Judenmission? -Bitte nicht!

Judenmission: ist das aktuell? Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und das Evangelische Forum Bonn und das Katholische Bildungswerk hatten eingeladen… Es sprach der evangelische Theologe Professor Dr.Klaus Wengst (Bochum) Anfang Juni im Haus der Evangelischen Kirche in Bonn unter dem Thema „Konfliktfall Judenmission“. Anlass war einerseits, dass von christlichen Gruppen Juden, die […]

Judenmission: ist das aktuell? Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und das Evangelische Forum Bonn und das Katholische Bildungswerk hatten eingeladen…

Es sprach der evangelische Theologe Professor Dr.Klaus Wengst (Bochum) Anfang Juni im Haus der Evangelischen Kirche in Bonn unter dem Thema „Konfliktfall Judenmission“. Anlass war einerseits, dass von christlichen Gruppen Juden, die aus Russland zu uns gekommen sind, in eine Gemeinde eingeladen wurden. Dies geschah angeblich aus caritativen Gründen.  Die Synagogengemeinde befürchtete aber, dass diese Juden auch in die christliche Gemeinde abgeworben werden sollten. Und andererseits war Anlass die Fürbittenformulierung von Papst Benedikt XVI. zur Karfreitagsliturgie. Gründe genug, sich mit dem Thema Judenmission zu beschäftigen.

In früheren Jahrhunderten war es selbstverständlich, dass Juden eingeladen wurden, sich taufen zu lassen. Dabei schreckten die Christen nicht vor Zwang und Drohungen zurück. Man glaubte, die Kirche habe Israel abgelöst und sie sei nun Gottes erwähltes Volk. Gegen diese Position bezog Professor Wengst klar und eindeutig Stellung: Nein zur Judenmission. Er begründete dies ausführlich aus dem Neuen Testament. Das lasse keinen Zweifel an der Treue Gottes zu seinem Volk, die Verheißungen, die Abraham, Isaak und Jakob gegeben wurden, seien ungebrochen gültig. Juden und Christen glaubten an den gleichen Gott. Wohin also sollen Juden missioniert werden? Die Versöhnung mit Gott, die Christen dank des Todes Jesu genießen dürfen, erfahren Juden an jedem Versöhnungstag, (Jom Kipur). Brauchen Juden also Tod und Auferweckung Jesu nicht? Nein, so Wengst. Wir Christen mehr haben nichts mehr, was Juden fehle.  Durch Jesus Christus wurde vielmehr die Tür zu den anderen Völkern geöffnet, so dass „ich als Nichtjude durch Jesus Christus, meinen Herrn, …mich ihm im Leben und im Sterben anvertraue und ihn lobe“.

Die anschließende Diskussion brachte viel Zustimmung. Besonders dankbar war man auch von Seiten der Synagogengemeinde über dieses deutliche Statement. Allerdings kamen auch die Stimmen zu Wort, die eine die Gegenposition bezogen. Es sei unsere Pflicht als Christen, allen Menschen Christus zu verkündigen, denn es gebe kein Heil ohne Jesus Christus. Dem wurde entgegengehalten, dass wir Christen selbstverständlich unseren Glauben an Jesus Christ bezeugen können, wenn wir danach gefragt werden; Zeugnis geben ist die angemessene Haltung gegenüber den jüdischen Geschwistern. Aber wir können niemanden, also auch keine Jüdin oder Juden, zwingen, Christin oder Christ zu werden.

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bonn ist dabei, eine Stellungnahme zu diesem Thema zu erarbeiten.

 

 

 

 
 

 

Ernst F. Jochum /

 

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