„Nahe bei den Menschen bleiben“

EKD-Ratsmitglied Marlehn Thieme war im Pfarrkonvent Bad Godesberg-Voreifel zu Gast. Als „Meilenstein auf dem Weg in die Zukunft der Kirchen“ würdigte der rheinische Präses Nikolaus Schneider den EKD-Zukunftskongress in Wittenberg. Nun gelte es, die Impulse in die rheinischen Gemeinden zu tragen. Grund genug für den Pfarrkonvent des Evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel, sich mit dem Impulspapier […]

EKD-Ratsmitglied Marlehn Thieme war im Pfarrkonvent Bad Godesberg-Voreifel zu Gast.

Als „Meilenstein auf dem Weg in die Zukunft der Kirchen“ würdigte der rheinische Präses Nikolaus Schneider den EKD-Zukunftskongress in Wittenberg. Nun gelte es, die Impulse in die rheinischen Gemeinden zu tragen.

Grund genug für den Pfarrkonvent des Evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel, sich mit dem Impulspapier „Kirche der Freiheit“ intensiver zu befassen. Dazu hatte der Konvent die Mitautorin und EKD-Ratsmitglied Marlehn Thieme eingeladen. Sie erläuterte den Pfarrerinnen und Pfarrerin aus Bad Godesberg, dem Rhein-Sieg-Kreis und Euskirchen die zentralen Herausforderungen, denen die evangelische Kirche in Zukunft begegnen müsse. Überalterung, Finanzmangel, Traditionsabbruch, unsichere Arbeitsplätze der Mitarbeitenden und kostenintensive Selbstverwaltung zählen dazu. Dem gegenüber stellte Marlehn Thieme die zwölf „Leuchtfeuer“ des Impulspapiers. Diese seien zugespitzt und sollten zur Diskussion anregen, so Thieme. Gleichzeitig warb sie für einen Paradigmenwechsel: „Wir dürfen uns nicht zurück ziehen, sondern müssen unseren Glauben verkünden und unsere Sicht von Kirche offensiv vertreten.“

 

Ein zentraler Punkt dabei sei, nahe bei den Menschen zu sein. „Eine nicht gelungene Trauerfeier ist eine vertane Chance“, verdeutlichte Marlehn Thieme. Sie trat für die Vielfalt der evangelischen Kirchengemeinden ein, gleichzeitig sollten ausstrahlungsstarke Orte evangelischen Glaubens geschaffen und gestärkt werden. „Wir müssen nicht Vollständigkeit, sondern Qualität erzeugen.“ Bildungsarbeit ist in diesem Konzept eines der wichtigsten Arbeitsfelder. Diakonie müsse sich stärker evangelisch profilieren. „Wir müssen auch über Geld reden und uns zurüsten.“ Dabei denkt Thieme an Fördervereine, Stiftungen und Sponsoring. Gleichzeitig warb sie für Konzentration und eine Reduzierung der 23 EKD-Gliedkirchen. „Wir wollen ein Gegenprogramm zur Selbstmarginalisierung der Kirche. Es ist ein Angebot“, so Thieme.

Dieses Angebot rief kritische Rückfragen des Pfarrkonvents hervor. „Das Papier soll uns unruhig machen und uns unruhig lassen“, unterstrich Superintendent Dr. Eberhard Kenntner. Vermisst wurde etwa eine europäische Dimension, die ökonomische Sprache beanstandet. Dazu Thieme, selbst Direktorin bei einem großen Bankunternehmen: „Wir sind viel gescholten worden für unsere ökonomische Sprache. Aber die Lage erfordert einen materiellen Blick auf die Ressourcen.“ Dem Vorwurf der Hierarchisierung von Kirchengemeinden entgegnete sie: „Das darf man nicht tun.“ Es gehe nicht darum, eine  Form von Gemeinde als mehr oder besser zu definieren, sondern zu sagen, „hier ist Kirche am Platz“. Ihr liegt daran, jetzt bald Projekte zu definieren, „wo wir schnell etwas zeigen können“. Das werde ein permanenter Revisionsprozess, „um nahe bei den Menschen zu bleiben“.

 

 
 

 

Uta Garbisch /

 

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