Eindrücke aus Abgeordneten-Sicht

Die Landessynode bestimmt den Kurs der Evangelischen Kirche im Rheinland. Sechs Vertreterinnen und Vertreter sind aus dem Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel dabei. Lesen Sie hier ihre persönlichen Eindrücke und Einschätzungen. Der Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel ist in Bad Neuenahr vertreten durch Superintendent Mathias Möllken (Kirchengemeinde Meckenheim), Pfarrer Siegfried Eckert (Thomas-Kirchengemeinde Bad Godesberg), Jutta Mack (Heiland-Kirchengemeinde Bad Godesberg), […]

Die Landessynode bestimmt den Kurs der Evangelischen Kirche im Rheinland. Sechs Vertreterinnen und Vertreter sind aus dem Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel dabei. Lesen Sie hier ihre persönlichen Eindrücke und Einschätzungen.

Der Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel ist in Bad Neuenahr vertreten durch Superintendent Mathias Möllken (Kirchengemeinde Meckenheim), Pfarrer Siegfried Eckert (Thomas-Kirchengemeinde Bad Godesberg), Jutta Mack (Heiland-Kirchengemeinde Bad Godesberg), Marcus Lochte (Thomas-Kirchengemeinde Bad Godesberg) sowie die berufenen Synodalen Pfarrerin Dagmar Müller (Frauenhilfe Bad Godesberg) und Norman Rentrop (Bad Godesberg) bzw. seine Vertreterin Ebba Hagenberg-Miliu (Bad Godesberg). Außerdem aus der Region: Dr. Wolfgang Osterhage (Wachtberg), stellvertretendes Mitglied der Kirchenleitung und Mitglied im landeskirchlichen Lenkungsausschuss für das NKF (Neues Kirchliches Finanzwesen). Hier lesen Sie die persönlichen Bilanzen und Eindrücke der Abgeordneten.

Die Synode tagte dieses Jahr vom 11. bis 16. Januar. Das Kirchenparlament der rheinischen Kirche versammelt sich stets im Januar in Bad Neuenahr.

Mathias Mölleken, Superintendent und Pfarrer in Meckenheim:

Wie Gott zur Welt kommt! – angelehnt an die Weihnachtsbotschaft der Menschwerdung Gottes verbindet sich mit diesem Motto der Landessynode eine Art Spurensuche, wie, wo und wodurch Gott durch christliches Handeln in unserer Welt wirkt. Gerade wegen der schwerwiegenden Entscheidungen zur Haushaltskonsolidierung war es wichtig, sich auch geistlich leiten zu lassen. Sowohl die Transparenz im Vorfeld der Landessynode zu den Einsparungsvorschlägen und der Möglichkeit diese zu diskutieren und zu modifizieren, als auch die grundsätzliche Einsicht zur Notwendigkeit des Sparvolumens haben meines Erachtens wesentlich dazu beigetragen, dass die einzelnen Maßnahmen unaufgeregt und konstruktiv diskutiert und schließlich auch beschlossen wurden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich auch die unsere Region betreffenden Entscheidungen zum Beispiel durch bereits eingeleitete Konzeptumstellungen, Kooperationen und anderes so auswirken, dass Arbeitsfelder nicht aufgegeben werden müssen. Im Gegenteil! Das gilt auch für die Evangelischen Akademie, die demnächst ortsunabhängig arbeiten wird. Dass sie dafür entsprechend ausgestattet bleiben muss, darauf haben wir allerdings sorgfältig zu achten.

Als Synodal-“Neuling“ wurde ich sehr herzlich aufgenommen und fand mich schnell in die Modalitäten einer Landessynode ein. Im Theologischen Ausschuss und im Ausschuss für „Öffentliche Verantwortung“, dem ich zugeordnet war, wurde eine deutliche Synodenerklärung zu den Terroranschlägen in Paris vorbereitet, welche die Gesamtsynode unter dem Motto: „Gerade jetzt gemeinsam!“ einstimmig verabschiedet hat. Die klare Absage von Gewalt, Hass und Terror begründet zugleich das Eintreten für eine offene Gesellschaft in der Anerkennung von Vielfalt und Differenz. Gegen Diskriminierung, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus ermutigt sie zu einem gemeinsamen Engagement für Gerechtigkeit und ein friedliches Zusammenleben in unseren Gesellschaften. Dieses gilt im Blick auf die Fortsetzung des interreligiösen Dialogs besonders! Ebenso intensiv und einstimmig konnte eine Erklärung zur Europäischen Flüchtlingsthematik verabschiedet werden, die eine grundsätzliche Neuausrichtung der europäischen Flüchtlingspolitik fordert. Zur Stärkung der kirchlichen Flüchtlingsarbeit hat die Synode Sondermittel in Höhe von einer Million Euro bereit gestellt.

Bis in den späten Abend oder in die Nacht – auch beim Bier in der „Bayerischen Botschaft“- wurden die Themen der Synode engagiert weiter diskutiert, was für mich noch einmal auch ein Kennzeichen der Ernsthaftigkeit und der übernommenen Verantwortung ist.

„Wie Gott in die Welt kommt“ – in geschwisterlicher Verantwortung, die miteinander diskutiert, betet, singt und im Vertrauen auf den Geist Gottes entscheidet.

Siegfried Eckert, Pfarrer in Bad Godesberg:

Sparen in fetten Jahren!
Unter der Losung „WIE GOTT ZUR WELT KOMMT“ hat die zweitgrößte und finanzstärkste Landeskirche der EKD auf ihrer rheinischen Synode in Bad Neuenahr den eingeschlagenen Sparkurs ungebremst fortgesetzt. Bei vier Enthaltungen wurde das alternativlos vorgelegte Paket „Haushaltskonsolidierung“ ohne größere Widerstände angenommen. Strategische Ziele, wie es neuerdings heißt, blieben im Nebel. Der rheinischen Kirchenleitung ist unter Federführung von Präses Manfred Rekowski damit eine kommunikative Meisterleistung gelungen. Bis 2018 sollen insgesamt jährlich 20 Millionen Euro auf landeskirchlicher Ebene eingespart werden; Fragen bleiben. Stimmen die Zahlen?

Eine im Übergang auf eine kaufmännische Buchführung befindliche Landeskirche ist nur begrenzt in der Lage, belastbares Zahlenmaterial vorzulegen. Oder: Warum haben steigende Steuereinnahmen keine Auswirkung auf die beschlossenen Sparziele? Noch gewichtiger: Welches Bild von Kirche geben diese Beschlüsse ab? Von 11,3 Millionen Euro sollen 4,5 Millionen Euro bei den kirchlichen Schulen, 1,0 Millionen Euro durch die Aufgabe des Hauses der Begegnung in Bonn, 420.000 Euro im Bereich der Jugend und 1,0 Millionen Euro durch eine Reduzierung bei der Bezuschussung der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal erreicht werden. Gerade vier Prozent der anvisierten Sparsumme trägt das Landeskirchenamt bei, dessen Stellenplan seit 1999 kontinuierlich wächst. Die Balance stimmt nicht! Und das Bild von Kirche auch nicht. Gottesdienst, Armenfürsorge und Bildung waren einst Martin Luthers Prioritäten. Diese könnten bis heute eine konsolidierende Wirkung entfalten. Außerdem stimmen manche Argumente nicht. Je nach Interessenslage werden sie unterschiedlich in Stellung gebracht. Schon das Spardruck-Argument, mit dem Rückgang der Mitgliederzahl würden die Kirchensteuern schwinden, erweist sich seit 1975 als Mär.

Ähnliche Ungereimtheiten begleiteten den Beschluss zur Erhöhung der Versorgungskassenumlage von 22 auf 24 Prozent. Den Gemeinden wird damit um zwölf Millionen Euro tiefer in die Tasche gegriffen, damit das Ziel einer 70 Prozent kapitalgedeckten Versorgungskasse im Jahr 2022 erreicht wird, statt wie geplant 2026. Die Scheunen werden wie zu Pharaos-Zeiten gefüllt. Damit hat das Sicherheitsbedürfnis der schwäbischen Hausfrau über das Gottvertrauen rheinischer Frohnaturen obsiegt. Das Rheinland beschleunigt damit seine Spargeschwindigkeit im Unterschied zu Westfalen um zwei Prozent. Sind die Gläser halbvoll oder halbleer? Vieles in der Betrachtungsweise ist relativ. Ein Makel der Synode bleibt es, dass Akteure, die sich zu festgeschnürten Paketen kritisch verhalten, mehr als Störfälle, denn als konstruktive Geister angesehen werden. Doch eine kritisch-konstruktive Begleitung der EKiR mit ihrer respektablen Kirchenleitung ist nötig, damit Gemeinden nicht noch mehr unter die Räder des Landeskirchenamtes geraten.

Die Kirche ist ein Hybrid aus Institution, Organisation und Geist in Bewegung. Sie braucht mehr geistreiche Reformation statt geistarme Reförmchen! Am Ende kam Gott trotzdem noch zur Welt, als wir uns unter der Überschrift „Gerade jetzt gemeinsam“ in gewohnter Klarheit der Themen Flüchtlinge und islamistischer Terror annahmen. Sprudelnde Kirchensteuern machten es möglich, eine Millionen Euro für den Ausbau kirchlicher Flüchtlingsarbeit zur Verfügung zu stellen. Und das steht jeder Kirche gerade nach solcher Spardebatte gut zu Gesicht!

Jutta Mack, Dolmetscherin und Presbyterin aus Bad Godesberg:

Landessynode – Diesmal ganz anders …
Es sollte in erster Linie eine Sparsynode sein, und man musste befürchten, die Theologie käme mal wieder zu kurz.
Aber die anstehenden – zum Teil sehr schmerzhaften – Sparmaßnahmen waren eben nicht das alles überlagernde und erstickende Thema, wenn es auch die nächste Synode wieder beschäftigen wird.

Die immer wieder anders gestellte und anders beantwortete Frage «WIE KOMMT GOTT IN DIE WELT ?» war das Leitmotiv.
Auch in einer Welt, die vom Terror bedroht wird …
Jeder konnte sich seine eigenen Gedanken machen, ob und wie er Gott in der Welt spürt.
So viel Theologie – wann gab es das zuletzt?

 
 

 

19.01.2015

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