Kirche lässt ankreuzen

Es ist kein Kreuz mit dem Kreuz in der Bonn-Bad Godesberger Thomas-Kirchengemeinde. Denn das Ausstellungsprojekt „AnKreuzen“ hat so hohen Anklang gefunden, dass nun in der Christuskirche 360 individuell gestaltete Holzkreuze stehen, liegen oder hängen. Seit mehr als 2000 Jahren trage der Mensch das Kreuz auf den Schultern, hänge es an die Ohren, setze es auf […]

Es ist kein Kreuz mit dem Kreuz in der Bonn-Bad Godesberger Thomas-Kirchengemeinde. Denn das Ausstellungsprojekt „AnKreuzen“ hat so hohen Anklang gefunden, dass nun in der Christuskirche 360 individuell gestaltete Holzkreuze stehen, liegen oder hängen.

Seit mehr als 2000 Jahren trage der Mensch das Kreuz auf den Schultern, hänge es an die Ohren, setze es auf Gräber, nagele Mitmenschen daran, ziehe damit sogar in den Krieg, erläutern die Initiatoren Pfarrer Ernst Jochum und Jugendleiterin Katharina Wehrkamp die Aktion. „Da wollten wir wissen, ob es für uns heute ein Zeichen der Trauer, der Hoffnung, des Glaubens oder Aberglaubens oder vielleicht auch ein Ärgernis ist.“

Allein mehr als 300 vorgefertigte, 30 Zentimeter große Kreuze wurden von Interessierten geordert und landeten nun, nach eigenem Gusto bemalt, beklebt oder beschriftet, in der Kirche. Kindergärten und Schulen aus der Bonner Region arbeiteten mit. Andere Vorschläge kamen in Fotoform von weiter her, sogar aus Berlin oder München.

A la Südsee mit Blumen geschmückt

Da hat nun der Zweijährige aus der Mutter-Kind-Gruppe sein Objekt bunt mit Transparentpapier drapiert. Die einst im Diplomatischen Dienst tätige Dame schmückte ihres à la Südsee nur mit Blüten. Ein Teilnehmer lieferte die über und über mit Gummibärchen bestückte Variante.

Ein anderer ließ sich vom Objektverhüller Christo inspirieren, während eine Frau auf ihrem mit Medienschlagzeilen beklebten Kreuz das „Wort Halten“, wie Gott es tue, anmahnt. Auf einem anderen voller Spiegelbruchstücke funkelnden Objekt steht geschrieben: „Wenn du aufs Kreuz schaust, siehst du dich selber“.

Das Kreuz ragt aus dem Wohlstandsmüll

Er wisse, dass bei der Vorbereitung etwa eine Mutter mit ihrer Tochter erstmals wieder wirklich ins Gespräch gekommen sei, freute sich Pfarrer Jochum über das Feedback. Ein Junge der katholischen Nachbargemeinde habe sein geschmücktes Kreuz gleich auf seinen Kommunionstisch gestellt.

Und die Jugendlichen der eigenen Gemeinde brachten weitere Interpretationen ein: In einer Installation ragt allein das nackte Kreuz aus einem Haufen Wohlstandsmüll heraus. In einer anderen behauptet es sich in einem improvisierten Obdachlosenlager zwischen Mumienschlafsäcken und leeren Weinflaschen. „Unsere Kirche ist regelrecht zum Kreuzgang geworden“, ist Pfarrer Jochum stolz.

„AnKreuzen“ ist in der Bonn-Bad Godesberger Wurzerstraße 31 noch bis Sonntag, 11. Juni, jeweils rund um die Gottesdienstzeiten (sonntags, 10.30 Uhr) sowie auf Anfrage unter Telefon 0228/ 37 49 20 zu besichtigen.



 



 

 
 

 

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