Erstmals eine Frau an der Spitze

Die neue Superintendentin des Kirchenkreises, Pfarrerin Claudia Müller-Bück (rechts), und ihr Gegenkandidat, Pfarrer Knut Dahl-Ruddies, vor der Jungholz-Halle in Meckenheim, des Tagungsortes der Kirchenkreissynode. Foto: Wolfgang Thielmann

Der Evangelische Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel hat sein höchstes Führungsamt neu besetzt. Seine Synode wählte Pfarrerin Claudia Müller-Bück aus Swisttal am 2. April 2022 in Meckenheim mit 38 von 71 Stimmen zur neuen Superintendentin und damit zur ersten Frau an der Spitze des Kirchenkreises seit seiner Gründung 1968. Die 47-jährige folgt auf Pfarrer Mathias Mölleken (Meckenheim), […]

Der Evangelische Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel hat sein höchstes Führungsamt neu besetzt. Seine Synode wählte Pfarrerin Claudia Müller-Bück aus Swisttal am 2. April 2022 in Meckenheim mit 38 von 71 Stimmen zur neuen Superintendentin und damit zur ersten Frau an der Spitze des Kirchenkreises seit seiner Gründung 1968. Die 47-jährige folgt auf Pfarrer Mathias Mölleken (Meckenheim), der Ende Mai in den Ruhestand geht. Am 20. Mai wird sie in ihre sechsjährige Amtszeit eingeführt. Schon bisher war Müller-Bück als Skriba (Schriftführerin) zweite Stellvertreterin des Superintendenten. Ihr Gegenkandidat, der Euskirchener Gefängnispfarrer Knut-Dahl-Ruddies, erhielt 33 Stimmen.

Vor der Synode rief Müller-Bück zur Zuversicht auch bei zurückgehenden Zahlen auf. Es gelte, aufzubrechen und neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Theologen und Nichttheologen zu finden. „Unser Glaube ist von Anfang an mit Aufbruch und Neubeginn verbunden“, sagte sie. Zudem müsse sich die Kirche an die Seite der Leidenden und Schwachen stellen. Bei der Flut im Juli 2021 habe sie erfahren, wie viel Kraft ihr die Hoffnung gegeben habe. Müller-Bück hatte in der Katastrophe Hilfsangebote aufgebaut und gehört seither zum Mobilen Fluthilfeteam ihrer Region. Sie sehe ihre Aufgabe darin, Menschen zu gewinnen und zu verbinden.

Frisch gewählt: Kathrin Müller (2.v.l.) und Gregor Weichsel (5.v.r.) mit Claudia Müller-Bück und Mitgliedern des KSV, darunter rechts Superintendent Mathias Mölleken. Foto: Wolfgang Thielmann

Als neuer Skriba wurde der Euskirchener Pfarrer Gregor Weichsel gewählt. Auf die Stelle der zweiten Stellvertretung des oder der Skriba wählte die Synode die Wachtberger Pfarrerin Kathrin Müller. Der bisherige zweite Stellvertreter, Pfarrer Edgar Hoffmann aus Euskirchen, gibt das Amt wegen seines Ruhestandes auf.

Als eine der 37 Superintendentinnen und Superintendenten der Evangelischen Kirche im Rheinland repräsentiert Müller-Bück die mittlere Ebene zwischen der Landeskirche und den Gemeinden. Der Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel umfasst 13 Gemeinden zwischen Zülpich und Bonn-Bad Godesberg mit knapp 50.000 Mitgliedern.

Krieg in der Ukraine: Ein „menschenverachtender Gewaltakt“

Einstimmig verurteilte die Synode in einer Stellungnahme den „russischen Angriffskrieg auf die Ukraine“ als einen „menschenverachtender Gewaltakt“. Sie bekundete Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und äußerte sich beeindruckt von Menschen in Russland, die sich trotz Verhaftungen und Misshandlungen gegen den Krieg stellten. Sie hieß Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland willkommen. Die Kirchengemeinden setzten sich ein „für ein friedliches Miteinander von russischen und ukrainischen Menschen in unserer Gesellschaft.“

Sexuelle Gewalt: Flächendeckendes Schutzkonzept kommt

Die 71 Synodalen beschlossen zudem ein Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt. Darin werden der Kirchenkreis, seine 13 Gemeinden und seine Einrichtungen verpflichtet, Schutzkonzepte zu erstellen und alle Mitarbeitenden zu schulen. Als Vertrauenspersonen wurden die Frauenbeauftragte des Kirchenkreises, Sabine Cornelissen, und der Jugendreferent Rainer Steinbrecher berufen. Der Beschluss geht auf ein Gesetz der Evangelischen Kirche im Rheinland von 2021 zurück, nach dem der Schutz flächendeckend sichergestellt werden muss. Der Kirchenkreis hatte schon 2014 ein Vorbeugekonzept unter dem Titel „Klarer sehen“ verabschiedet. Vor der Synode erklärte Kirchenrätin Iris Döring (Düsseldorf), neben der Aufklärung von Taten müssten überall klare Verfahren und Zuständigkeiten aufgebaut werden. Nach dem Konzept sollen die Leitungen aller Kirchengemeinden Arbeitsgruppen berufen, die eine Risikoanalyse sowie eine Liste aller Beteiligten erstellen, sodass der Kirchenkreis den Schulungsbedarf einschätzen kann.

Das Klima schonen: Kirchen werden treibhausgasneutral umgerüstet

Im Rahmen eines Klimaschutzprogramms beauftragten die Synodalen den Kreissynodalvorstand, eine Bedarfsplanung für Gebäude im Kirchenkreis vorzubereiten. Nach einem Beschluss der Landeskirche soll in den nächsten fünf Jahren in allen Gemeinden entschieden werden, welche Gebäude langfristig nötig sind. Diese sollen treibhausgasneutral modernisiert werden. Der Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel will die Gemeinden dabei unterstützen. Zudem sind alle Ebenen verpflichtet, Heizungen zu optimieren und Ökostrom zu beziehen. Der Bonner Verbraucherberater Reinhard Loch zeigte auf der Synode Wege zu einem Energiemanagement für Kirchengemeinden. Er plädierte dafür, nicht die Wirtschaftlichkeit zum Maßstab zu machen, sondern „die erzielte Wegstrecke zum Ziel der Klimaneutralität“. Das habe Vorbildfunktion in der Gesellschaft. Der landeskirchliche Klimamananager Waldemar Schutzki (Altenkirchen) stellte Vorzeigeprojekte auf dem Gebiet der rheinischen Kirche vor. Eins davon liegt im Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel: Die Evangelische Friedenskirche in Meckenheim wird seit 2010 mit Erdwärme beheizt.

Wolfgang Thielmann