Deportiert und für Tod erklärt

"Stolpersteine" erinnern in vielen Straßen an ehemalige jüdische Nachbarn, wie hier in der Bonner Südstadt. Die Evangelische Kirche möchte diese Erinnerung wach halten. (Foto: J.Gerhardt)

Verlegung am 11. März: Stolpersteine erinnern in Euskirchen an drei ermordete Jüdinnen: Carolina Ulmer (* 1867) und ihre beiden unverheirateten Töchter Frieda und Theresa wurden in Euskirchen-Kirchheim geboren, wo sie in einem kleinen Fachwerkhaus lebten. Die Familie galt als sehr arm. 1941 mussten sie in ein sogenanntes „Judenhaus“ in Zülpich ziehen, von wo sie deportiert […]

Verlegung am 11. März: Stolpersteine erinnern in Euskirchen an drei ermordete Jüdinnen: Carolina Ulmer (* 1867) und ihre beiden unverheirateten Töchter Frieda und Theresa wurden in Euskirchen-Kirchheim geboren, wo sie in einem kleinen Fachwerkhaus lebten. Die Familie galt als sehr arm. 1941 mussten sie in ein sogenanntes „Judenhaus“ in Zülpich ziehen, von wo sie deportiert wurden.

Das Presbyterium der Kirchengemeinde Flamersheim übernimmt die Patenschaft für einen Stolperstein, der an Carolina Ulmer aus Kirchheim erinnert. Kirchlich gehört der Ort zu Flamersheim. Der Kölner Künstler Gunter Demnig wird mehrere fertige Stolpersteine in Euskirchen-Kirchheim und -Kuchenheim verlegen.

Die Verlegung beginnt in Euskirchen-Kirchheim am Freitag, 11. März 2016, um 10.30 Uhr, an der Ecke Kirchheimer Straße / Arloffer Straße. Die Aktion wird danach in Euskirchen-Kuchenheim fortgesetzt und endet gegen 12.30 Uhr mit einer kurzen Gedenkfeier vor der Filiale der Kreissparkasse Euskirchen. In der Filiale wird eine kleine Ausstellung zum Thema „Spuren jüdischen Lebens in Kuchenheim und Kirchheim“ zu sehen sein.

Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Inzwischen liegen Stolpersteine in mehr als 1000 Orten Deutschlands und in zwanzig Ländern Europas.

Carolina Ulmer und ihre Töchter

Die Mitarbeiterinnen des Stadtarchivs Euskirchen haben das Schicksal der Frauen aus Kirchheim recherchiert: Carolina Ulmer, geborene Rolef, wurde am 07.12.1867 in Kirchheim geboren. Im Jahr 1889 heiratete sie den Kirchheimer Nathan Ulmer und brachte fünf Töchter zur Welt. Nathan Ulmer verstarb 1932 in Kirchheim. Die Töchter Jeannette (*1890), Jenny (*1898) und Rosalie (*1900) heirateten und verzogen aus Kirchheim.

Die Witwe Ulmer wohnte im Jahr 1941 mit ihren beiden unverheirateten Töchtern Frieda (*1891) und Therese (*1893) in der heutigen Arloffer Straße 32 in einem kleinen, nur aus drei Zimmern bestehenden Fachwerkhaus, das 2011 abgerissen wurde. Die Witwe Ulmer und ihre beiden unverheirateten Töchter galten als sehr arm, so dass sie von der Gemeinde unterstützt wurden. Am 30. Mai 1941 teilte der Bürgermeister des Amtes Kuchenheim allen noch in den Orten des Amtes lebenden Juden mit, dass sie in sogenannte „Judenhäuser“ umgesiedelt werden sollten.

Carolina, Frieda und Therese Ulmer mussten Kirchheim verlassen und nach Zülpich-Sinzenich ziehen. Nachbarn beobachteten, wie die drei Frauen ihre wenigen Habseligkeiten packten, um am frühen Morgen zum Bahnhof nach Arloff zu gehen. Aus Zülpich-Sinzenich wurden sie deportiert und nach Ende des Zweiten Weltkrieges für tot erklärt. Ihre Deportation aus Sinzenich und ihr Weg ins Konzentrationslager sind bis heute ebenso wenig geklärt wie das Datum des Todes.

www.stolpersteine.eu

EB/gar