Landessynode 2018: Abgeordneten-Sicht

Die Vertreter aus Bad Godesberg und der Voreifel: Mathias Mölleken (rechts) mit Siegfried Eckert, Frank Bartholomeyczik, Norman Rentrop, Irmela Richter und Wolfgang Osterhage (v.l.n.r.). Foto: Uta Garbisch

Die Landessynode bestimmt den Kurs der Evangelischen Kirche im Rheinland. Fünf Vertreterinnen und Vertreter sind aus dem Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel dabei. Der Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel ist in Bad Neuenahr vertreten durch Superintendent Mathias Mölleken (Kirchengemeinde Meckenheim), Pfarrer Siegfried Eckert (Thomas-Kirchengemeinde Bad Godesberg), Irmela Richter (Kirchengemeinde Rheinbach), Frank Bartholomeyczik (Kirchengemeinde Meckenheim) sowie den berufenen Synodalen Norman Rentrop […]

Die Landessynode bestimmt den Kurs der Evangelischen Kirche im Rheinland. Fünf Vertreterinnen und Vertreter sind aus dem Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel dabei.

Der Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel ist in Bad Neuenahr vertreten durch Superintendent Mathias Mölleken (Kirchengemeinde Meckenheim), Pfarrer Siegfried Eckert (Thomas-Kirchengemeinde Bad Godesberg), Irmela Richter (Kirchengemeinde Rheinbach), Frank Bartholomeyczik (Kirchengemeinde Meckenheim) sowie den berufenen Synodalen Norman Rentrop (Bad Godesberg) bzw. seine Vertreterin Dr. Ebba Hagenberg-Miliu (Bad Godesberg). Dr. Wolfgang Osterhage aus Wachtberg ist gewählter Stellvertreter des 2. nebenamtlichen Mitglieds der Kirchenleitung.

Lesen Sie hier ihre persönlichen Eindrücke und Einschätzungen (wird fortlaufend ergänzt).

Superintendent Mathias Mölleken (Meckenheim):

Die Jahreslosung 2018 führte inhaltlich durch die Tage der Synode.  „Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ (Offenb. 21,6) Diese Verheißung Gottes ist zugleich Auftrag für Kirche und Verkündigung. Der Zugang zu dieser Quelle des Lebens ist umsonst und fordert uns als christliche Kirche zu glaubwürdigem Handeln heraus.

So war die diesjährige Synode stärker als in den Vorjahren von theologischen Themen und dem Austausch im Plenum bestimmt. Beeindruckt hat mich die intensive Diskussion um den christlich-muslimischen Dialog. Sehr engagiert, offen und unter respektvoller Wahrnehmung von kontroversen Argumenten fand die Synode zu einer überzeugenden theologischen Positionsbestimmung, die zur Fortsetzung dieser Dialogarbeit ermutigt. Mich reizt vor allem das weitere Nachdenken über das Bekenntnis zu „einem“ Gott, der sich in den monotheistischen Religionen jeweils unterschiedlich offenbart.

Im Plenum: Mathias Mölleken und Frank Bartholomeyczik. Foto: Uta Garbisch

Aus Anlass des Endes des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren formulierte die Landessynode das „Leitbild als Kirche des gerechten Friedens“ – im Ringen um gewaltfreie Konfliktlösungen, weil sich diese „als roter Faden durch die Bibel ziehen und biblisch geboten sind“. Dieses Friedenswort versteht sich als Diskussionsimpuls – auch für unsere Gemeinden.

Ebenso bezog die Landessynode Stellung zum Sonntagsschutz, sie nahm den achten Bericht der Flüchtlingssituation an den EU-Außengrenzen zur Kenntnis sowie den vierten Jugendbericht. Der Landessynode 2019 wird eine Jugendsynode unmittelbar vorausgehen, die darüber nachdenkt, wie Kirche zukunftsfähig zu gestalten ist. Sehr engagiert wurde uns noch einmal die Verantwortung als Kirche nicht zuletzt für die 650.000 getauften Kinder und Jugendliche vor Augen geführt.

Ein Konsultationsprozess soll Bedingungen und Möglichkeiten eines veränderten Kirchensteuer-Verteilschlüssels klären. Da noch kein Beschluss gefasst wurde, verlief die Diskussion noch verhalten, lässt aber erkennen, dass ein neuer Verteilmodus z.B. in gebenden Kirchenkreisen wie auch unserem, erhebliche Veränderungen (geringere Zuteilungen) erwarten lässt. Hier wird noch heftig zu diskutieren sein!

Ein neues Erprobungsgesetz soll Ideen zur Veränderung und Vereinfachung kirchlicher Arbeit zeitlich befristet ermöglichen, dieses entspricht auch dem Projekt „Leichtes Gepäck“ im Sinne der Vereinfachung von Prozessen und Vorschriften und einer durchlässigen Kommunikation aller kirchlicher Ebenen. Es ist zu hoffen, dass unkompliziertere Verfahrensweisen Einzug in kirchliches Recht finden, um zu ermöglichen und nicht zu verhindern, wie es in einer der Leitlinien zum Leichten Gepäck heißt.

Insgesamt war die Synode arbeitsintensiv und von einem guten Geist des Miteinanders geprägt, was auch viele Gespräche und Begegnungen am Rande immer wieder zeigten. Wir sind als Kirche miteinander unterwegs und vertrauen darauf, dass wir aus der Quelle lebendigen Wassers schöpfen – umsonst!

Frank Bartholomeyczik (Meckenheim):

Es war meine zweite Teilnahme an der Landessynode und diesmal fehlte mir ein Spannungsbogen. Eine lebhafte Diskussion gab es erst am letzten Tag zum Thema „für die Begegnung mit Muslimen. Theologische Positionsbestimmung“. Vorab wurde hinter den Kulissen und in den Ausschüssen intensiv über die Beschlussvorlage gerungen. Aber am letzten Tag war auch ein wenig die Luft raus und der Pressetermin dominierte den Ablauf des Tages. Diese Diskussion hätte schon früher geführt werden sollen.

Bemerkenswert auch eine gemeinsame Andacht von Pfarrer Andrew Schäfer und einem Imam aus Bonn. Aber deutlich wurde da auch der Gegensatz der Religionen im Auftreten und den Inhalten.

Auch diesmal hatte ich den Eindruck, dass administrative und eher redaktionelle Änderungen an Verordnungen und Gesetzen die Tagesordnung bestimmten.

Ob sich aus den Ergebnissen der Arbeitsgruppe „leichtes Gepäck“ und dem Erprobungsgesetz wirklich Erleichterungen im Verwaltungshandeln ergeben, wird sich erst zeigen. Da jedenfalls wird es auf der Ebene Kirchenkreis gegebenenfalls mehr Arbeit und Entscheidungen geben.

Dr. Ebba Hagenberg-Miliu (Bad Godesberg):

Was meine persönlichen Höhepunkte bei der diesjährigen Landessynode waren? Dass wir so wichtige Papiere wie das „Friedenswort 2018. Auf dem Weg zum gerechten Frieden“, die „Theologische Positionsbestimmung zur Begegnung mit Muslimen“ und die Forderungen in Flüchtlingsfragen erarbeitet, durchaus kontrovers durchdiskutiert und schließlich demokratisch verabschiedet haben.

Ebba Hagenberg-Miliu und Irmela Richter. Foto: Uta Garbisch

Von den Folgen wird jeder profitieren können. Beispiel Fachkräftemangel: Die Evangelische Kirche im Rheinland öffnet sich für muslimische Mitarbeiter in Kindertagesstätten oder Altenheimen. Beispiel Sozialer Frieden: Sie forciert den Dialog mit Muslimen. Beispiel Bildung: Islamischer Religionsunterricht wird als ordentliches Lehrfach gesehen. Beispiel christliches Handeln: Eine Obergrenze für Flüchtlinge wird abgelehnt. Es muss ein Einwanderungsgesetz her. Und, das war besonders stark umstritten, der Dialog mit Muslimen soll nicht auf eine Konversion zielen. Ich persönlich bin stolz darauf, dass meine Landeskirche das offen formuliert.

Erfreulich für mich ist auch das deutliche Signal der Synode gegen die aktuellen Pläne der Landesregierung, mehr verkaufsoffene Sonntage in NRW einzurichten.

Hoffnung setze ich auf den Wechsel in der Leitung der Abteilung „Bildung und Erziehung“. Düsseldorfs Superintendentin Henrike Tetz, die dort schon so unerschrocken gegen Fremdenfeindlichkeit eingetreten ist, möge frischen Wind in dieses auch für die Zukunft der Kirche so wichtige Amt bringen. Ein Beispiel: Unsere evangelischen Schulen brauchen nach den enttäuschenden Spardiskussionen der letzten Jahre endlich mehr Rückhalt und Sicherheit für ihre Arbeit. Ich wünsche „der Neuen“ viel Kraft und Stehvermögen.

Irmela Richter (Rheinbach):

Das erste Mal auf der Landessynode – meine Eindrücke in Schlaglichtern: Nach einem bewegenden Gottesdienst zum Auftakt ging es in die Plenar- und Ausschuss-Sitzungen, die täglich von 9 bis mindestens 22 Uhr vorgesehen waren. Trotz lebhafter Diskussionen und vieler Wortmeldungen von mehr als 200 Synodalen gelang es, die Zeitpläne pünktlich einzuhalten. Die Essenspausen nutzten die meisten, um schnellen Schrittes an der Ahr entlang zum Essen und hinterher zurück zum Tagungshotel zu gehen. So wurden die Lungen mit Frischluft gefüllt, denn in der immer dicker werdenden Luft fiel die Konzentration zunehmend schwer.

Es ergaben sich überraschende Begegnungen, neue Kontakte und interessante Begegnungen am Rande, nicht nur aber auch mit den ökumenischen Gästen aus Frankreich, Tansania und Indonesien.

Wir hörten beeindruckende Andachten zu Tagesbeginn. Nachdrücklich in Erinnerung bleibt mir die interreligiöse Andacht am letzten Tag, gemeinsam gehalten von Andrew Schäfer, Landespfarrer für Weltanschauungsfragen, und Kaan Orhon von der Beratungsstelle HAYAT.

Inhaltlich ging es um drei große Themen: eine Positionsbestimmung für den weiteren Dialog mit Musliminnen und Muslimen. Um zwei Fragen wurde besonders gerungen: Wie machen wir deutlich, dass es in beiden Religionen um den Glauben an den EINEN Gott aus unterschiedlichen Positionen heraus geht und beschreiben zugleich unseren Glauben eindeutig? Und ist es notwendig zu erwähnen, dass eine Konversion als Folge des Dialoges geschehen kann, aber nicht das Ziel des Dialoges ist?

100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde ein Friedenswort auf den Weg gebracht, das als Impuls zur Eröffnung eines friedenspolitischen Diskurses gedacht ist und nicht als Schlusspunkt einer Debatte verstanden werden will.

Einige innerkirchliche Gesetze und Regelungen wurden überarbeitet, so wird es in Zukunft möglich sein, in evangelischen Einrichtungen wie Kindergärten oder Altenheimen Mitarbeitende zu beschäftigen, die keiner christlichen Kirche angehören. Desweiteren ging es um die Vereinfachung und Erleichterung von Verfahrensregelungen.

Pfarrer Siegfried Eckert (Bad Godesberg):

Alle Jahre wieder tagt die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland am Anfang eines neuen Jahres in Bad Neuenahr. Medial war das Hauptthema die theologische Positionierung der EKiR zum Dialog mit dem Islam. Als Knackpunkte erwiesen sich zwei Fragestellungen. 1. Wie können beide Religionen von dem „einen Gott“ sprechen, ohne zu behaupten, alles wäre eins? 2. Wie kann ein christlich-muslimischer Dialog ohne Konversionsabsichten geführt und unser Missionsauftrag gelebt werden? Die Synode hat leidenschaftlich diskutiert und einen weisen Beschluss gefasst, der im Internet (www.ekir.de) abrufbar ist.

Norman Rentrop und Siegfried Eckert. Foto: Uta Garbisch

Hinter den Kulissen tobte ein  „Verteilungskampf“, weil uns ein neues Kirchensteuerverteilsystem bevorsteht. Dieses wird allen Godesberger Gemeinden deutliche Einbußen bescheren! Der Luther-Effekt des Reformationsjahres schien auf der Synode schnell verpufft. Präses Manfred Rekowski nannte die Aktivitäten der EKiR in  2017 ein „durchaus beeindruckendes Gesamtkunstwerk“. Doch schon im Januar 2018 betrieben wir Tagesgeschäft. Unter der Überschrift „Leichtes Gepäck“ wurden die vielleicht reformatorischsten Beschlüsse gefasst. Verwaltungsvorgänge sollen vereinfacht und mehr Spielräume für flexible Lösungen geschaffen werden. Ein Schlussstrich wurde gezogen unter die hinter uns liegenden Sparprozesse auf landeskirchlicher Ebene. Ihr Einsparungsziel von 20 Millionen Euro (= 35 Prozent des landeskirchlichen Haushalts) wurde nach schmerzhaftem Ringen im Konsens erreicht.

Zudem haben wir nach 100 Jahren Kriegsende ein Friedenswort 2018 verabschiedet. Dieses verfolgt den Weg zu einem „gerechten Frieden“ und will alle Ebenen der Kirche daran beteiligen. All unser Tagen stand im Plenum unter der großflächig plakatieren Jahreslosung. Gott spricht: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“(Offenb 21,6) Das Wort für Gnade heißt im Lateinischen gratia. Trotz allem, auch nach dieser Synode gilt: Gottes Liebe ist gratis. Gott sei Dank!

Alle Infos und Themen der Landessynode 2018: www.ekir.de