Neue Nachrichten aus Harare

Die direkte Kommunikation ist schwierig, nur über Boten gelangen derzeit Nachrichten des Ökumenischen Netzwerks aus Simbabwe zu uns. Sie zeigen, wie wichtig die Unterstützung für die Menschen dort noch immer ist. Allein an einem Donnerstag im Oktober kommen rund 30 Menschen an der Kirche vorbei. Unter ihnen ist ein stattlicher Mann, der um Unterstützung bittet. […]

Die direkte Kommunikation ist schwierig, nur über Boten gelangen derzeit Nachrichten des Ökumenischen Netzwerks aus Simbabwe zu uns. Sie zeigen, wie wichtig die Unterstützung für die Menschen dort noch immer ist.

Allein an einem Donnerstag im Oktober kommen rund 30 Menschen an der Kirche vorbei. Unter ihnen ist ein stattlicher Mann, der um Unterstützung bittet. Man hatte ihm im Rahmen der Wahlauseinandersetzungen den rechten Arm direkt unterhalb der Schulter abgehackt. Die Wunde will auch nach einem Jahr nicht heilen. Er braucht wenigstens 20 US-Dollar für neue Röntgenaufnahmen.

Andere Gewaltopfer berichten von neuen Demütigungen, Angriffen und Vertreibungen. Fast täglich hören die Netzwerker ihre grauenhaften Geschichten. „Oft brauchen sie gar nicht viel zu sagen, nur ihre Ärmel hochkrempeln oder ihre Beine zeigen oder aber die Brille abnehmen – manchen wurde das Gesicht verätzt – dann wissen wir schon, was los ist“, heißt es in der letzten Nachricht. Für die Helfer vor Ort geht das manchmal an die Substanz: „Ich muss gestehen, bisweilen geht es an die Grenze meiner Belastbarkeit, was ich da so alles ansehen und –hören muss.“

Ermutigende Zeichen

Gleichwohl kommen aus Harare auch gute Nachrichten. Durch das Hausbauprogramm haben viele verfolgte Familien wieder ein Zuhause bekommen. Leute kommen und bedanken sich dafür. „Und wir sehen, dass die Hilfe angekommen ist.“ Ein Arzt hält wöchentlich eine kostenlose Sprechstunde an der Kirche ab. Für die benötigten Medikamente sammelt die Kirchengemeinde. Ein Apotheker in aus der Gemeinde will häufig gebrauchte Arzneien kostenlos zur Verfügung stellen will. „Es gibt also immer wieder ermutigende Zeichen.“

Die wirtschaftliche Lage hat sich – zumindest für US-Dollar-Besitzer – merklich verbessert. Die Geschäfte bieten wieder fast alles an, was man zum täglichen Leben und darüber hinaus braucht. Die große Mehrheit ohne harte Währung aber ist bis auf weiteres auf Unterstützung von außen angewiesen. Auch wenn das Netzwerk seine Lebensmittelverteilung zunehmend kritisch sieht, kann sie noch nicht eingestellt werden. „Weil eben viele Menschen davon abhängig sind.“

Frauen helfen sich selbst

Mehr und mehr dieser Hilfsempfänger werden für kleinere Projekte gewonnen. Ziel ist, dass die Menschen sich über kürzer oder länger selbst versorgen. Dafür stellen die Kirchenleute ein Startkapital in Höhe von bis zu 500 US-Dollar bereit. So arbeitet inzwischen eine Gruppe von Frauen als Schneiderkooperative und stellt vornehmlich klerikale Kleider und Kirchenzubehör her.

Eine ehemalige Studentin hat zu ihrer Überraschung eine kleine Farm geerbt und will sie nun mit fünf weiteren erwerbslosen Studentinnen betreiben. Eine andere Frauengruppe plant ein Hühnerprojekt.
Auch Kleinst-Initiativen erhalten Hilfe. So hat eine Frau durch Fischverkauf ihre 15 Dollar Zuschuss vervielfältigt. Das klappt nicht immer. „Manchmal kommen die Frauen entmutigt, wenn die Polizei ihnen alle Waren abgenommen hat, weil sie keine Verkaufslizenz hatten.“

Unterstützung erhält das Harare-Netzwerk indirekt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Es hat alle Anträge auf Bezuschussung über eine deutsche NGO genehmigt. So können Baumaterialien verteilt werden, verfolgte Familien erhalten neben Lebensmitteln Saatgut und Dünger. Sie werden in der Pflanzsaison – sie beginnt im Dezember – wieder selbst ihr Feld bestellen können. Spenden werden aber nach wie vor für die Gewaltopfer benötigt, die erst jetzt erst kommen und nicht Teil des Hilfsprogramms sind.

„Nachfolge in unserer Zeit“

Dass die Netzwerk-Hilfe staatlicherseits nicht nur auf Zustimmung und Würdigung stößt, wurde erst vor kurzem wieder deutlich. Eine Gruppe von Studentenpastoren und -pastorinnen war auf dem Land unterwegs, um über 100 Bausätze für Häuser zu verteilen. „Nicht nur die Polizei, sondern auch der Geheimdienst hat sie auf Schritt und Tritt begleitet und sich sicherlich alle Empfängeradressen notiert“, befürchtet der Kontaktmann in Harare. Doch das hält die jungen Theologen nicht davon ab, weiter zu machen. „Manche machen sich ganz konkret Gedanken darüber, was denn Nachfolge in unserer Zeit heißen mag und gelegentlich sprechen wir auch darüber ganz offen miteinander.“

Spendenkonto: Evangelisches Verwaltungsamt Bonn, KD-Bank Duisburg, BLZ 350 601 90, Konto 577 073 6023 , Stichwort “Harare“.

 

 

 
 

 

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