Diversität, Strukturen und Merzbach

Die Synode stimmt ab. Foto: Uta Garbisch

Diversität und Vielfalt in der evangelischen Kirche war das Hauptthema der Frühjahrssynode des Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel. „Mir ist das Thema sehr wichtig“, betonte Superintendentin Claudia Müller-Bück. Manche würden sich fragen, ob es überhaupt Rassismus in der Kirche gebe. Da helfe es zu hören, was betroffene Menschen berichten. Weil der eingeladene Referent kurzzeitig erkrankt war, tauschten […]

Diversität und Vielfalt in der evangelischen Kirche war das Hauptthema der Frühjahrssynode des Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel. „Mir ist das Thema sehr wichtig“, betonte Superintendentin Claudia Müller-Bück. Manche würden sich fragen, ob es überhaupt Rassismus in der Kirche gebe. Da helfe es zu hören, was betroffene Menschen berichten. Weil der eingeladene Referent kurzzeitig erkrankt war, tauschten sich die Abgeordneten aus den 13 Kirchengemeinden intensiv an zehn Thementischen aus.

Zum Beispiel mit VEM-Pfarrer Helmut Müller. Er sagt, „niemand will rassistisch sein“. Doch unbewusster Rassismus komme häufig vor. Er sei erlernt, präge weiter. Müller empfahl Anti-Rassismus-Trainings, um sich das bewusst zu machen. Schulreferentin Beate Sträter betonte, Diskriminierung sei „eine Erfahrung, die wir nicht kennen“. Dies sei ein großes Privileg. Es gelte, den Schilderungen betroffener Personen Glauben zu schenken. An anderen Tischen ging es zum Beispiel um „Queer in Kirche“, die Beteiligung junger Menschen und Inklusion.

Fusionen vorgeschlagen

Kirchenkreis in Zukunft: Superintendentin Claudia Müller-Bück zu Vorschlägen des KSV. Foto. Uta Garbisch

Strukturveränderungen im Kirchenkreis standen ebenfalls auf der Tagesordnung. Vor dem Hintergrund sinkender Gemeindemitgliederzahlen, weniger Kirchensteuereinnahmen und Pfarrpersonen, hat der Kreissynodalvorstand (KSV) auf einem Klausurtag Zukunftsszenarien erarbeitet. Superintendentin Claudia Müller-Bück schlug daher vor, dass die Gemeinden in den drei Regionen des Kirchenkreises bis 2028 fusionieren sollten. Das Ziel wäre jeweils eine Kirchengemeinde in Bad Godesberg, im Rhein-Sieg-Kreis und im Kreis Euskirchen. Hier sollen multiprofessionelle Teams arbeiten. Sie sind für ihre Region zuständig, übernehmen aber auch Aufgaben und Projekte im und für den ganzen Kirchenkreis. „Gemeinsam ist viel mehr möglich, als auf der Ebene einer Gemeinde“, betonte Müller-Bück. Das entlaste Haupt- und Ehrenamtliche, auch in den Gremien. Und sorgt für weniger Verwaltung, etwa wenn in einer Region nur ein Haushalt aufgestellt und verwaltet wird, statt bisher bis zu fünf. „Es soll einfacher und nicht komplizierter werden.“ 

Auf einer Zukunftswerkstatt am 31. August in Euskirchen-Flamersheim will das Leitungsgremium an diesen Vorschlägen mit möglichst vielen Interessierten weiterarbeiten. Ein erster Schritt in Richtung Zusammenschlüsse ist die für 2025 geplante Eingliederung der Diakonie Euskirchen in das Diakonische Werk Bonn und Region, so Müller-Bück. Der KSV empfiehlt außerdem, auf eine Fusion mit dem Kirchenkreis Bonn zuzugehen. 

Prävention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie war ebenfalls Synodenthema. Die Frage mit Blick auf die Forum-Studie sei, „ob wir genug hören, genug hinsehen, genug handeln“, so Müller-Bück. Ein wichtiger Schritt sei das erste Forum für Betroffene am Freitag, 21. Juni, in Dortmund.

Außerdem ging es um die Partnerschaft mit der Rhenish Church in South Africa (RCSA). Am 13. Oktober wird die Vereinbarung dazu in Kapstadt im Rahmen eines „Festival der Versöhnung“ unterzeichnet. Mit dabei sind die Vertreter der Rheinischen Landeskirche, der Vereinten Evangelische Mission und Partnerkirchen aus Hongkong und Namibia. 

Wie geht es mit Merzbach weiter?

Weiterer Tagesordnungspunkt war die Wirtschaftlichkeit der Jugendbildungsstätte Merzbach. Eine externe Beratungsfirma hat erste Ergebnisse vorgelegt. Demnach ist ein kostendeckender Betrieb aufgrund der geringen Betriebsgröße schwierig, wie KSV-Mitglied Karl-Heinz Carle berichtete. Es besteht zudem eine schwache Auslastung, auch weil die Zimmerstruktur eine zweizügige Belegung erschwert. Die Beratung empfiehlt eine Reihe von Maßnahmen. Dazu gehören zum Beispiel die Reduzierung von Zeiträumen, die nur schwach belegt sind, eine bessere Vermarktung und mehr Belegungssteuerung. Außerdem seien Investitionen nötig, um einen zeitgemäßen Standard zu erreichen. Der KSV will nun das weitere Vorgehen beraten. Ziel sei der Erhalt der Einrichtung, so Carle. In der Diskussion wurde deutlich, dass auch „Plan B“ mitgedacht werden muss. Müller-Bück: „Was wäre, wenn es nicht geht?“

Wahlen und Grüße

Gewählt: Knut Dahl-Ruddies, Irmela Richter und Manuel Esser. Foto: Uta Garbisch

Turnusmäßig wählten die Synodalen die Abgeordneten zur Landessynode. Pfarrer Knut Dahl-Ruddies (JVA Euskirchen) wurde als theologischer Abgeordneter wiedergewählt. Nichttheologische Abgeordnete werden Irmela Richter aus Rheinbach und Manuel Esser (Bad Godesberg). Außerdem beriefen die Synodalen die von den Gemeinden vorgeschlagenen Mitglieder für die kreiskirchlichen Ausschüsse. 

Grußworte sprachen der Bundestagsabgeordnete Sebastian Hartmann, Landtagsabgeordneter Oliver Krauß, Lorenz Dierschke vom Kreiskatholikenrat Rhein-Sieg, Elisabeth Mbarga, Präsidentin der Francophonen Gemeinde Bonn und Dietmar Pistorius, Superintendent in Bonn.

Die Synode traf sich am Samstag, 8. Juni 2024, im Gemeindezentrum der Maria-Magdalena-Kirche in Swisttal-Heimerzheim. Sie begann mit einem Gottesdienst in der benachbarten katholischen Kirche St. Kunibert.