Konferenz wagt selbstkritischen Aufbruch

Herausforderungen, Chancen, Strukturdebatten und Impulse prägten die Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen in Lyon. In einem Festakt gedachten die Delegierten des 50-jährigen Bestehens der kirchlichen Organisation. „Vor der Konferenz Europäischer Kirchen liegen nach der Vollversammlung große Herausforderungen, aber auch große Chancen“, zieht Barbara Rudolph Bilanz. Die rheinische Oberkirchenrätin für Ökumene nahm vom 15. bis 21. […]

Herausforderungen, Chancen, Strukturdebatten und Impulse prägten die Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen in Lyon. In einem Festakt gedachten die Delegierten des 50-jährigen Bestehens der kirchlichen Organisation.

„Vor der Konferenz Europäischer Kirchen liegen nach der Vollversammlung große Herausforderungen, aber auch große Chancen“, zieht Barbara Rudolph Bilanz. Die rheinische Oberkirchenrätin für Ökumene nahm vom 15. bis 21. Juli an der 13. Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) in Lyon teil. Rudolph: „In der diffuser gewordenen Welt nach 1989 muss sich die KEK eine neue Tagesordnung geben. Dafür aber gibt es einen großen Konsens unter den Mitgliedskirchen: Europa braucht die Kirchen, die ihre Stimme gemeinsam erheben!“

Der KEK gehören 126 orthodoxe, protestantische, anglikanische und altkatholische Kirchen sowie 40 assoziierte Organisationen an. Ihre Vertreter kommen alle sechs Jahre zu einer Vollversammlung zusammen, um über die Arbeitsprioritäten der KEK zu beraten.

Vollversammlung mit Strukturdebatten

Die Agenda der diesjährigen Vollversammlung war in den ersten Tagen geprägt durch Strukturdebatten. Der Stein war durch einen Antrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ins Rollen gekommen. Nach mehrstündiger Diskussion sprach sich die Vollversammlung für einen Kompromiss aus: Eine Arbeitsgruppe aus 15 Spezialistinnen und Spezialisten soll bis Ende 2011 ein Konzept für eine effizientere, schlankere und transparentere Organisation ausarbeiten. Eine vorgezogene KEK-Vollversammlung wird im Sommer 2013 über die Reformen entscheiden.

 

„Die EKD-Initiative hatte eine unnötige diplomatische Sperrigkeit“, bilanziert Barbara Rudolph. Dennoch habe sie einen Prozess angestoßen, der von den ökumenischen Partnern sowie vom Personal der KEK als hilfreich empfunden werde. Sie erhoffe sich davon nun weniger Reibungsverluste in der Organisation, um anschließend mehr Ressourcen auf die inhaltliche Arbeit verwenden zu können.

Impulse zum 50-jährigen Bestehen

Neue Impulse für die KEK gab auch der Ökumenische Patriarch Bartholomäus I., Ehrenoberhaupt der orthodoxen Weltchristenheit. Eine Konferenz aller Kirchen in Europa entspreche dem heiligen Gebot der Wiederherstellung der kirchlichen Gemeinschaft am besten, sagte Bartholomäus beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen der KEK am Sonntag. Europa brauche eine ökumenische kirchliche Organisation, die auch die römisch-katholische Kirche mit einbeziehe.

Der Patriarch bat den bei der Feier anwesenden Kardinal Philippe Barbarin, den katholischen Erzbischof von Lyon, seinen Vorschlag an die entsprechenden Stellen weiterzuleiten. „Eine stärkere ökumenische Positionierung des europäischen Katholizismus halte ich auch für wünschenswert“, unterstützt Barbara Rudolph diese Initiative.

Weitere Anstöße erhofft sich Landeskirchenrätin Christine Busch von der Integration der „Kommission der Kirchen für Migranten in Europa“ (CCME): „In diese Arbeit mit Christen und Gemeinden fremder Sprache und Herkunft in Europa werden wir gerne unsere langjährigen Erfahrungen einbringen.“

 

 

Die Aufnahme der CCME in die KEK wurde ebenfalls am Sonntag gefeiert. Dass sich die Konferenz damit ein forderndes wie heikles Arbeitsfeld zu eigen machte, verdeutlichte CCME-Direktorin Doris Peschke durch ein Geschenk an die KEK: Das in der griechischen Ägäis angeschwemmte Trümmerteil eines Flüchtlingsboots – seine Insassen gelten als vermisst.

Vier Deutsche im Zentralausschuss

In mehrere Stellungnahmen rief die Vollversammlung an ihrem letzten Tag zur größeren Wertschätzung von Migranten, konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz sowie zu weiteren Bemühungen für eine atomwaffenfreie Welt auf.
In den neuen Zentralausschuss, parlamentarisches Leitungsorgan der KEK, entsendet die EKD drei Vertreter: Die Vollversammlung wählte Dine Fecht, Leiterin der Europaabteilung im Kirchenamt der EKD, die Vize-Kirchenpräsidentin von Hessen-Nassau, Cordelia Kopsch, und den württembergischen evangelischen Landesbischof Frank Otfried July in das 40-köpfige Gremium. Ein Sitz ging auch an Silke Tosch vom Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden.

 
Eröffnung der KEK-Vollversammlung in Lyon
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Text und Foto: Stefan Heinemann / ekir.de /

 

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