Gedenken an die Opfer

1938: Am 10. November werden am helllichten Tag insgesamt fünf Synagogen in Bonn, Bad Godesberg, Beuel, Mehlem und Poppelsdorf in Brand gesteckt, Geschäfte und Wohnungen zerstört. Mit Gedenkveranstaltungen am Mittwoch, 9. November, und Donnerstag, 10. November, wollen die Initiative zum Gedenken an die Bonner Opfer des Nationalsozialismus und die Stadt Bonn 78 Jahre nach dem […]

1938: Am 10. November werden am helllichten Tag insgesamt fünf Synagogen in Bonn, Bad Godesberg, Beuel, Mehlem und Poppelsdorf in Brand gesteckt, Geschäfte und Wohnungen zerstört.

Mit Gedenkveranstaltungen am Mittwoch, 9. November, und Donnerstag, 10. November, wollen die Initiative zum Gedenken an die Bonner Opfer des Nationalsozialismus und die Stadt Bonn 78 Jahre nach dem Pogrom an die jüdische Bevölkerung in Bonn erinnern.

 

Gedenkveranstaltungen am Mittwoch, 9. November

Führung über den Friedhof in Mehlem und Andacht

In Mehlem führt am Mittwoch ab 16.30 Uhr Dr. Barbara Hausmann über den Jüdischen Friedhof. Treffpunkt der Eingang an der Ecke Oberaustraße/Levyweg. Männliche Teilnehmer werden gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen. Ab 17.30 Uhr folgt eine ökumenische Andacht an der Gedenktafel der Mehlemer Synagoge in der Meckenheimer Straße 45 durch Pfarrer Daniel Post und Pfarrvikar Dr. Jozef Pieniazek. Veranstalter ist die Evangelische Heiland-Kirchengemeinde Bad Godesberg.

Andacht und neue Gedenktafeln in Bad Godesberg

In Bad Godesberg gibt es um 18 Uhr in der Oststraße ab 18 Uhr eine Andacht an der Gedenktafel für die dort zerstörte Synagoge mit Pfarrer Jan Gruzlak. Der Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg wird anschließend zur Erinnerung an die Synagoge eine neue Tafeln mit historischen Informationen zur Synagoge vor Ort anbringen. Veranstalter der Andacht sind der Evangelische Konvent Bad Godesberg und der Friedenskreis Marienforst.

Schweigegang und Kundgebung in Beuel

In Beuel startet um 17.30 Uhr vor dem Rathaus, Friedrich-Breuer-Straße 65, ein Schweigegang. Er führt zum ehemaligen Beueler Synagogenplatz, Siegfried-Leopold-Straße/Friedrich-Friesen-Straße. Hier spricht bei einer Gedenkkundgebung der frühere Bonner Oberbürgermeister der Stadt Bonn, Jürgen Nimptsch, danach wird der Schweigegang fortgesetzt. Matthias Höhn begleitet das Gedenken musikalisch. Es folgt um 18.30 Uhr im Jungen Theater Bonn in der Hermannstraße 50 eine Aufführung von Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule Beuel, die Fluchtgeschichten von Dr. md. Max Weis, seiner Frau Bella sowie von Karola Frank vortragen. Über die Situation von Flüchtlingen in der heutigen Zeit berichtet Monika Bühler. Veranstalter des Gedenkens ist die Beueler Initiative gegen Fremdenhass.

Ökumenische Andacht in Poppelsdorf

In Bonner Stadtteil Poppelsdorf hält Pfarrerin Ulrike Veermann um 19.30 Uhr eine ökumenische Andacht am früheren Platz der Poppelsdorfer Synagoge am Gedenkstein und stählernen Menora Ecke Jagdweg/Bennauerstraße. Veranstalter sind hier die Evangelische Lutherkirchengemeinde und die Katholische St. Sebastian-Gemeinde. Die Veranstaltung ist eingebettet in die ökumenische Friedensdekade 2016.

Gedenkstunde am Bonner Rheinufer am Donnerstag, 10. November Am Donnerstag, 10. November, um 17 Uhr sind alle Bürgerinnen und Bürger zum öffentlichen Gedenken am Synagogen-Mahnmal am Moses-Hess-Ufer eingeladen. Oberbürgermeister Ashok Sridharan und Astrid Mehmel, die Leiterin der Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus, erinnern an die Ereignisse und die Opfer des Novemberpogroms vor 78 Jahren. Sie werden musikalisch begleitet von Matthias Höhn auf der Klarinette. Bereits um 16 Uhr wird es auf der Werkstattbühne der Oper Bonn, Am Boeselagerhof 1, ein Gedenkkonzert mit Werken von Gideon Klein geben. Der Eintritt ist frei.

 

Der Novemberpogrom in Bonn

Am 7. November 1938 schießt der 17-jährige Herschel Grynszpan, dessen Eltern kurz zuvor von Hannover nach Polen deportiert worden waren, auf den Legationssekretär der deutschen Botschaft in Paris, Ernst vom Rath. Als der Diplomat am 9. November 1938 seinen Verletzungen erliegt, dient die Tat des verzweifelten Jungen als Vorwand, um die Deutschen als Opfer einer angeblichen „jüdischen“ Verschwörung darzustellen und gegen die deutschen Juden vorzugehen. Es folgt ein Pogrom, wie es in Deutschland seit Jahrhunderten nicht mehr stattgefunden hat. Was als spontaner Protest ausgegeben wird, ist eine von der NSDAP schon seit Frühjahr 1938 vorbereitete und organisierte Aktion.

In Bonn – wie auch in anderen Städten – werden die Synagogen nicht in der Nacht vom 9. November auf den 10. November zerstört, sondern am Morgen des 10. Novembers. Der entsprechende Befehl geht erst gegen Mitternacht bei der Gestapo ein und die zuständige SS-Dienststelle Bonn wartet auf SS-Männer aus dem Umland, um zu verhindern, dass die Beteiligten erkannt werden. Am 10. November werden am helllichten Tag die Synagogen in Bonn, Bad Godesberg, Beuel, Mehlem und Poppelsdorf in Brand gesetzt, Geschäfte und Wohnungen zerstört. In den darauf folgenden Tagen werden viele jüdische Männer verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Nur wenige Bonner, wie die Familie Kahle, helfen ihren jüdischen Bekannten oder Freunden.

 

bonn.de/gar