Mit traumatischem Stress umgehen lernen

Training für Fluthilfe-Berater*innen mit Pfarrer Albi Roebke (2.v.l.).

Auch das ist Hilfe für die Menschen, die von der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 betroffen sind: eine Fortbildung von Wiederaufbau-Berater*innen im Rhein-Sieg-Kreis. Und zwar zum Thema „Kommunikation mit Menschen nach traumatischem Stress“. Sieben Beraterinnen und Berater trafen sich einen Tag lang mit Pfarrer Albi Roebke, dem Koordinator für Notfallseelsorge Bonn-Rhein-Sieg. Eingeladen hatte dazu die Stabsstelle […]

Auch das ist Hilfe für die Menschen, die von der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 betroffen sind: eine Fortbildung von Wiederaufbau-Berater*innen im Rhein-Sieg-Kreis.


Und zwar zum Thema „Kommunikation mit Menschen nach traumatischem Stress“. Sieben Beraterinnen und Berater trafen sich einen Tag lang mit Pfarrer Albi Roebke, dem Koordinator für Notfallseelsorge Bonn-Rhein-Sieg. Eingeladen hatte dazu die Stabsstelle Wiederaufbau im Rhein-Sieg-Kreis.

Sie helfen Flut-Betroffenen dabei, ihre Wiederaufbauanträge zu stellen. Anträge, welche oft als Hürde und Belastung wahrgenommen werden. Das allein ist schwer. Doch hinzu kommt: Viele Flut-Betroffene bringen besondere Belastungen mit. Damit möchten die Berater*innen sorgsam umgehen.

Diejenigen, die einen Antrag auf Wiederaufbauhilfe stellen, erleben erneut Stress – einfach weil sie sich für den Antrag wieder mit der Flut beschäftigen müssen. Hier kann es helfen, die Betroffenen erzählen zu lassen, um beispielsweise in aller Ruhe chronologische Reihenfolgen zu rekonstruieren und sich danach auf den Antrag fokussieren zu können.

Deutlich wurde in dem Training auch, dass viele Menschen von Betroffenen verlangen, sie müssten doch einige Monate nach der Flut wieder funktionieren. Doch Trauer oder Schock können Betroffene auch viele Jahre beschäftigen. Also: Es gibt vieles zu bedenken für Berater*innen, die Betroffenen aber auch vermitteln können, dass die Antragstellung einen wichtigen Nebeneffekt hat: Kontrolle wiedererlangen.

Wie sie mit Wut umgehen können, war ein weiteres Thema des Trainings. Geteilt wurden auch verständliche Gründe von Betroffenen, nicht in die Beratung zu kommen. Mögliche Hemmschwellen sind Angst vor Entmündigung oder Abgleiten in eine Opferrolle. Oder auch Stress und Angst, die Nacht erneut zu durchleben. Und so lohnte es sich für die Teilnehmenden, besser zu verstehen, was Antragsteller*innen womöglich im seelischen Gepäck haben – um sie entsprechend besser unterstützen zu können.

Alle Berater sind fachlich sehr gut ausgebildet. Siri Grischke von der Stabsstelle Wiederaufbau des Rhein-Sieg-Kreises: „Die psychologische Seite der Hilfe wurde bisher aber nicht genügend geschult.“ Um Gesprächssituationen und das Verhalten von Flutopfern besser einordnen und einschätzen zu können und auch für den Eigenschutz der Berater*innen hatte sie nun das Seminar organisiert.

Die Berater*innen helfen seit rund einem Jahr Flutbetroffenen vor Ort bei der Beantragung der Wiederaufbauanträge. Aus der Billigkeitsleistung des Landes erhalten Betroffene der Flut vom 14./15. Juli 2021 Gelder, um zerstörte Gebäude und Hausrat wieder zu ersetzen. Bis Ende September wurden im Rhein-Sieg-Kreis durch die Berater*innen 4760 Beratungen durchgeführt.

Hotline für Beratungsgespräche: 02241 13 2200
Einen Termin für ein Beratungsgespräch vereinbaren: etermin.net/rheinsiegkreis
weitere Infos: mhkbd.nrw/gemeinsam-anpacken-wiederaufbauen

ekasur/Anna Naumann