Landessynode 2022: Eindrücke

Die Landessynodalen Melina Wolf (von rechts), Mathias Mölleken, Knut Dahl-Ruddies und Frank Bartholomeyczik. Foto: Ingeborg Dahl

Superintendent Mathias Mölleken schildert Eindrücke und Ergebnisse: Digital, die zweite! Auch die 75. Synode unserer rheinischen Landeskirche musste ausschließlich online stattfinden. Dabei wäre besonders zum Schwerpunktthema „Seelsorge“ der persönliche Austausch naheliegend gewesen. Doch Corona ließ nicht zu, dass sich über 200 Menschen über fünf Tage direkt begegnen. Aus der Not eine Tugend zu machen, hieß […]

Superintendent Mathias Mölleken schildert Eindrücke und Ergebnisse:

Digital, die zweite!

Auch die 75. Synode unserer rheinischen Landeskirche musste ausschließlich online stattfinden. Dabei wäre besonders zum Schwerpunktthema „Seelsorge“ der persönliche Austausch naheliegend gewesen. Doch Corona ließ nicht zu, dass sich über 200 Menschen über fünf Tage direkt begegnen. Aus der Not eine Tugend zu machen, hieß für die vier Godesberg-Voreifler Landessynodalen, dass wir uns zeitweise – natürlich coronagerecht – im Gemeindehaus in Meckenheim getroffen haben, um im Austausch an der Synode teilzunehmen.

Im kleinsten Kreis und doch zugleich live verbunden, haben wir Gottesdienst gefeiert und uns auf das große Handlungs- und Aufgabenfeld kirchlicher und gemeindlicher Seelsorge einstimmen zu lassen: Seelsorge ist „Muttersprache der Kirche“. Über alle Tage wurde über die vielfältige Arbeit eindrücklich berichtet. Es führte zu einer erneuten Vergewisserung der Seelsorgearbeit als wesentliche Kernaufgabe. Dies bestätigten vor allem auch die vielen Einsätze der Notfallseelsorge und anderer Dienste, die durch die Flutkatastrophe nötig, aber auch möglich wurden.

Besonders hat mich das sehr persönliche Grußwort des NRW-Innenministers Herbert Reul bewegt, der durch seine Nähe zur Polizei und ihren Aufgaben die enorme Unterstützung durch die Polizeiseelsorge bestätigte. Ich mache auf acht Videoclips aufmerksam, die die verschiedenen Handlungsfelder durch Erfahrungsberichte nachhaltig ins Bewusstsein bringen: #seelsorgeistda – Video-Playlist: Facetten der Seelsorge.

Ein Weckruf

Der neue Präses Thorsten Latzel leitete souverän die Synode und machte deutlich, dass sich die Kirchenleitung nicht als Verwaltungsapparat versteht, sondern sich auch inhaltlich und steuernd im Sinne einer Kirche der Zukunft einbringt. Das Zukunftspapier E.K.I.R. – 2030 lädt die Gemeinden mit zugespitzten Impulsen zur intensiven Neuausrichtung kirchlicher und gemeindlicher Arbeit ein. Thorsten Latzel formuliert die Grundzüge protestantischen Lebens in Zeiten des Umbruchs wie folgt: Menschen offen, liebevoll begegnen. Trotzig und getrost auf Gott hoffen und unsere Zukunftsaufgaben mutig gestalten.

Ein Weckruf, der zum Innehalten, dann aber zum wirksamen Handeln aufruft, was sehr eng an die biblische Tradition und christliches Bekenntnis gebunden sein muss.

Ich erwarte hier durchaus kontroverse Diskussionen!

Bis 2035 treibhausgasneutral

Die intensive Ausschussarbeit ist für alle Synodalen anstrengend, führt mit den Diskussionen im Plenum als presbyterial-synodale Kirche zu gemeinsam getragenen Beschlüssen und Äußerungen als Rheinische Kirche.

Gerungen wurde um die Zielfestlegung bis 2035 treibhausgasneutral in allen Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und der Landeskirche zu werden. Damit werden Entscheidungen über tatsächlich noch benötigte Gebäude fällig, eine kritische Analyse der Energieversorgung und Umstellungen und Verhaltensveränderungen, die eine Akzeptanz für alle nötigen Anstrengungen erfordert. Und entsprechende Finanzplanung, denn unsere Kirche wird in diesen Jahren deutlich kleiner. Aus einem Finanzüberschuss des landeskirchlichen Haushalts sollen zunächst drei Millionen Euro für die Umsetzung erster Maßnahmen aufgebracht werden. Strittig und (noch) abgewendet wurde die Einführung einer neuen Finanzumlage auf alle Gemeinden. Allerdings ist allen klar, hier glaubwürdig Position zu beziehen, wird nur mit entsprechender Bereitschaft und Bereitstellung von finanziellen Mitteln funktionieren. Eine große Aufgabe steht hier zusätzlich bevor! Doch es eilt – entsprechend des Aufrufes der EKD-Synode zum Klimaschutzkonzept: „Die Zeit ist jetzt!“

Solidarität und Frieden

Wiederholt wurde die Position der Landessynode zum Flüchtlingsschutz an den EU-Außengrenzen sowie die Forderung nach Aufnahme von Geflüchteten eindringlich bestätigt.

Ein Statement der Besorgnis, verbunden mit dem dringenden Aufruf zum Frieden und zur Versöhnung wurde von der Landessynode im Blick auf den aktuellen Russland-Ukraine-Konflikt verabschiedet. Entsprechend fand die Synode nach Behandlung des Themas zu einem eindrücklichen Friedensgebet von der Kölner Pfarrerin Miriam Haseleu zusammen.

Dazu passte auch eine deutliche Solidaritätsnote der rheinischen Kirche zugunsten der westfälischen Pfarrerin Melanie Jansen, gegen die mehrere Morddrohungen bekannt wurden. Sie organisiert wöchentliche Friedengebete und gedenkt dabei der Opfer der Corona-Pandemie.

In Zukunft auch digital wählen

Eine wichtige Veränderung der Kirchenordnung wurde entschieden. Ab der nächsten Presbyteriumswahl 2024 besteht endlich eine digitale Möglichkeit, an der Wahl des gemeindlichen Leitungsgremiums teilzunehmen.

Glückwünsche an Wibke Janssen

Dr. Wibke Janssen wurde zum hauptamtlichen Mitglied der Kirchenleitung gewählt. Foto: Moritz Helpap/ekir.de

Zum Schluss: Im Namen unseres Kirchenkreises gratuliere ich der Bonner Skriba, Pfarrerin Dr. Wibke Janssen, herzlich. Sie wurde mit großer Mehrheit zur Oberkirchenrätin und Leiterin der Abteilung 1 „Theologie und Ökumene“ gewählt. Sie folgt im August Pfarrerin Barbara Rudolph, die in den Ruhestand geht. Verantwortung für unsere Kirche braucht immer das Gesicht von Menschen – am besten derjenigen, die man bereits näher kennt und regional vertraut sind.

Alles Gute, Gottes Segen und auf gute Zusammenarbeit, liebe Wibke Janssen!

Tatsächlich – „Protestantisch leben in Zeiten des Umbruchs“. Aber sicher nicht ohne die Bitte um Gottes Segen, der uns Wege zeigt und erkennen lässt!

Weitere Themen und Einschätzungen finden sich im Netz auf der EKiR-Seite unter synode.info.