Lebendige Ökumene erfahren

Laden ein zur Mitfahrt bei den Pilgerstafetten an Sieg und Rhein (v.l.): Pfarrer Dr. Christoph Melchior, Pfarrer Dr. Stefan Heinemann, Esther Runkel, Vorsitzende der ACK Bonn, Diakon Barthel Held und Pfarrer Helmut Müller. Foto: Anna Neumann

  Ein „ökumenisches Jahrhundertereignis“ steht bevor, sagt Pfarrer Dr. Stefan Heinemann: Zum ersten Mal überhaupt wird die Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) in Deutschland tagen. Diese Versammlung kommt ohnehin nur in großen Abständen zusammen, so dass selbst Kontinente nur reihum Gastgeber sein können. Nun also wird vom 31. August an in Karlsruhe das […]

 

Ein „ökumenisches Jahrhundertereignis“ steht bevor, sagt Pfarrer Dr. Stefan Heinemann: Zum ersten Mal überhaupt wird die Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) in Deutschland tagen.

Diese Versammlung kommt ohnehin nur in großen Abständen zusammen, so dass selbst Kontinente nur reihum Gastgeber sein können. Nun also wird vom 31. August an in Karlsruhe das weltweite ökumenische Treffen stattfinden.

Das Jahrhundertereignis löst Vorfreude aus – und vorangehende ökumenische Pilgerstafetten Richtung Tagungsort, auch im Großraum Bonn. Unter dem Motto „Miteinander unterwegs“ sind alle Menschen herzlich zur Teilnahme eingeladen. Wer mit unterwegs ist, erfährt verschiedene spirituelle Traditionen, erlebt lebendige vielfältige Ökumene. Die verschiedenen Stafetten mit Rad, Bahn oder Schiff verlaufen „gegen den Strom“. Sie eint das Logo „Ökumene 2022 am und im Fluss“ und das Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

Mitzupilgern heiße, in christlicher Gemeinschaft gemeinsam unterwegs zu sein, betont Es-ther Runkel, die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Bonn. Statt eines althergebrachten Pilgerstabs werden die Pilger*innen auf ihrem Weg eine Kapsel mitführen, berichtet Esther Runkel, die wie Heinemann zu den Initiator*innen der Stafetten in der hiesigen Region gehört. Die Kapsel, gefüllt mit ökumenischen Wünschen und Hoffnungen, ähnele dem Brauch bei Grundsteinlegungen. Begleithefte rüsten die Pilger*innen mit Liedern und Gebeten aus.

Mit dem Strom: Die Sieg entlang an Pfingstsonntag

Die Sieg-Stafette am Pfingstsonntag, 5. Juni, läuft mit dem Strom: Start ist in Hennef. Von dort geht es die Sieg entlang. Am Anfang steht die gemeinsame Feier des Gottesdienstes um 9.30 Uhr in der Christuskirche, Beethovenstraße 44, 53773 Hennef. Die Abfahrt ist gegen 11 Uhr vorgesehen. Station wird dann in Siegburg gemacht. Dort gibt es um 12 Uhr eine Andacht in der Auferstehungskirche, Annostraße 14. Von dort gehts weiter nach Sankt Augustin-Menden. Wer sich einreihen möchte: Die beste Gelegenheit ist die Andacht um 13 Uhr in der Emmauskirche, Von-Galen-Straße 28. Das Ziel ist die Doppelkirche in Schwarzrheindorf, Dixstraße 41,53225 Bonn. In der idyllisch in Rheinnähe gelegenen Doppelkirche endet die Sieg-Stafette mit einer Schlussandacht um 14 Uhr.

Gegen den Strom: Von Bonn nach Neuwied an Pfingstmontag

An Pfingstmontag, 6. Juni, führt die Pilgerstafette von Bonn nach Neuwied – „gegen den Strom“ rheinaufwärts. Ihr Ausgangspunkt ist der Kaiserplatz vor der Kreuzkirche. Dort wird um 9 Uhr Gottesdienst gefeiert. Abfahrt ist um 9.30 Uhr. Auch diese Rad-Stafette enthält mehrere Stationen. Das Besondere an diesem Tag, zu dem um Anmeldung gebeten wird: Die Rad-Tour ist gekoppelt mit einer Bahn-Tour. Die Bahnpilgerstafette startet am Bonner Hauptbahnhof um 13.45 Uhr mit einem Reisesegen, um 14.27 Uhr ist Abfahrt mit dem RB 26 Richtung Mainz. Treffpunkt ist Gleis 3. Wer mag, kann sich wahlweise mit dem Rad oder mit der Bahn einreihen. Stationen sind Remagen und Bad Breisig. Gemeinsames Ziel ist gegen 16 Uhr die Uferpromenade in Neuwied. Dort erwartet die Teilnehmenden ein Em-pfang an langen Tischen. Ökumene als Fest.

Mit dem Ökumeneschiff flussaufwärts

Diese beiden Stafetten sind Teil der Pilgerstafette vom Niederrhein stromaufwärts Richtung Tagungsort der ÖRK-Vollversammlung, die bereits gestartet ist. Neben der Sieg-Stafette gibt es weitere Nebenflüsse-Stafetten: Lippe, Ruhr und Wupper. Noch bevorstehend sind unter anderem zwei Fahrten mit dem Ökumeneschiff. Hier gibt es zwei getrennte Fahrten und Termine: Am Sonntag, 22. Mai, gehts von Düsseldorf nach Köln, am Sonntag, 12. Juni, von Koblenz nach Boppard. Bei dieser zweiten Etappe sind noch etliche Plätze frei – Anmeldungen erbeten bis 25. Mai.

Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung

Ob per Rad, Bahn oder Schiff: Die Touren verbinden unbeschwertes Miteinander und inhaltliche Auseinandersetzungen. So greifen die Andachten der Sieg-Stafette die Themen Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung auf. Dieses Thementrio wird auch auf der Rad- und Bahnfahrt ab Bonn (Schöpfung) über Remagen (Frieden) und Bad Breisig (Gerechtigkeit) sowie auf dem Ökumeneschiff erklingen. Weil es auch die Themen der ÖRK-Vollversammlung sind.

Gerechter Friede – was dieses Leitbild angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine heißt, beschäftigt Pfarrer Helmut Müller bereits jetzt. Der Spezialist für internationale Ökumene, Pfarrer des Regional Service bei der Vereinten Evangelischen Mission (VEM), mahnt, nicht nur auf Waffen zu setzen. Auf verschiedenen Ebenen müsse alles dafür getan werden, um einen Waffenstillstand zu erreichen. Angesichts des Leids und zu befürchtender weiterer Destabilisierung müsse ein langer Abnutzungskrieg unbedingt vermieden werden, so Müller, auch Synodalbeauftragter für Frieden des Evangelischen Kirchenkreises An Sieg und Rhein. Hier habe die Kirche eine besondere Verantwortung.

Wie eine Gemeinde Ökumene leben kann, dazu nennt der Beueler Gemeindepfarrer Dr. Christoph Melchior zwei Beispiele: zum einen die Partnerschaft der Evangelischen Kirchengemeinde Beuel mit Indonesien, zum anderen das „ökumenische Dreieck“ von römisch-katholischer, griechisch-orthodoxer und evangelischer Gemeinde in Beuel-Süd, unterlegt mit einer Partnerschaftsvereinbarung, mit Leben gefüllt beispielweise bei gemeinsamen Gottesdiensten und Feiern, der gemeinsamen Gestaltung des Tags der Schöpfung am ersten September-Freitag, in gemeinsamen Gesprächskreisen.

Stichwort ÖRK

„Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ heißt das Leitwort der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen. Sie findet vom 31. August bis zum 8. September in Karlsruhe statt. Die Vollversammlung tritt in der Regel nur ungefähr alle acht Jahre zusammen – um zu beten, zu beraten und zu feiern. Die Corona-Pandemie und ihre Folgen, die Klimakrise, der verschärfte Rassismus – das sind Themen, die auf der Tagesordnung stehen werden. Die Delegierten vertreten rund 580 Millionen Christinnen und Christen aus orthodoxen, anglikanischen, baptistischen, lutherischen, methodistischen und reformierten Kirchen weltweit.

ÖRK-Vollversammlung

Anna Neumann/ekasur.de