Erste Bilanz einer eindrucksvollen Nacht

Die 4. Bonner Kirchennacht hat die Erwartungen der Veranstalter übertroffen. Trotz eisigen Temperaturen haben am Freitagabend weit über 10.000 Menschen stadtweit … … die Veranstaltungen in 49 Kirchen besucht. Nicht nur die Innenstadtkirchen meldeten zum Teil guten bis sehr guten Besuch. „Die Kirchennacht trifft das Interesse und die Sehnsucht vieler Menschen nach religiösen Erfahrungen und Inhalten“, bilanzierte […]

Die 4. Bonner Kirchennacht hat die Erwartungen der Veranstalter übertroffen. Trotz eisigen Temperaturen haben am Freitagabend weit über 10.000 Menschen stadtweit …

… die Veranstaltungen in 49 Kirchen besucht. Nicht nur die Innenstadtkirchen meldeten zum Teil guten bis sehr guten Besuch.

„Die Kirchennacht trifft das Interesse und die Sehnsucht vieler Menschen nach religiösen Erfahrungen und Inhalten“, bilanzierte Ursula Lantzerath, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bonn. „Wir sind sehr zufrieden und glücklich.“ Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch besuchte kurz vor Mitternacht mit seiner Frau noch die „Komplet“, das Nachtgebet im Bonner Münster und dankte den mehr als 400 Helfern, viele von ihnen ehrenamtlich, die „dieses geistliche Großereignis für Bonn“ möglich gemacht haben“. Nach Plänen der ACK Bonn wird es die nächste Kirchennacht in zwei Jahren geben. Dabei sei es „durchaus vorstellbar, dass wir dieses Fest auch einmal im Sommer feiern“, so Pressepfarrer Joachim Gerhardt.

 

 

 

Temperatur-Opfer: Oboe in der Notkirche im „Klanggrund“ geplatzt

Ein Höhepunkt der „4. BonnerKirchenNacht“ war die eigens vom Malteser Hilfsdienst im „Klanggrund“ im Bonner Loch aufgebaute „Notkirche“. Ein sechs Meter hohes Zelt in Kirchenform. Die ökumenische Kooperation von Polizei Bonn, Notfall- und Polizeiseelsorgern sowie den Maltesern lud zum Nachdenken über Menschen in verzweifelten Lebenslagen. Die berührenden Gespräche mit Betroffenen wechselten mit Opernarien gesungen von der bekannten Sopranistin Ariane von Heyden-Karras. „Notkirchen“-Koordinator, Kriminalhauptkommissar Hermann-Josef Borjans, und mit ihm viele hunderte Besucher erlebten „höchst eindrucksvolle Begegnungen“.

Der Bonner Polizeipräsident Wolfgang Albers hatte zum Auftaktgottesdienst in der Zeltkirche Psalm 23 („Der Herr ist mein Hirte“) ausgelegt und deutlich gemacht: „Menschen müssen sich alles von der Seele reden können. Das ist manchmal lebensnotwendig. Christen können das nicht nur mit anderen Menschen, sondern auch mit Gott und darum ist der Glaube so hilfreich.“ Ein Schadensfall, auch das ist Kirchennacht, musste Borjans dann doch beklagen. Trotz kuscheliger Zeltheizung fiel die Oboe des Landespolizeiorchesters der Kälte zum Opfer: Sie platzte.

 

 

 Bahnhofsmission und Kirchenpavillon: „Wie bei Gott im Wohnzimmer“

Besonders attraktiv waren vielerorts die Angebote, persönlichen Segen zu empfangen. Nicht nur im Bonner Münster bei Pater Gerd Hemken hieß es Schlange stehen zum Segen. Auch der „Reisesegen“ bei der Bahnhofsmission auf Gleis 1 im Hauptbahnhof sowie der „Segen für Verliebte“ im Kirchenpavillon erfreuten sich großem Zuspruch. Beide Orte in der City waren erstmalig bei der Kirchennacht dabei. „Hier ist es wie bei Gott im Wohnzimmer“, sagte ein beeindruckter Besucher in den kleinen Räumen der Bahnhofsmission. Der kaum größere Kirchenpavillon Nähe Friedensplatz, in dem auch die Bonner Kult-Jazzer „Semmels Hot Shots“ aufspielten, platze aus allen Nähten.

Ein Höhepunkt: Klezmernacht in Godesberg ließ 350 Menschen tanzen bis nach Mitternacht

Die „große Klezmer-Tanznacht“ in der Friesdorfer Pauluskirche hielt, was sie versprach und lockte mehr als 350 Feier- und Tanzfreudige an. Das bekannte Kölner Klezmer-Trio „A Tickle in de Heart“ machte Stimmung bis in die tiefe Nacht. Dazu gab es koscheres Essen und Trinken. Der Wein, vor allem der rote, allerdings war bald alle. „Die Menschen haben mitgesungen, geklatscht, getanzt und sind beglückt in eine eiskalte Nacht gegangen“, freute sich Pfarrer Siegfried Eckert über die gelungene Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Bonn. Ein Höhepunkt der Kirchennacht – auch weil die Pauluskirche viele Menschen ansprach, die schon lange nicht mehr eine Kirche besucht haben, so der Eindruck von Pfarrer Joachim Gerhardt vom „Team Bonner Kirchennacht“.

Einen „tollen Raum zum Tanzen“ bot erneut die Endenicher Trinitatiskirche mit der Tanznacht. An die 200 Besucher verbanden das Motto „Zwischen Himmel und Erde“ und ließen unter fachkundiger Anleitung von Marlene Lautze vom „Arbeitskreis Biblischer Tanz“ die Seligpreisungen Jesu spürbar werden.

Trommel, Tanz und Tango in der Lutherkirche

Munteres Kommen und Gehen auch in der Lutherkirche, in der ebenfalls getanzt wurde (israelische Rundtänze um den Altar). Und getrommelt und das lautstark und rhythmisch mit „Ansgar Buchholz & Stockwerk M“ im Samba- und Tangotakt. Ein wenig Copacabana in der kalten Bonner Südstadt. Das Publikum forderte Zugabe um Zugabe, auch anschließend von der argentinischen Sängerin Bettina Marugg, die mit „Tango Nuevo“ begeisterte.

Publikumsmagneten waren wie die Kirchennächte zuvor die Innenstadtkirchen Münster sowie die Kreuzkirche am Kaiserplatz, von dessen Turmgerüst aus Bläser der Lutherkirche mit „Der Mond ist aufgegangen“ die Kirchennacht stimmungsvoll eröffnet hatten. Viele Hunderte nutzen auch die Chance, die Helenenkapelle, kleine romanische Zimmerkapelle, kunstvoll illuminiert, im SinnLeffers-Gebäude zu besuchen. Junges Publikum fand sich in der traditionsreichen Schlosskirche im Hauptgebäude der Universität, in der Schülerinnen der Liebfrauenschule unter anderem Thomas Manns „Joseph und seine Brüder“ lasen.

ACK: „Eindrucksvolles ökumenisches Band zog sich durch die ganze Stadt“

Laut Pfarrer Ernst Jochum und Christa Saamer von zentralen Organisations-Team der ACK hat sich in der Bonner Kirchennacht „ein„eindrucksvolles ökumenisches Band durch die ganze Stadt gezogen“. Noch nach Mitternacht bevölkerten Besucher die nur mit Kerzen beleuchtete Doppelkirche St. Maria und St. Clemens in Schwarz-Rheindorf. Traditionell großen Zuspruch fanden auch die griechisch-orthodoxe Metropolitankathedrale „Agia Trias“ in Beuel-Limperich sowie die in Deutschland einmalige Amerikanische Kirche in Plittersdorf, die mit zum Teil englischsprachigen Programm und Gospel die Menschen in ihren Bann zog.

Erstmals Kinderprogramm ein Erfolg

Anklang fand auch das erstmals besonders ausgewiesene Kinderprogramm der Bonner Kirchennacht. Der Taschenlampenführung im stockfinsteren Bonner Münster folgten mehr als 40 Kinder und ebenso viele Eltern. Dem langjährigen altkatholischen Bischof Joachim Vobbe lauschten in der „Nacht der Engel“ in St. Cyprian nicht weniger Kinder bei seinen Geschichten „vom Flauschflügelchen und dem großen Engel“. „Das Kinderprogramm hat sich sehr bewährt und wird bei der kommenden Kirchennacht sicher wiederholt“, so Pressepfarrer Gerhardt.

Jugendkirche rockte ab

Die Kirchennacht zog auch Jugendliche an. In der Jugendkirche St. Franziskus/Campanile in der Bonner Altstadt zum Beispiel rockten 180 Besucher zu christlicher Rockmusik mit der Band „Crosspoint“. Die Licht-und Bildinstallationen in der modernen Kirche empfanden Besucher als „starkes Kunstwerk“, freute sich Bernward Siemes von der Jugendpastorale. Die Jugendnacht schloss besinnlich bei Kerzenschein mit Komplet und Segen durch Stadtjugendseelsorger Meik Schirpenbach.

Beeindruckende Vielfalt in 200 Stunden Programm: Kabarett bis Indische Nacht

Bonner Kirchennacht – das bedeutet fast 200 Stunden Programm mit großer Vielfalt: Kabarett zum Beispiel. Pastor Herwig Mauschitz hatte das bekannte Kölner Kirchenkabarett „Klüngelbeutel“ gewinnen können, die in der Musikschule Poppelsdorf, dem Gottesdienstraum seiner freikirchlichen Gemeinde, mit ihrem Programm „Gott ist ein Hütchenspieler“ besinnlich-witzig vom Leder zogen und Menschen über alle religiösen und konfessionellen Grenzen hinweg zum Lachen brachten. Selbstironie kann eben doch auch etwas Christliches sein.
„Ruhe und Stille Balsam für die Seele“

Attraktiv in Godesberg war auch die „Indische Nacht“. Für fast vier Stunden fühlte man sich bei inspirierendem Tanz und scharfen Speisen in St. Marien näher am Ganges als am Rhein. Vieler Ortens positives Echo gab es auf die Stille und Ruhe, die in den Kirchen wie St. Sebastian in Poppelsdorf, dort fast zärtlich von Harfe und Orgel begleitet, oder gänzlich geräuschlos in der Lukaskirche in Bonn-Castell geboten wurde. „In unserer lauten Zeit ist Ruhe Balsam für die Seele“, so eine Besucherin in St. Sebastian. Auch darum gehe sie in eine Kirche.

An vielen Orten folgten Menschen der Einladung zum Mitsingen: Adventlich in St. Laurentius in Lessenich oder christlich-modern mit der Lobpreisband „Lisa May Lesch“ im „Centrum Lebendiges Wort“ (CLW) in Bad Godesberg-Schweinheim. In Beuel-Zentrum und Villich fanden sich Besucher im Haus der Gemeinde, der Versöhnungskirche und St. Josef zu Musik und Besinnung zusammen. Geert Müller-Gerbes moderierte mit Verve in St. Paulus einen klassischen Gitarrenabend mit Musik aus fünf Jahrhunderten.

Rund 70 Menschen folgten der Einladung zur Kirchennacht auf Lateinisch in der „Nox Latina“ in Alt-St. Nikolaus in Kessenich. Herz Jesu im Godesberger Villenviertel lud á la Weltjugendtag zu einer begeistert aufgenommenen „Nightfever-Feier“. Kontrapunkt in der nahen Christuskirche mit Bela-Bartok-Orgelmusik und kompletten Lesung des Markusevangeliums. Kunst gab den Anstoß zum Nachdenken in dem Gemeindezentrum Mittelstraße der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde mit  Bildimpressionen des Theologen und Künstlers Helmut Kissel zum Thema „Stadt und Kirche – Kirche und Stadt“. Pastor Ulf Beiderbeck erklärte, fast als Bilanz für die ganze Kirchennacht: „Kirchen in der Stadt sind ein Ort der Stille und des Gebets und machen Sinn, wenn sie nicht nur Gebäude, sondern Orte der Besinnung sind.“

 

 
 

 

Joachim Gerhardt/Ernst Jochum/ Ursula Lantzerath/ Christa Saamer/ Harald Uhl /

 

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