Mauern transparent gemacht

Es ging so plötzlich, dass keine Zeit für eine Verabschiedung blieb. Bereits zum Jahreswechsel ging Gefängnisseelsorger Hartmut Louis nach Westfalen. Nun kommt zum Abschied „Post aus Fröndenberg und Hamm“. In dem Schreiben erinnert Pfarrer Louis an die vielen Gelegenheiten, zu denen er seine Arbeit hinter den Mauern der Justizvollzugsanstalt (JVA) Rheinbach „für die Menschen in […]

Es ging so plötzlich, dass keine Zeit für eine Verabschiedung blieb. Bereits zum Jahreswechsel ging Gefängnisseelsorger Hartmut Louis nach Westfalen. Nun kommt zum Abschied „Post aus Fröndenberg und Hamm“.

In dem Schreiben erinnert Pfarrer Louis an die vielen Gelegenheiten, zu denen er seine Arbeit hinter den Mauern der Justizvollzugsanstalt (JVA) Rheinbach „für die Menschen in den Gemeinden transparent machen“ konnte. Er dankt für die konstruktive Arbeit mit Ehrenamtlichen, für Vertrauen und Interesse im Kirchenkreis.

Hier das Schreiben im Wortlaut:

Liebe Schwestern und Brüder im Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel,

wenn ich diese Zeilen schreibe, habe ich mich an meinen beiden neuen Wirkungsorten, dem Justizvollzugskrankenhaus in Fröndenberg und der JVA Hamm, bereits gut eingearbeitet. Zum Jahreswechsel erfolgte der Tausch mit meinem Kollegen Pfarrer Heine, der seit 1. März in der JVA Rheinbach tätig ist, so unerwartet schnell, dass ich nicht die Gelegenheit hatte, mich zu verabschieden. Deshalb möchte ich gerne auf diesem Wege nachholen, was damals nicht möglich war.

Wenn ich auf meine Zeit in der JVA Rheinbach und im Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel zurückschaue, dann bin ich vor allem dankbar für das große Interesse an meiner Arbeit in der Gefängnisseelsorge und für das Vertrauen, das mir im Kirchenkreis entgegengebracht wurde. Dies machte es mir leicht, meine Arbeit hinter den Mauern der JVA für die Menschen in den Gemeinden transparent zu machen.
So erhielt ich zahlreiche Einladungen in die Gemeinden, wo ich im KonfirmandInnenunterricht, in Presbyterien oder auf einer Gemeindeversammlung Schwerpunkte meiner Arbeit mit Gefangenen vorstellen konnte. Umgekehrt hatten viele Schülerinnen und Schüler der Berufsschulen des Kirchenkreises die Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild vom Strafvollzug und den Aufgaben der Gefängnisseelsorge zu machen.

Viele Gemeinden haben durch Kollekten die Arbeit der Gefängnisseelsorge auch finanziell unterstützt, wofür ich mich an dieser Stelle noch einmal ganz besonders bedanken möchte. Durch das Projekt „Leihgitarren für Gefangene“ hat der Kirchenkreis es finanziell ermöglicht, dass die evangelische Seelsorge 15 Gitarren und Zubehör für Gefangene kaufen konnte. Auch der erfolgreiche Aufbau einer Knastband ist maßgeblich vom Kirchenkreis unterstützt worden. Als besondere geistliche Verbindung der Gefängnisseelsorge zum Kirchenkreis erinnere ich mich an das Ereignis, als Gebete und Texte von Gefangenen aus der Gottesdienstgruppe der JVA im Heiligabendgottesdienst der Thomas-Kirchengemeinde gelesen wurden.

Wichtig für meine Arbeit war die kreative und konstruktive Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen in der JVA Rheinbach: Mit den Leiterinnen der Bibeltheatergruppe habe ich einen Gottesdienst erarbeitet, den wir in mehreren Gemeinden des Kirchenkreises gehalten haben.

Wenn ich zurück blicke auf meine Arbeit in der JVA Rheinbach, sind es vor allem die Menschen, die mir vor Augen stehen, die ich in den vergangenen Jahren seelsorglich begleitet habe. Ich denke an die vielen Gottesdienste, die von Gefangenen in meiner Gottesdienstgruppe erarbeitet und gestaltet wurden. Ich erinnere mich gerne an die vertrauensvolle Atmosphäre in der seelsorglichen Gesprächsgruppe, die für viele ein wichtiger Anker im Vollzugsalltag war. Und ich denke an die Neugestaltung der wunderbaren Anstaltskirche, bei der ich wichtige Akzente setzen konnte.

Ich wünsche meinem Nachfolger Pfarrer Heine, dass er vom Kirchenkreis die gleiche Unterstützung erfährt, die mich in meiner Arbeit getragen hat.

„Und jedem Abschied wohnt ein Zauber inne …“. Ich fühle mich bereits jetzt sehr wohl in den beiden Häusern, in denen ich seit Jahresbeginn als Gefängnisseelsorger tätig bin. Ein deutlicher Schwerpunkt meiner Arbeit liegt dabei im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg, wo meine seelsorgliche Begleitung in der Auseinandersetzung mit Krankheit und Sterben gewünscht wird.

Ich wünsche Ihnen allen Gottes Segen und sage adieu!

Pfarrer Hartmut Louis, Evangelischer Gefängnisseelsorger

 
 

 

25.04.2012

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