Im Gespräch mit dem Islam

Die Bonner Kirchen sind ein Motor der Städtepartnerschaft mit Oxford. Jetzt war auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) eine Delegation aus England zu Gast – zu einem brisanten Thema in Oxford wie Bonn: Der Dialog mit dem Islam. Prof. Dr. Harald Uhl, der die Begegnung organsiert hatte, berichtet: Zentrales Thema der diesjährigen ökumenischen Begegnungstagung […]

Die Bonner Kirchen sind ein Motor der Städtepartnerschaft mit Oxford. Jetzt war auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) eine Delegation aus England zu Gast – zu einem brisanten Thema in Oxford wie Bonn: Der Dialog mit dem Islam.

Prof. Dr. Harald Uhl, der die Begegnung organsiert hatte, berichtet:

Zentrales Thema der diesjährigen ökumenischen Begegnungstagung im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Bonn und Oxford vom 11.-15 Juni war der christlich-islamische Dialog. Die von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Bonn organisierte inzwischen 30. Begegnung gab den 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in den Räumen der Bonner Lukaskirchengemeinde und an anderen Veranstaltungsorten einen Überblick über die Situation von Muslimen in England und Deutschland, informierte über die kirchlichen Aktivitäten auf diesem Gebiet und gab Anregungen für neue Vorhaben.

 

 

Die langjährige Godesberger Islambeauftragte Dr. Beate Straeter schilderte die intensiven Bemühungen der Evangelischen Kirche im Rheinland um ein verbessertes gegenseitiges religiöses Verständnis, das inzwischen sowohl von der Landessynode wie in Bonn in weiterführenden Gesprächskreisen, u.a. mit muslimischen und christlichen Frauen, zu vertieften Begegnungen geführt hat. Der Leiter des katholischen Bildungswerkes Bonn, Dr. Josef Herberg, verwies auf zahlreiche Informationsveranstaltungen seit mehr als drei Jahrzehnten, die inzwischen auch aktuelle Herausforderungen wie zum Beispiel die Fortbildung von Erzieherinnen umfassen, die häufig in Kindergärten mit einem hohen Anteil n muslimischen Kindern tätig sind. In dem Referat von Dr. Taj Hargey, Imam einer Moscheegemeinde in Oxford, wurde auf die Dialogschwierigkeiten durch die ethnische Zersplitterung der muslimischen Traditionen und die Notwendigkeit verwiesen, durch den Bezug auf die ursprünglichen Aussagen des Koran diese Dialogfähigkeit zu verbessern. Der Wachtberger Künstler Hanns-Frerk Verhey stellte eine Skulptur und ein Gemälde vor, die am Thema der Ringparabel aus „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing das friedliche Zusammenleben der drei monotheistischen Weltreligionen versinnbildlichen. In der Bibelarbeit von Reverend David Paterson (Oxford) wurde Abraham als prophetischer Vorfahre der drei Religionen interpretiert, im zweisprachigen ökumenischen Gottesdienst in der Baptistengemeinde unter Leitung von Esther Runkel das Vorbild Jesu im interreligiösen Gespräch deutlich.

Beim Besuch einer türkischen Moschee in Bonn erläuterten der lokale Imam und Vertreter des nationalen Rates der Muslime in Deutschland die religiöse Situation der Muslime, die – vor allem im Hinblick auf die staatliche Anerkennung als Religionsgemeinschaft und den Religionsunterricht in Schulen – auf gemeinsame öffentliche Vertretung hin arbeiten. Ziel ist demnach auch die Einrichtung von islamischen Fakultäten an deutschen Universitäten für den wissenschaftlichen Austausch und die Ausbildung von Imamen und Religionslehrern. In Bonn wird die Genehmigung für den Bau einer repräsentativen Moschee an der Viktoriabrücke er-wartet. Die Integrationsbeauftragte der Stadt Bonn Coletta Manemann, betonte bei dieser Gelegenheit ihre Unterstützung für dieses Vorhaben, vor allem aber verwies sie auf die Pionier-funktion der Kirchen für den Dialog mit den Muslimen, der eine wichtige Voraussetzung dafür bilde, dass die muslimische Gemeinschaft in Deutschland zu eigenständigen kulturellen und sozialen Beiträgen für die gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland befähigt werde.

Mit kulturellen Besichtigungen in Bonn und Umgebung und einem Abend mit orientalischen Speisen, die von einer Gruppe muslimischer Frauen zur Verfügung gestellt worden waren, sowie Kurzfilmen zum Thema und orientalischer Musik wurde das Programm abgerundet. Der internationale Vergleich auf der Begegnungstagung ergab Anregungen für das nationale Handeln und ließ Perspektiven erkennen, wie trotz bestehender ethnischer Unterschiede in der islamischen Praxis, verschiedener Integrationsphasen in Europa und bestehender internationa-ler Konflikte der Dialog der Religionen Grundlagen und Perspektiven für Verständnis und fruchtbare Zusammenarbeit liefern kann.

 

 

 
 

 

EB / Joachim Gerhardt /

 

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