Das erste Bonner Mehrgenerationenhaus ist eröffnet

Als Leiter der Abteilung „Ältere Menschen“ im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend überbrachte Dieter Hackler die Grüße die Familienministerin – und natürlich das offizielle Logo-Schild. Es zeigt ein aus Puzzle-Teilen zusammengesetztes Haus. „Starke Leistung“ ist das Motto. In seiner Ansprache hob der ehemalige Bonner Pfarrer hervor, dass es noch nie so viele ältere Menschen im Land gab. „Das ist ein gewaltiges soziales Kapital, wir wollen dies aktivieren.“ Besonders hob Hackler die neu etablierte Hausaufgabenhilfe der Familienbildungsstätte hervor. „Sprache ist eine echte Schlüsselkompetenz.“
Der Bonner Bürgermeister Horst Naaß betonte, „Familien und Kinder haben in Bonn Vorfahrt“. Er unterstrich die wichtige Rolle des neuen Mehrgenerationenhauses dabei: „Die Stadt will die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern“. Die Familienbildungsstätte „Haus der Familie“ (HDF) der Thomas-Kirchengemeinde in Bad Godesberg ist das erste Bonner Mehrgenerationenhaus.
„Wir werden noch offener, bunter und vielfältiger werden, damit sich Menschen aller Altersstufen begegnen, Kontakte knüpfen, sich gegenseitig unterstützen, Toleranz und Verständnis füreinander weiter entwickeln können“, freut sich Leiterin Petra Hassinger-Maaß. Vor allem das Dienstleistungsangebot der Familienbildungsstätte soll ausgebaut werden. Kinder mit Migrationshintergrund werden schon jetzt bei ihren Hausgaben und mit Nachhilfe unterstützt. Auch Einzelförderung und Alphabetisierungsprojekte für Erwachsene wird es geben. „Wir wollen ein Stück weit Sozialarbeit in der Umgebung leisten“, so Hassinger-Maaß. Dafür hat die Familienbildungsstätte Ehrenamtliche gewonnen, weitere sollen folgen. „Viele Menschen haben etwas anzubieten“, weiß Ernst F. Jochum, Pfarrer der Kirchengemeinde. Mit Angeboten am Sonntagnachmittag will das Haus möglicher Vereinsamung vorbeugen. Schon jetzt gibt es den Leihoma-Dienst und einen Mittagstisch für Kinder und Ältere. „Wir wollen die alte Großfamilie hier im Umfeld wieder aufleben lassen“, so Jochum.
„Der Sinn des Hauses ist, dass Menschen einen Ort haben, wo sie sich – gleich welchen Glaubens oder welcher Weltanschauung – als Menschen zu erkennen vermögen, denn die Kirche und die Gemeinde schulden der Welt die Bezeugung der Liebe Gottes.“ So Pfarrer Heinrich Kolfhaus 1966 bei der Eröffnung des HDF. Seine Worte sind für Petra Hassinger-Maaß heute so aktuell wie damals: „Unsere evangelische Arbeit ist eine Form christlicher Gemeindearbeit.“ Das bedeute, Raum für Begegnung und Austausch zu geben, dem Bedürfnis nach Orientierung zu entsprechen, zu christlichem Handeln anzuregen und auf der Suche nach Lebenssinn Begleitung anzubieten. Sie sieht die Arbeit im Kontext von Verkündigung, Seelsorge und Diakonie: „Wir besetzen hier die diakonische Seite ganz stark mit unserem Bildungsangebot und dem Angebot für und mit allen Generationen.“
Das HDF wurde im Februar aus sechs Bonner Bewerbungen im Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend in Berlin ausgewählt. Als Anschubfinanzierung bekommt die Einrichtung zwei Probejahre jährlich 40.000 Euro für Personal- und Sachkosten. Bei Erfolg wird die Förderung um drei weitere Jahre verlängert. Danach ist die 40 Jahre alte Einrichtung auf Sponsoren angewiesen.
Das Konzept der Mehrgenerationenhäuser stammt aus Niedersachsen: Sie sollen eine Antwort auf die Veränderungen des sozialen Lebens geben und wollen zum Aufbau neuer Nachbarschaften mit Begegnungs- und Kontaktmöglichkeiten zwischen Jung und Alt beitragen. In den nächsten Jahren wird es in jedem Landkreis und in jeder kreisfreien Stadt ein öffentlich gefördertes „Mehrgenerationenhaus“ geben. Im Mittelpunkt steht der Offene Treff – der Begegnungsraum, zu dem ein Café, geeignete Räume für Kinder, Schülerinnen und Schüler und für ältere Menschen gehören. Dabei werden Dienstleistungen und Aktivitäten wie Gesprächskreise und Kinderbetreuung angeboten. Über allem steht der Gedanke der Selbsthilfe. Das Mehrgenerationen-Haus ist offen für alle Menschen im Umkreis.
Uta Garbisch /
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