Im Gedenken an Dietrich Bonhoeffer

Neue ökumenische Impulse vermittelte eine Begegnungstagung im Rahmen der Städtepartnerschaft Bonn-Oxford. Eine 27-köpfige Delegation aus Bonn reiste vom 15. – 19. Juni nach London und Oxford. Dort begaben sich die Besucher auf die Spuren von Dietrich Bonhoeffer – im Gedenken an seinen 100. Geburtstag. Erste Station war die deutsche evangelische Christuskirche in London, die am 5. […]

Neue ökumenische Impulse vermittelte eine Begegnungstagung im Rahmen der Städtepartnerschaft Bonn-Oxford. Eine 27-köpfige Delegation aus Bonn reiste vom 15. – 19. Juni nach London und Oxford.

Dort begaben sich die Besucher auf die Spuren von Dietrich Bonhoeffer – im Gedenken an seinen 100. Geburtstag.

Erste Station war die deutsche evangelische Christuskirche in London, die am 5. November 1934 ein Stück Geschichte des Kirchenkampfes der Bekennenden Kirche gegen die Ansprüche der NS-Regierung und der ihnen nahestehenden „Reichskirche“ schrieb. Dietrich Bonhoeffer, der von 1933 – 1935 als deutscher Auslandspfarrer in London wirkte, hatte an diesem Tag alle seine deutschen Amtsbrüder im Gemeindesaal der Christuskirche versammelt und formulierte mit ihnen eine Erklärung, in der sich die deutschen Auslandsgemeinden einmütig zur Bekennenden Kirche, wenige Monate nach dem Barmer Bekenntnis vom Mai 1934, erklärten – ein Affront gegen die herrschenden Kräfte des Deutschen Reichs, der dort erhebliches Aufsehen, bei den Gegnern des NS-Regimes für Ermutigung sorgte. Wie der jetzt dort amtsführende Pfarrer Wolfgang Kruse erläuterte, heißt der Gemeindesaal deshalb seit 2005 „Bonhoeffer-Saal“ und ist mit einer Urkunde ausgestattet, die an den historischen Anlass erinnert.

In London konnte Bonhoeffer damals auch die Kontakte zum anglikanischen Bischof George Bell von Chichester intensivieren, der in der Kriegs- und Nachkriegszeit zum Fürsprecher des deutschen Widerstands, Gegner des Bombenkriegs in Deutschland und Helfer von Emigranten und Flüchtlingen wurde. Sein Grab in der Hauptkirche von Oxford ist ein Denkmal für Versöhnung und Verständigung in den dunkelsten Zeiten des 20. Jahrhunderts – und wirkte auf die Besucher aus Bonn besonders eindrucksvoll nach der liturgischen Abendandacht in der großartigen gotischen Kirche mit dem kunstvollen Chorgesang von Kompositionen aus Mittelalter und Neuzeit: Überzeugende, lebendige Tradition, wie sie in der 700-jährigen Universitätsstadt Oxford auf Schritt und Tritt wahrgenommen werden kann.

Ganz aktuell wurden deshalb auch die Überlegungen aufgegriffen, die der Baptistenpastor und langjährige Generalsekretär der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), Dr. Keith Clements, in seinem Referat anstellte. Aus der Schilderung der nicht immer erfolgreichenökumenischen Bemühungen Bonhoeffers in England schlug er den Bogen zur heutigen Situation der Ökumene. Im Gegensatz zu den vielfach noch heute vorherrschenden Ansätzen zur Begegnung der Kirchen als Traditions- oder Organisationsstrukturen plädierte Bonhoeffer für die Begegnung in Christus, die Christusbezogenheit, weil er die Gefährdung und Versuchung von institutionellen Lösungen im Kirchenkampf klar erkannt hatte. Dieser Ansatz könnte aus manchen Sackgassen der gegenwärtigen Bemühungen um ökumenische Fortschritte herausführen.

 

 

 
 

 

Harald Uhl /

 

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