Handys bloß nicht wegwerfen

„Wo ein Handy überhaupt nicht hingehört, das ist in die Mülltonne!“, erklärt Friedel Hütz-Adams, 46, der beim Südwind-Institut für die Handysammel- und Recyclingaktion bis Mai 2013 verantwortlich ist. Handys sind wahre Rohstoffquellen, sie enthalten wertvolle Metalle wie Kupfer und Gold. Was machen Sie mit den 1,50 Euro Erlös, die Sie pro Handy erhalten? Die Erlöse […]

„Wo ein Handy überhaupt nicht hingehört, das ist in die Mülltonne!“, erklärt Friedel Hütz-Adams, 46, der beim Südwind-Institut für die Handysammel- und Recyclingaktion bis Mai 2013 verantwortlich ist.

Handys sind wahre Rohstoffquellen, sie enthalten wertvolle Metalle wie Kupfer und Gold. Was machen Sie mit den 1,50 Euro Erlös, die Sie pro Handy erhalten?
Die Erlöse dienen der Finanzierung weiterer Arbeit, die wir zum Thema Handys machen.

Was sind denn die nächsten Schritte?
Grundsätzlich haben wir die Aktion begonnen, weil wir darauf hinweisen wollen, dass viele Menschen ungenutzte Rohstoffe einfach in einer Schublade herumliegen haben. Deshalb haben wir auf dem Kirchentag in Hamburg einen Stand, den wir mit den Handys als Blickfang bestücken. So machen wir darauf aufmerksam, wie groß die Probleme innerhalb der ganzen Produktionskette von Handys sind.

Welche Probleme sind das?
Die in Handys enthaltenen wertvollen Metalle werden zum Beispiel oftmals unter widrigen Bedingungen in Entwicklungsländern abgebaut, wie dem Kongo oder in West Papua. Dort kommt es unter anderem zur Verseuchung des Grund- und Trinkwassers und Schädigung des Regenwaldes und umliegenden Ländereien durch Entsorgung der Produktionsreste in Flüssen. Viehzucht und Ackerbau ist dadurch für die Bewohner unmöglich. In vielen Gebieten ist der Abbau der für Handys benötigten Rohstoffe mit schweren Menschenrechtsverletzungen verbunden. Das Recycling ist da nur ein Lösungsansatz von uns, um den Kreislauf in dieser Misswirtschaft zu durchbrechen, denn auch Elektroschrott wird oftmals in Entwicklungsländer exportiert.

Hat die Aktion schon Anklang gefunden?
Wir haben schon einen kleinen Karton mit Handys erhalten. Wir können richtig viele gebrauchen.

Sammeln Sie nur kaputte Handys – oder werden auch funktionsfähige Handys recycelt?
Das kommt darauf an. Erst einmal muss man feststellen, ob sie noch umfassend funktionsfähig sind. Das größte Problem dabei, funktionsfähige Handys weiter zu benutzen, ist, dass es sehr, sehr schwierig ist, die Daten von den Handys runter zu bekommen. Ob sich das Ganze lohnt, entscheiden unsere Partner, die die Sammlung machen. Die haben schon einiges an Erfahrungen und werden das im Einzelnen überprüfen. Viele der Handys, die wir schon bekommen haben, sind rein optisch beschädigt. Auf gut Deutsch gesagt: Es sind ziemlich alte Möhrchen. Die werden dann wahrscheinlich nicht weiter verwendet werden, sondern ins Recycling gehen.

Gibt es Tipps, was mit Daten anzustellen ist, die sich noch auf den alten Handys befinden?
Man muss sie gründlich löschen. Da reicht es nicht, das Gerät auf die Ausgangseinstellungen zurückzustellen oder einfach ,Löschen’ zu drücken. Mit einem kleinen Programm, das frei im Internet zugänglich ist, kann man die Daten sofort wieder rekonstruieren, das wissen die meisten Menschen gar nicht. Das einfachste ist, man hat gar keine Sachen drauf, die für irgendwen wichtig sind. Ansonsten müsste man nach ebenfalls frei im Internet zugänglichen Softwareangeboten schauen, mit denen man richtig löschen kann, die sich jedoch bei jedem Handymodell, bei jedem Betriebssystem unterscheiden.

Sie sprachen schon von Ihrem Partner – Sie schicken die Ihnen zugesandten Handys an die Deutsche Umwelthilfe e.V. weiter und diese dann an die Recyclinganlagen. Kann man die Handys auch direkt auf einen Recyclinghof bringen?
Das ist die Alternative, die man hat. Es gab in der Vergangenheit Aktionen, bei denen Handyanbieter Handys in Läden zurückgenommen haben. Oder eine, bei der die Deutsche Telekom beteiligt war. Da hatten Bundesbürger eine kleine Tüte im Briefkasten, in die man die Handys nur reinzustecken und zurückzuschicken brauchte. Ich finde, wir machen jetzt ein gute, sinnvolle Aktion.

Eine einfache und bequeme Aktion: einfach die „alten Möhrchen“ aus der Schublade nehmen und zu Ihnen schicken.
Ja! Wo ein Handy nämlich überhaupt nicht hingehört, das ist in die Mülltonne! Das Handy muss erst auseinandergebaut und der Akku entfernt und fachgerecht entsorgt werden, weil er gefährliche Stoffe wie Kobalt enthält. Wenn das Ganze erstmal durch die Müllverbrennungsanlage geht, werden nur die Metalle übrig bleiben, die in größeren Mengen enthalten sind. An die selteneren Metalle kommt man dann überhaupt nicht mehr dran.

Wer sein Gerät in Bad Godesberg abgeben möchte, kann dies auch in der Superintendentur des Evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel tun. Wir sorgen dann für den Transport zu Südwind nach Siegburg. Die Adresse: Akazienweg 6, 53177 Bonn.

 
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ekir.de / bes / 21.02.2013

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