind im Hauptberuf Therapeuten, Pflegekräfte oder Seelsorger und haben sich durch Spezialfortbildungen auf die anspruchsvolle Aufgabe vorbereitet. Die Notfallseelsorge Bonn/Rhein-Sieg leistet ihren Dienst der tätigen Nächstenliebe […]

289 Einsätze hat die Notfallseelsorge Bonn/Rhein-Sieg im letzten Jahr geleistet. Das ist neuer Höchststand seit Gründung des ökumenischen Dienstes im Jahr 2000. Die etwa 30 Mitarbeitenden arbeiten ehrenamtlich.

Sie sind im Hauptberuf Therapeuten, Pflegekräfte oder Seelsorger und haben sich durch Spezialfortbildungen auf die anspruchsvolle Aufgabe vorbereitet. Die Notfallseelsorge Bonn/Rhein-Sieg leistet ihren Dienst der tätigen Nächstenliebe allein aus kirchlichen Mitteln und das jeden Tag im Jahr rund um die Uhr.

Ein vierköpfiges Team koordiniert die Arbeit: Pfarrer Albrecht Roebke vom Carl-Reuter-Berufskolleg in Hennef, Pater Dr. Jürgen Langer vom katholischen Kollegium Josephinum in Bonn, Diakon Hardwig-Maria Schüpp von der Kinderklinik Sankt Augustin und Claudia Schütz-Großmann, Gemeindereferentin im Familienzentrum Sankt Marien Wachtberg. Die Angehörigenbetreuung nach plötzlichen Todesfällen und Selbsttötungen sowie die Überbringung von Todesnachrichten waren 2012 die häufigsten Anlässe dafür, dass Polizei oder Feuerwehr die Notfallseelsorge alarmierten. „Unsere Handys sind hintereinandergeschaltet, die Verteilung der Einsätze entscheiden wir nach Einsatzort und Arbeitsschwerpunkten der zur Verfügung stehenden Seelsorger“, sagt Pfarrer Albrecht Roebke. Das Spezialgebiet von Diakon Schüpp ist beispielsweise die Betreuung von Eltern, deren Kind am plötzlichen Kindstod gestorben ist. Claudia Schütz-Großmann überbringt besonders häufig Todesnachrichten. „Die Vergabe der Einsätze nach inhaltlichen Kriterien ist atypisch für die Notfallseelsorge und eine besondere Qualität“, betont Pater Dr. Langer. „In den meisten anderen Regionen sind die Zuständigen eine Woche lang für alles da.“

Gefühle sortieren

„Warum hat er/sie uns das angetan?“ Diese Frage steht besonders dann im Raum, wenn Menschen mit dem Suizid eines Verwandten, Freundes oder Nachbarn konfrontierte werden. Im letzten Jahr war die Notfallseelsorge in mehr als 20 Prozent der Fälle aus diesem Grund im Einsatz. „Die Angehörigen fühlen sich in ihrer Trauer auch noch mitschuldig, weil sie sich fragen, ob sie die Selbsttötung nicht hätten verhindern müssen. So mischt sich der Schock über das Ereignis, mit der Trauer über den Verlust und Gefühlen von Versagen und Schuld“, so Pater Langer. Meistens entsteht bei den Betroffenen ein Durcheinander von Gefühlen, Gedanken und Selbstvorwürfen. Viele seien so schockiert, dass sie die Situation wie in einem Nebel erlebten und handlungsunfähig dasäßen. „Wir sortieren dann erst einmal die Gefühle“, sagt Pfarrer Roebke. Oft helfe auch die einfache Frage nach einer Tasse Kaffee, um aus der Gefühlsstarre herauszukommen.

 
 

 

ekasur.de / 06.03.2013

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