Die Buche als Grabmal

Vorbei an Fichten führt der Weg bergab zum Buchenwald. Rund 20 Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel sind unterwegs zum Friedwald im rheinland-pfälzischen Hümmel. Am Wanderparkplatz haben sie ihre Fahrzeuge abgestellt. Zu Fuß geht es weiter. Vor Ort informieren sich die Seelsorgerinnen und Seelsorger aus Bad Godesberg, dem linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis und dem Kreis […]

Vorbei an Fichten führt der Weg bergab zum Buchenwald. Rund 20 Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel sind unterwegs zum Friedwald im rheinland-pfälzischen Hümmel. Am Wanderparkplatz haben sie ihre Fahrzeuge abgestellt.

Zu Fuß geht es weiter. Vor Ort informieren sich die Seelsorgerinnen und Seelsorger aus Bad Godesberg, dem linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis und dem Kreis Euskirchen über das Konzept der seit 2003 bestehenden alternativen Beerdigungsstätte. „Rund 160 Urnen wurden seit dem Beginn im letzten Herbst hier unter den Buchen beigesetzt“, berichtet Förster Peter Wohlleben. Er leitet im Auftrag der Gemeinde Hümmel den kommunalen Forstbetrieb und hat die Friedwald-Idee in die Eifel gebracht. Unter seiner Leitung werden im Hümmeler Gemeindeforst bis zu zehn Urnen pro Baum in dem als Friedwald ausgewiesen Bereich bestattet. Die Buche wird zum Grabmal: eine kleine schwarze Plakette – nicht viel größer als eine Visitenkarte – erinnert an die Verstorbenen. Der Name in weißer Schrift und manchmal mit einem Kreuz oder einem anderen Symbol verziert. Klassischer Grabschmuck ist hingegen untersagt. Noch am Tag der Beisetzung entfernen Peter Wohlleben und seine Mitarbeiter Blumen und Kränze, die Trauernde manchmal mitbringen.

 

Für manche Pfarrer aus dem Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel ist es nicht der erste Besuch im Friedwald. Sie haben in Hümmel bereits Trauernde begleitet und Gemeindeglieder bestattet. Trotzdem bleiben bei einigen Pfarrerinnen und Pfarrern „Bauchschmerzen“. Fragen stehen im Raum: Welche naturreligiösen Vorstellungen stehen hinter dem Wunsch, unter einem Baum bestattet zu werden? Verträgt sich der Friedwald mit christlichen Vorstellungen?

 

Eine prinzipielle Unvereinbarkeit zwischen christlichen Einsichten über den Menschen und seine Würde auch im Tode und der Bestattung innerhalb eines Friedwaldes gibt es für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) nicht. Das machte sie in einem Diskussionspapier im März 2004 deutlich. Allerdings müssen nach Ansicht der Evangelischen Kirche drei zentrale Anliegen erfüllt sein – so wie beim Friedwald in Hümmel: Das Waldgebiet muss öffentlich zugänglich sein, als „friedhöfliches Flurstück“ gekennzeichnet werden und es muss die Möglichkeit bestehen, an der Grabstätte den Namen und auf Wunsch ein Kreuz oder einen Bibelvers anzubringen.

In den nächsten Jahren seien Pfarrerinnen und Pfarrer der evangelischen Kirche „unerhört gefordert“, unterstreicht das EKD-Papier. Sie müssten sich mit der gesellschaftlichen Veränderungen rund um das Thema Bestattung auseinander zu setzen. Mit dem Besuch im Hümmeler Friedwald setzte der Pfarrkonvent aus der Voreifel die in der Region bereits 2002 begonnene Diskussion fort. Damals forderte der Bad Godesberger Superintendent, Dr. Eberhard Kenntner, die Gemeinden in seinem Kirchenkreis auf: „Wir müssen vom theologischen Sockel herunter steigen und den Menschen begegnen angesichts des Todes.“ Förster Peter Wohlleben freute sich über den Besuch der Pfarrerinnen und Pfarrer in seinem Friedwald. Denn ihm sei das Gespräch und eine gute Zusammenarbeit mit den Kirchen wichtig.

 
Friedwald – Forstbetrieb Hümmel
EKD-Diskussionspapier „Bestattungskultur“
 

 

Sven Waske / Bad Godesberg-Voreifel (Fotos: www.photocase.de) /

 

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