Alarmierende Situation

Foto: Diakonisches Werk Bonn und Region

Die Folgen der Kostenkrise sind in der Zentralen Schuldnerberatung angekommen. Während alle auf die Eskalation der Energiepreise warten, ist die reale Teuerung der Alltagskosten schon bei den Menschen angekommen. Butter für 2,29 Euro das Pfund wird zum Schnäppchen und Fleisch zur Ausnahme. Für die Klientinnen und Klienten der Zentralen Schuldnerberatung Bonn von Diakonie und Caritas […]

Die Folgen der Kostenkrise sind in der Zentralen Schuldnerberatung angekommen. Während alle auf die Eskalation der Energiepreise warten, ist die reale Teuerung der Alltagskosten schon bei den Menschen angekommen. Butter für 2,29 Euro das Pfund wird zum Schnäppchen und Fleisch zur Ausnahme. Für die Klientinnen und Klienten der Zentralen Schuldnerberatung Bonn von Diakonie und Caritas ist diese Entwicklung bereits dramatisch, weil sie keinen Spielraum haben, um die Mehrkosten zu bewältigen. Die drohenden Preiserhöhungen bei Strom und Gas führen deshalb zu realen Existenznöten und -ängsten.

Sucht nach Lösungen: Stefanie Aumüller leitet die Schuldnerberatung Bonn. Foto: Diakonie

Stefanie Aumüller, die Leiterin der Zentralen Schuldnerberatung, dazu: „Aktuell gibt es viele Fragen, aber keine Antworten, etwa welche Entlastungen die Politik beschließt, ob es tatsächlich ein Bürgergeld geben wird, ob der Winter kalt wird, so dass wir viel heizen müssen, ob der russische Angriffskrieg am Ende doch zu einem Energielieferstopp führt und vieles mehr. Diese Fragen lähmen die Menschen. Zusätzlich kommen deshalb viele in die Beratung, denen im Moment keine Überschuldung droht, die aber befürchten, in diese Situation zu geraten. Das bindet Ressourcen, die wir für diejenigen brauchen, die tatsächlich überschuldet sind und gerade jetzt in Existenznot sind.“

Diakonie-Geschäftsführer Ulrich Hamacher und Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider beobachten die Situation mit Sorge: „Viele Entlastungsmaßnahmen sind hilfreich, wie zum Beispiel die Erhöhung des Wohngeldes und des Kindergeldes. Aber beides bekommen Hartz-IV (bzw. Bürgergeld-) Empfängerinnen und Empfänger nicht. Eine deutliche Erhöhung des Bürgergeldes ist dringend notwendig, um wenigstens die Preissteigerungen auszugleichen.“

Die beiden stellen fest, dass die Beratungsstrukturen der aktuellen Situation angepasst werden müssen: „Wenn in der Schuldnerberatung nun psychosoziale Beratung gebraucht wird, dann müssen wir darauf reagieren können, ebenso auf erhöhten Schuldnerberatungsbedarf; spätestens für den Moment, wenn die Energiepreiserhöhungen zum Tragen kommen“, mahnen beide. „Wenn es von Seiten der Politik keine spürbaren Entlastungen geben wird, dann muss zudem allen klar sein, dass wir die Betroffenen in einen Teufelskreis schicken. Sie durchlaufen zwar bestenfalls erfolgreich eine Privatinsolvenz, die sie entschuldet abschließen, aber nur, um dann festzustellen, dass der Alltag so teuer geworden ist, dass ihr Einkommen nicht ausreicht und die Schuldenspirale vorn vorne beginnt. Diese Fälle erleben wir schon jetzt“, schlagen Schneider und Hamacher Alarm.

Für akute Fragen sind die Berater und Beraterinnen der Zentralen Schuldnerberatung Bonn montags und freitags zwischen 11 und 12 Uhr in der Telefonsprechstunde unter 0228-96 96 6-55 erreichbar.

EB