Ja zum Kinderschutz, Nein zur Hauptamtlichkeit

„Klarer sehen“: Der Titel des Präventionskonzeptes des Kirchenkreises zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch ist Programm. Einstimmig votierte die Kreissynode auf ihrer Herbsttagung in Swisttal für dessen Einführung. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche vor Missbrauch und sexueller Gewalt noch besser zu schützen. Das Konzept setzt sich für eine Kultur des Hinschauens […]

„Klarer sehen“: Der Titel des Präventionskonzeptes des Kirchenkreises zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch ist Programm. Einstimmig votierte die Kreissynode auf ihrer Herbsttagung in Swisttal für dessen Einführung.

Ziel ist es, Kinder und Jugendliche vor Missbrauch und sexueller Gewalt noch besser zu schützen. Das Konzept setzt sich für eine Kultur des Hinschauens und der Grenzachtung ein, will haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende ebenso wie Leitungsgremien sensibilisieren und schulen. Zudem wird eine Selbstverpflichtung mit Verhaltenskodex für alle verpflichtend, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Ein Krisenplan soll helfen, bei Verdacht auf Missbrauch das Richtige zu tun. Umgesetzt ist bereits die Einführung von Vertrauenspersonen als erste Ansprechpartner. Seit 2012 sind dies die Jugendleiterinnen Melanie Schmidt (Meckenheim) und Stefanie Rieß (Euskirchen) sowie der kreiskirchliche Jugendreferent Rainer Steinbrecher (Bad Godesberg) für die jeweilige Region. Die drei haben das Konzept entwickelt und stellten es den Abgeordneten aus den 13 Kirchengemeinden vor. Die Gemeinden im Evangelischen Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel sind nun aufgefordert, daran angelehnt ebenfalls Präventionspläne zu erarbeiten.

Superintendent bleibt in Gemeinde verankert

Leidenschaftlich erörterten die 73 Kreissynodalen die Frage, ob das Amt des Superintendenten / der Superintendentin in Zukunft hauptamtlich ausgeübt werden soll. Befürworter der Hauptamtlichkeit sehen die Notwendigkeit, die „mittlere“ Ebene des Kirchenkreises zwischen Gemeinden und Landeskirche zu stärken, um alle anstehenden Prozesse und Umstrukturierungen in der Kirche besser bewältigen zu können. Kritiker befürchten, dass der Bezug zur Ortsgemeinde verloren geht, die Größe des Kirchenkreises dies nicht erfordere und zudem Kostensteigerungen folgten. Während der Kreissynodalvorstand im Vorfeld keinen Bedarf fürs das Hauptamt sah, setzten sich mehrere Synodale dafür ein, diese Frage nicht ad hoc am Samstag, sondern erst nach einem ausführlicheren Diskussionsprozess zu entscheiden. Doch erhielten zwei Anträge, die einen Beschluss zur Hauptamtlichkeit im kommenden Jahr bzw. nach einem Meinungsbildungsprozess zu einem späteren Termin vorsahen, nicht die erforderlichen Mehrheiten.

Die Hauptamtlichkeit ist grundsätzlich möglich, seit die Evangelische Kirche im Rheinland im vergangenen Jahr ihren Kirchenkreisen freigestellt hatte, sich dafür zu entscheiden. Bewerben könnten sich durch diese Neuregelung auch Pfarrerinnen und Pfarrer von außerhalb des Kirchenkreises. Aktuell übt Dr. Eberhard Kenntner die Aufgabe wie seine Vorgänger im Nebenamt aus und ist gleichzeitig Pfarrer der Kirchengemeinde Rheinbach geblieben. Allerdings hatte der Kirchenkreis zu seiner Entlastung in der Gemeinde eine zusätzliche Pfarrstelle im Umfang von 75 Prozent eingerichtet. Wegen des bevorstehenden Ruhestandes von Superintendent Kenntner im Jahr 2015 sind Neuwahlen für Herbst 2014 geplant.

Superintendentenbericht

Mit Sorge beobachtet Superintendent Dr. Eberhard Kenntner Anzeichen, welche auf eine Überbeanspruchung der Mitarbeitenden auf allen Ebenen  hinwiesen. Mehr und mehr wachse eine „Sehnsucht, sich wieder vorrangig mit dem befassen zu dürfen, wozu wir da sind: Das Evangelium zu den Menschen zu bringen“, so Kenntner in seinem jährlichen Bericht. Gleichwohl bewertete er  – auch nach zahlreichen Rückfragen und Anmerkungen zu seinem Bericht – die Herbstsynode als eine der lebendigsten Synoden der letzten zwölf Jahre. „Das hat mich sehr gefreut.“

Wahlen

Zum neuen zweiten Synodalältesten wählte die Kreissynode Dr. Klaus Graf (56). Der Sozialpädagoge und promovierte Theologe arbeitet seit 1985 in der Bonner Evangelischen Jugendhilfe Godesheim. Seit 1992 ist er Leiter und seit sechs Jahren auch Geschäftsführer der Jugendhilfeeinrichtung. Im Raum Bonn ist Graf im Verbund der Julius-Axenfeld-Stiftung auch verantwortlich für Kindergärten und medizinische Versorgungszentren. Im Januar 2014 beginnt er eine Prädikantenausbildung. Graf ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Söhne.

Christoph Müller (Wachtberg) ist neuer Vorsitzender des Fachausschusses für Kirchenmusik, Stefanie Rieß Vorsitzende des Ausschusses für Kinder- und Jugendarbeit, Rainer Steinbrecher ihr Stellvertreter. Den Vorsitz im Nominierungsausschuss hat nun Pfarrer Günter Schmitz-Valdier (Wachtberg), sein Stellvertreter ist Pfarrer Frank Gerald Raschke (Bad Münstereifel). Synodalbeauftragter für Kindergarten wird Pfarrer Gregor Weichsel (Euskirchen).

Haushalt 2014 und Anträge

Das Kirchenparlament verabschiedete den Haushalt für das Jahr 2014 mit einem Gesamtvolumen von 2,94 Millionen Euro. Vorgesehen ist eine Entnahme von etwa 7.300 Euro aus Rücklagen. Bei den insgesamt sieben Handlungsfeldern bilden Gemeindearbeit und Seelsorge mit rund 338.000 Euro den größten Posten, etwa 294.000 Euro fließen in Erziehung und Bildung.

Zur Vorbereitung des 500-jährigen Reformationsjubiläums 2017 berief die Synode eine kirchenkreisweite Arbeitsgruppe. An die Landeskirche richtete sie den Antrag, die Frist für die Umsetzung des Verwaltungsstrukturgesetzes bis 2018 zu verlängern. Dessen Zweck ist die Schaffung einer schlanken, kompetenten und effizienten Verwaltung. Dieses Ziel sehen die Kirchenkreise Bad Godesberg-Voreifel und Bonn mit der 2012 erfolgten Bildung des gemeinsamen Evangelischen Verwaltungsverbandes in Bonn bereits grundsätzlich erfüllt. Gleichzeitig erforderten andere Prozesse wie die Einführung des Neuen Kirchlichen Finanzwesens 2014 aktuell die zur Verfügung stehen Ressourcen. Daneben war der landeskirchliche Sparprozess Thema. Mit zwei weiteren Anträgen richteten sich die Abgeordneten gegen eine mögliche Schließung der landeskirchlichen Büchereifachstelle und forderten die zentralen Arbeitsbereiche des „Hauses Gottesdienst und Kirchenmusik“ angemessen auszustatten.

Die Synode traf sich zur diesjährigen Herbsttagung im Gemeindezentrum Maria-Magdalena-Kirche der Evangelischen Kirchengemeinde Swisttal. Grüße überbrachten Superintendent Reinhard Bartha vom Nachbarkirchenkreis An Sieg und Rhein, die Vorsitzende des Kreiskatholikenrates Rhein-Sieg, Ruth Kühn, Pater Hermann Josef Zeyen in Vertretung des Kreisdechanten sowie der Swisttaler Bürgermeister Eckhard Maack.

 
Bericht des Superintendenten vom 9. November 2013
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Uta Garbisch / 10.11.2013

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