Energiewende: „Jeder Weg fängt mit kleinen Schritten an“

Am 7./.8. Juni laden die Evangelische Akademie im Rheinland und der Referent für Umwelt, Klima und Energie bei der Evangelischen Kirche im Rheinland, Richard Brand, zu einer Tagung zu Umweltmanagement und Energiewende ein.    Hella Blum, Öffentlichkeitsbeauftragte der Akademie, war im Vorfeld der Tagung gespannt, mehr darüber zu erfahren, und sprach mit Richard Brand. Am 7./8 Juni 2013 veranstaltet […]

Am 7./.8. Juni laden die Evangelische Akademie im Rheinland und der Referent für Umwelt, Klima und Energie bei der Evangelischen Kirche im Rheinland, Richard Brand, zu einer Tagung zu Umweltmanagement und Energiewende ein.   

Hella Blum, Öffentlichkeitsbeauftragte der Akademie, war im Vorfeld der Tagung gespannt, mehr darüber zu erfahren, und sprach mit Richard Brand.

Am 7./8 Juni 2013 veranstaltet die Akademie gemeinsam mit Ihnen die Tagung „Kirche und Energie – Pfade in die Zukunft“. Um im Bild zu bleiben: Können Sie Interessierten dazu eine Wegbeschreibung geben? Was erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer?

Richard Brand: Im Vergleich mit Stromautobahnen oder Energiekorridoren kommt ein (Zukunfts-)Pfad vermeintlich bescheiden daher. Wenn es allerdings um eine neue Orientierung geht, um die Suche nach neuen Wegen, sind es meist (Trampel-)pfade, die wertvolle Erkenntnisse bringen und voranbringen.

Ich verstehe daher die Tagung als eine gemeinsame Suche aller Teilnehmenden nach gangbaren Wegen für mehr Klimaschutz und für eine zukunftsfähige Energiepolitik. Im ersten Teil stehen die gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen der Energiewende und des Klimaschutzes im Vordergrund. Das dient als Rahmen für den zweiten wichtigen Teil, in dem es um das konkrete Handeln im eigenen Bereich geht:.

Am Samstag stellen wir kirchliche Praxisbeispiele vor, die zeigen, was Kirchengemeinden, Einrichtungen, aber auch jede und jeder Einzelne tun können:. Sei es eine Aktion zum CO2-Fasten wie in der Kindernothilfe oder ein gemeindlicher Einsatz für eine Regenwasserversickerung, die die Umwelt schont und noch Geld spart, wie in der Kirchengemeinde Norf.

Welche persönliche Einschätzung haben Sie: Wie weit ist die Energiewende aktuell im alltäglichen Handeln der Kirchengemeinden angekommen?

Richard Brand: Bei meinem Besuchen in Kirchengemeinden bin ich immer wieder überrascht, was dort alles unternommen wird, um Energie zu sparen. Dies reicht von der besseren Ausnutzung der Räumlichkeiten, der Verwendung von Datenloggern zur Messung der Luftfeuchte und Temperatur bis zum Einsatz von Energiesparlampen und der Dämmung von Wänden – um nur einige Beispiele zu nennen.

Einige Gemeinden in der Evangelischen Kirche im Rheinland gehen noch weiter. Sie betreiben kirchliches Umweltmanagement, d.h. sie verabschieden ein Umwelt-Leitbild, analysieren Schwachstellen, setzen sich Einsparziele, machen einen Aktionsplan und versuchen, ihn umzusetzen. Kurzum: sie gehen systematisch vor und wollen kontinuierlich besser werden. Dieses kirchliche Umweltmanagement läuft unter dem Namen „Grüner Hahn“. Sein Pendant in Süddeutschland ist der Grüne Gockel. Mittlerweile machen schon mehr als 600 Kirchengemeinden dabei mit.

Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel ist die Heinsberger Christuskirche im Kirchenkreis Jülich, die im April wieder eingeweiht wurde. Sie wurde saniert und setzt jetzt mit dem Passivhaus-Standard Maßstäbe für niedrigen Energieverbrauch. Konkret bedeutet das z.B., dass auf eine herkömmliche Heizung verzichtet werden kann: Das Gebäude erwärmt sich durch die anwesenden Personen und durch die Abwärme der elektrischen Geräte weitgehend selbst. Das Projekt in Heinsberg wurde von der Bundesstiftung Umwelt gefördert.

Dies sind alles wichtige Bausteine, die zur Energiewende beitragen. Es ist gleichwohl noch ein weiter und auch kein einfacher Weg. Mit der Projektstelle Umwelt, Klima, Energie, die im November 2012 im Landeskirchenamt eingerichtet wurde und die ich betreue, versucht die Evangelische Kirche im Rheinland, die Gemeinden dabei zu unterstützen, umweltgerechter zu handeln. Im September 2013 beginnt ein Schulungskurs zum „Grünen Hahn“. Und auch diese Tagung versteht sich als ein Angebot mittels Information und Vernetzung, die Umweltkompetenz zu stärken.  

Wenn ein Verantwortlicher in Kirchengemeinde oder Kirchenkreis Ihnen sagen würde: „Die Energiewende ist wichtig, aber sie ist für unsere Gemeinde auch teuer, gerade in Zeiten abschmelzender Mittel.“ Welche Antwort würden Sie geben?  

Richard Brand: Es geht nicht um entweder -oder. Wir dürfen das eine nicht gegen das andere ausspielen. Gerade in Zeiten schwindender finanzieller Mittel und angesichts von tendenziell steigenden Preisen für Öl, Gas, Benzin und Strom lohnt es sich, über energetische Sanierung nachzudenken. Langfristig kann die Gemeinde damit wirtschaftlich sogar besser dastehen, ganz zu schweigen vom ökologischen Nutzen, den ein sinkender CO2-Verbrauch bedeutet. Ich bin mir bewusst, dass es keine einfachen Lösungen gibt und dass das Geld wirklich knapp ist. Dies bedeutet, dass viele Maßnahmen nicht sofort machbar sind, dass Fördergelder und Finanzierungskonzepte notwendig sind. Doch viele sogenannte gering investive Maßnahmen brauchen nicht viel Geld. Außerdem ist es für mich nicht einsehbar, dass erfolgreiche Modelle aus Kirchengemeinden nicht übertragbar sein sollen.  

Neben dem konkreten Handeln vor Ort beschäftigt sich die Tagung auch mit der Kirche als Impulsgeber für gesellschaftliche Veränderungsprozesse. Wo sehen Sie Chancen und Einflussmöglichkeiten der Kirche in den anstehenden Entscheidungsprozessen?

Richard Brand: Die Meinung der Kirchen zur Klima- und Energiepolitik hat bei den Verantwortlichen durchaus Gewicht. In die von der Bundesregierung eingesetzte Ethik-Kommission, die sich mit Fragen zum Ausstieg aus der Kernenergie beschäftigt hat, waren auch katholische und evangelische Bischöfe berufen. Wenn die Kirchen eine sozial gerechte Ausgestaltung der Energiewende anmahnen, wie dies beim diesjährigen Sozialpolitischen Aschermittwoch der Kirchen in Essen geschehen ist, dann ist dies ein wichtiges Signal in der öffentlichen Debatte.

Mit der „klima-allianz deutschland“ gibt es ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis von über 100 Organisationen, die sich für konsequenten Klimaschutz einsetzen und Forderungen an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft stellen. Die Evangelische Kirche im Rheinland und viele andere Landeskirchen und Verbände sind dort Mitglied. Es freut mich daher besonders, dass die Geschäftsführerin der klima-allianz, Dr. Katharina Reuter, die Tagung mit einem Vortrag zur Energiewende einleitet. Sie wird Vorstellungen der Zivilgesellschaft benennen, wie die Energiewende klimafreundlich, zukunftsfähig und sozial gestaltet werden soll.    

Was möchten Sie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Schluss der Tagung mit auf den Weg geben? 

Richard Brand: Ich verstehe die Tagung als Forum, um Neues zu lernen, Ideen auszutauschen und sich mit Anderen zu vernetzen. Wir machen ein Angebot für alle, denen die Bewahrung der Schöpfung und eine nachhaltige Umweltpolitik wichtig sind. Jeder Weg fängt mit kleinen Schritten an.  

Zur Person

Seit 1. November2012  ist der Diplom-Volkswirt Richard Brand im Landeskirchenamt in der Abteilung III Ökumene Referent für Umwelt, Klima, Energie der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). Für zunächst fünf Jahre unterstützt er Kirchengemeinden, Kirchenkreise sowie Ämter, Werke und Einrichtungen bei der Einführung des kirchlichen Umweltmanagementkonzepts „Grüner Hahn“. Schließlich soll das Programm „in die Breite und in die Fläche gehen“, wie Brand sagt.

Gebürtig aus dem Rheingau, studierte Brand in Mainz und Gießen Volkswirtschaft mit dem Schwerpunkt Sozioökonomik der Entwicklungsländer. Nord-Süd-Fragen bestimmten seinen Berufsweg: Er war u.a. Redakteur in einem entwicklungspolitischen Verlag und in Sarajevo in Bosnien-Herzegowina ein Jahr als Menschenrechtsbeobachter. Von 1997 bis 2002 arbeitete er in Mosambik, zunächst als Berater für Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung beim Christenrat Mosambiks, dann bei einem Kreditinstitut zur Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen.

In den vergangenen Jahren war Richard Brand beim Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) in Bonn tätig – zuletzt zuständig für Internationale Klima- und Energiepolitik.

Quelle und weitere Informationen: www.ekir.de 

Praktische Hinweise zur Tagung

Das ausführliche Programm der Tagung „Kirche und Energie – Pfade in die Zukunft“ ist am Schluss dieses Artikels zum Download bereit gestellt.

Tagungskosten inklusive Verpflegung und Übernachtung: 70,00 Euro

Tagungskosten inklusive Verpflegung, aber ohne Übernachtung: 50,00 Euro

Sie können sichhier direkt online anmelden.

Tagungsleitung:
Dr. Frank Vogelsang
Akademiedirektor
Tel.: +49/(0)2 28/95 23-200
Mail an Dr. Frank Vogelsang

Tagungssekretariat:
Margit Korsch
Erreichbarkeit: Mo. – Do. 8.30 – 15.30 Uhr
Fr. 8.30 – 13.30 Uhr
Tel.: +49/(0)228/9523-201
Mail an Margit Korsch Praktische

 

 
Ausführliches Tagungsprogramm: „Kirche und Energie – Pfade in die Zukunft“ zum Download
[453,87 KB]
 

 

Richard Brand/ hbl / Evangelische Akademie im Rheinland – EKiR.de / 08.05.2013

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