Eindrücke und Bilanzen aus Abgeordneten-Sicht

Vier Vertreterinnen und Vertreter aus Bad Godesberg und der Voreifel haben an den Entscheidungen auf der Landessynode 2010 in Bad Neuenahr mitgewirkt. Hier lesen Sie ihre persönlichen Bilanzen und Eindrücke. Was war wichtig auf der Landessynode? Dr. Wolfgang Osterhage, Diplom-Ingenieur und Prädikant aus Wachtberg und stellvertretendes nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung: „Gegenüber der Synode von 2009 hielten […]

Vier Vertreterinnen und Vertreter aus Bad Godesberg und der Voreifel haben an den Entscheidungen auf der Landessynode 2010 in Bad Neuenahr mitgewirkt. Hier lesen Sie ihre persönlichen Bilanzen und Eindrücke. Was war wichtig auf der Landessynode?

Dr. Wolfgang Osterhage, Diplom-Ingenieur und Prädikant aus Wachtberg und stellvertretendes nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung:
„Gegenüber der Synode von 2009 hielten sich die Verhandlungsgegenstände dieses Mal in Grenzen, so dass kein zeitlicher Druck entstand. Persönlich war ich im Finanzausschuss tätig. Dieses Gremium war durch die Arbeit des ständigen Ausschusses gut vorbereitet und arbeitete effizient. Es gibt drei wichtige Gesichtspunkte, die für unseren Kirchenkreis von Bedeutung sind. Das ist zunächst der Haushaltsplan und hierbei die Einschätzung eines Einnahmerückgangs aus Kirchensteuern um fast zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr landeskirchenweit.

Positiv ist zu vermerken, dass das Moratorium für die Einführung des neuen kirchlichen Finanzwesens entsprechend dem Antrag unserer Kreissynode mit unseren Vorschlägen weitestgehend angenommen wurde. Aber auch die Umstrukturierung der Rechnungsprüfung auf fünf regionale Einheiten wurde beschlossen, was für die Bonner Region erhebliche Mehrkosten in Zukunft bedeuten wird. Unabhängig von den sachlichen Inhalten war die Synode wieder eine Bereicherung durch die zahlreichen Begegnungen mit Menschen aus unserer Kirche.“

Jutta Mack, Dolmetscherin und Presbyterin der Heiland-Kirchengemeinde Bad Godesberg:
„Meine Eindrücke von der diesjährigen Landessynode lassen sich ganz kurz zusammenfassen: Es war eine sachliche und ruhige Diskussionskultur festzustellen.
Das theologische Hauptthema „Missionarisch Volkskirche sein“, das ja etwas wolkig und unbestimmt bisher war, wurde so neu formuliert, dass man jetzt begreift, was gemeint ist: Unsere Kirche soll einerseits offen für die verschiedenen Menschen und ihre Denkungsweise sein, so sie sich überhaupt für „Kirche“  interessieren (Volkskirche), auf der anderen Seite wird eine Vertiefung und Intensivierung des Glaubens und das Sprechen darüber angestrebt (missionarisch). Die Frage ist, ob das nicht seit je genau das Bemühen unserer Kirche ist -wer sich bis jetzt nicht darum gekümmert hat, wird es kaum aufgrund eines neuen Textes in Angriff nehmen.

Ein ebenfalls etwas schwer fassbares Thema für die Gemeindeebene war die Globalisierung. Da ist es gelungen, durch den fortgesetzten Diskussionsprozess des letzten Jahres praxisnahe Beispiele und Empfehlungen zu geben, die klar zeigen, dass die Globalisierung und ihre Auswirkungen uns alle betreffen.“

Pfarrer und Superintendent Dr. Eberhard Kenntner, Rheinbach:
„Es war meine 10. Landessynode, die mit dem geringsten Arbeitsanfall in meinen Ausschüssen. Das brachte viel Zeit für informelle Gespräche und vor allem Erfahrungsaustausch. Denn in vielen der 38 anderen Kirchenkreise sind Aufgaben wie Regionalisierung, gemeinsame Trägerschaften von Arbeitsbereichen und Anstellungsverhältnissen zwischen Kirchengemeinden sowie auf Kirchenkreisebene längst Wirklichkeit. Ich habe versucht, die Chance zu nutzen, möglichst viel hierüber zu erfahren.

Aufgefallen ist mir, dass die vom Präses festgestellte „Vielfalt der Frömmigkeitsstile“ tatsächlich gelebt wird. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern – mit Gruseln – in denen ein Bruch zwischen Landeskirche und pietistisch orientierten Gemeinden unausweichlich schien. Mit der jetzt beschlossenen Strategie „Missionarisch Kirche sein“ ist diese Gefahr endgültig gebannt. Der „Vielfalt der Konfessionen“ im ökumenischen Dialog entspricht die „Vielfalt der Glaubensstile“ in unserer rheinischen Landeskirche.

Neu – und befreiend – war, dass an vielen Stellen zugegeben wurde, dass Fehler gemacht wurden; von der Einführung des neuen kirchlichen Finanzwesens bis hin zum Umgang mit der jungen TheologInnen-Generation. Das waren keine Lippenbekenntnisse, solche Offenheit und Ehrlichkeit steht unserer Kirche gut an.

Dankbar wahrgenommen habe ich auch eine Entideologisierung der politischen Stellungnahmen der Synode. Ihnen fehlt das von oben herab Besserwisserische, das frühere Voten oft unerträglich machte. Die Synode ist sich dessen bewusst, dass wir alle miteinander auf dem Weg sind, dass Erkenntnisse wachsen und reifen müssen und Menschen hierfür oft unterschiedlich viel Zeit brauchen. Dieses Bewusstsein führt zu einer neuen Gelassenheit und Unaufgeregtheit, die dennoch klar Position beziehen kann. Ich bin dankbar dafür.“

Angelika Zädow, scheidende stellvertretende Superintendentin und Pfarrerin in Meckenheim:
Die Landessynode fand in einer ausgesprochen entspannten und ruhigen Atmosphäre statt. Die Diskussionen waren sachlich und unaufgeregt.
Der theologische Ausschuss, dem ich angehörte, beschäftigte sich intensiv mit dem Papier „missionarisch Volkskirche sein“ und hat den Spagat, zugleich inhaltlich, redaktionell und im Zusammenhang mit dem EKD-Impulspapier „Wachsen gegen den Trend“ arbeiten zu sollen, dank der guten Vorlage und der umsichtigen Leitung durch die Vorsitzende gut bewältigt.
Insgesamt hätte ich mir bei vielen Themen mehr „Biss“ und Selbstbewusstsein gewünscht.

Alle Infos zur Landessynode 2010: www.ekir.de

 

 

 
 

 

gar / 19.01.2010

 

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