Auf der Suche nach Balance

Demut ist für Autor Siegfried Eckert eine Tugend, die hilft, Balance im Leben zu finden.

„Demut. Was uns gelassener werden lässt“ ist ein Buch des Bonner Pfarrers Siegfried Eckert betitelt und es ist ein Plädoyer für ein Leben, das weiß, dass es sich nicht selbst verdankt. Ein Leben, bei dem sich Einkehr und Engagement in einer Balance befinden. Demut ist meist das, was die anderen üben sollen. Wer Hilfe sucht, […]

„Demut. Was uns gelassener werden lässt“ ist ein Buch des Bonner Pfarrers Siegfried Eckert betitelt und es ist ein Plädoyer für ein Leben, das weiß, dass es sich nicht selbst verdankt. Ein Leben, bei dem sich Einkehr und Engagement in einer Balance befinden.

Demut ist meist das, was die anderen üben sollen. Wer Hilfe sucht, möge sie pflegen. Demut gilt für das eigene Verhalten häufig als verstaubt, geschäftsschädigend oder unpassend.

Für den Theologen Eckert ist sie dagegen eine unterschätzte Tugend, die helfen kann, das Leben besser zu bewältigen. An vielen Stellen erfahren Leserinnen und Leser dabei von der Inspiration Eckerts durch die Taizé-Gemeinschaft und deren Gründer Frère Roger.

Die Zehn Gebote als Resonanzkörper der Demut

"Demut" ist in der Edition Chrismon erschienen.

„Demut“ ist in der Edition Chrismon erschienen.

Eckert spricht in den ersten Kapiteln von glaubwürdiger Gelassenheit, vom gehalten werden, vom schönen Kleid der Tugend Demut und der sanften Kraft. Ausgehend von der Grundfrage aller Ethik „Was ist zu tun, um gut zu leben?“ geht er weiter zum „Kann ich etwas tun, um gut zu sterben?“. Dabei geht es immer um die Balance zwischen dem Einzelnen, der Umwelt und der politischen und sozialen Verantwortung.

Zwei Dinge gehören für Eckerts Denken unverbrüchlich zusammen. „Nur wer von sich absieht und auf Gott blickt, kann seiner selbst ansichtig werden“, heißt es an einer Stelle. Ohne solchen Gottesglauben gelange der Mensch nicht zu ehrlicher Selbsterkenntnis. Das führt für ihn dazu, oftmals das Heft des Handelns einem anderen in die Hände zu legen.

Die Zehn Gebote als Angebot Gottes sind für den Theologen der „Resonanzkörper, um die alte Tugend der Demut erneut zum Klingen zu bringen“. Demgegenüber hätten sich alle alternativen Regularien der Moderne als mangelhaft erwiesen, urteilt er. Gottes Worte sind ein Geschenk und ein Schutz gegen individualistische und esoterische Verlockungen.

Leitplanken und Angebote der Freiheit

Siegfried Eckert

Siegfried Eckert

Vom Ein-Gott-Prinzip bis zur Abwehr einer Unfrieden stiftenden Begierde legt Eckert aus, welche Gelassenheit und Zufriedenheit ein demütiges Leben schaffen kann. In vielen Passagen vermittelt der Autor, dass die Gebote Leitplanken und Angebote der Freiheit sind. Nie geht es darum, zum Meister aller Klassen aufzusteigen oder alles Leid der Welt auf sich zu nehmen. Denn: „Es genügt, dass einer sein Kreuz für alle getragen hat“.

Siegfried Eckert entwickelt sein Plädoyer für Demut im Gespräch mit biblischen Texten und christlichen Denkern und Traditionen. Ob Friedrich Schleiermacher, Paul Tillich, Dietrich Bonhoeffer oder Dorothee Sölle – sie alle sind Zeugen einer Lebenshaltung, die sich jeder eindimensionalen Sicht des Menschen verweigert.

Großes Gewicht gibt der Autor der Auseinandersetzung mit den Ideen des populären Philosophen Wilhelm Schmid. Er veröffentlichte unter anderem die Bücher „Glück. Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist“ und „Gelassenheit. Was wir gewinnen, wenn wir älter werden“.

Schmids Publikationen riechen für Eckert nach „Lebenskunst für Gutbetuchte“. Der Theologe erwartet mehr, wenn das Leben an seine Grenzen kommt. Er selbst räumt ein, dass er das Thema Demut eher umspielt, als konkrete Rezepte zu liefern. Doch darin dürfte ein Vorzug dieses Buches liegen.

Demut. Was uns gelassener leben lässt
Siegfried Eckert
ISBN 978-3-86921-287-6
edition chrismon, 2015
Gebunden, Format 19 x 12 cm, 144 Seiten
Preis: 14, 90 Euro