Eine geerdete Jesus-Nachfolge

28 Jahre lang war er Pfarrer an der Bonn-Bad Godesberger Heilandkirche. Jetzt half der Seelsorger im Ruhestand vier Monate in einer peruanischen Gemeinde aus: ein ekir.de-Gespräch mit Pfarrer i.R. Robert Wachowsky. Wie kommt ein Bonner nach Peru? Durch Freunde. Die Deutsche Evangelische Gemeinde war plötzlich ohne Pfarrer. Da wurde ich gefragt, ob ich nicht aushelfen […]

28 Jahre lang war er Pfarrer an der Bonn-Bad Godesberger Heilandkirche. Jetzt half der Seelsorger im Ruhestand vier Monate in einer peruanischen Gemeinde aus: ein ekir.de-Gespräch mit Pfarrer i.R. Robert Wachowsky.

Wie kommt ein Bonner nach Peru?

Durch Freunde. Die Deutsche Evangelische Gemeinde war plötzlich ohne Pfarrer. Da wurde ich gefragt, ob ich nicht aushelfen könnte. Der Familienrat hat drei Monate genehmigt. Fast vier sind es geworden.

Wie groß ist die Gemeinde? Wo ist der Pfarrer besonders gefordert? 

Zur Gemeinde gehören rund 500 Menschen. Die meisten sind Mitarbeitende der deutschsprachigen Botschaften oder Industrie. Alle sprechen fließend Spanisch, aber gebetet und gesungen wird in Deutsch. Der deutsche Pfarrer trägt dazu bei, dass sie mit ihrem Herzen zu Hause sein können.

 

 

Die Evangelische Kirche boomt in Südamerika. 30 Prozent der Peruaner, also etwa acht Millionen Menschen, sind inzwischen Lutheraner. Was macht die Konfession so attraktiv in einem erzkatholischen Land?

Lassen Sie es mich mit Worten eines indigenen Peruaners sagen: „Die Lutheraner bringen neben der Kirche immer auch eine Schule und ein Krankenhaus mit. Wenn wir Jesus nachfolgen und uns an der Bibel orientieren, geht es gerade den Elenden in unserem Lande in kurzer Zeit spürbar besser. Dann bleiben auch die Männer bei ihren Frauen, die Kinder gehen in die Schule, das Haus ist sauber, die Menschen arbeiten.“

Sie meinen wirklich, der evangelische Christ bleibt im „Macholand“ eher bei seiner Frau?

Ich selbst habe Gottesdienste miterlebt, in denen Ehe, Treue und Familie das große Thema waren. Für unsere europäischen Ohren wird da ein erheblicher moralischer Druck aufgebaut. Für Peruaner klingt das anders: Wenn du dich nicht an die Regeln von Jesus hältst, wird sein Geist nicht mehr in dir wohnen.

Evangelisch in Peru ist Ihnen zufolge pfingstlerisch beeinflusst. Was ist anders?

Zu viele theologische Grübeleien sind nicht die Sache der Peruaner. Die genießen die Kraft und Orientierung, die Jesus ihrem Leben Tag für Tag gibt. Geld für das Essen, einen Anwalt gegen den korrupten Betrüger, einen Arzt für die Krankheit des Kindes, um alles wird Jesus gebeten. Und dann gibt es handfeste gegenseitige Hilfe für die nächste Woche: Die Jesus-Nachfolge ist „geerdet“.

Das Elend in Peru ist immens, ja?

Tatsächlich. Millionen von Menschen wohnen in Elendsquartieren. Evangelische Hilfsorganisationen werden da aktiv. Ich selbst habe mehrfach an Kinderspeisungen teilgenommen, bei denen jeden Tag zwölftausend Essen ausgegeben werden. Mit Spenden aus Deutschland haben wir das Material für sechs Häuschen für jeweils eine fünf- bis achtköpfige Familie zusammengetragen. Wir haben ein Spendenkonto eingerichtet, über das ich gerne informiere.

Mitte Januar fliegen Sie erneut mit Ihrer Frau nach Lima? Was sagt der Familienrat?

Wir hoffen, dass die Gemeinde bald wieder einen Pfarrer für sechs Jahre hat. Wenn nicht, hat der Familienrat für zwei weitere Monate Dienst in Lima grünes Licht gegeben.

 

 

 
wachowsky.de
 

 

ekir.de/Ebba Hagenberg-Miliu / 13.11.2008

 

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