50 Jahre erfolgreiche Expedition ins Unbekannte

Ein Seismograph für gesellschaftliche Veränderungen: So beschreibt Leiter Thomas Dobbek die Rolle und Arbeit der Evangelischen Beratungsstelle in Bonn seit 50 Jahren. „Wir spüren diese Veränderungen sehr früh, weil die Menschen in unsere Beratung kommen“, erläuterte der Psychologe den zahlreichen Gästen, die am Dienstag zum 50. Geburtstag der Einrichtung ins Bonner Haus der Kirche gekommen […]

Ein Seismograph für gesellschaftliche Veränderungen: So beschreibt Leiter Thomas Dobbek die Rolle und Arbeit der Evangelischen Beratungsstelle in Bonn seit 50 Jahren.

„Wir spüren diese Veränderungen sehr früh, weil die Menschen in unsere Beratung kommen“, erläuterte der Psychologe den zahlreichen Gästen, die am Dienstag zum 50. Geburtstag der Einrichtung ins Bonner Haus der Kirche gekommen waren.

Dabei hat sich das Angebot der Stelle in den fünf Jahrzehnten immer wieder verändert. Standen zunächst Schulsorgen und Eheprobleme im Vordergrund, kamen später Arbeitslosigkeit, Trennungsberatung sowie die Sorgen von Patchwork-Familien und Alleinerziehenden als Themen hinzu. Heute prägen zudem Fachvorträge sowie Angebote für Kinder und Jugendliche, auch online, das Spektrum. Überdies kommen immer mehr ältere Menschen mit ihren spezifischen Problemen.

Der Krise den Beigeschmack der Katastrophe nehmen

Auch wenn extreme Fälle sich häufen, gibt es „die Freude an der Beratungsarbeit“, so Edwin Jabs. Der Leiter der Hauptstelle für Familien- und Lebensberatung der Evangelischen Kirche im Rheinland hatte im Vorfeld das Team besucht. Hauptaufgabe sei es – in Anlehnung an Max Frisch – „der Krise den Beigeschmack der Katastrophe zu nehmen“. Und diese Kunst in der Beratung könne lebenslang Freude machen, bedeute stets eine Expedition ins Unbekannte. Wenn dann die Kraftquellen der Ratsuchenden wieder frei werden, sei dies auch für die Beratenden sehr befriedigend. Dass 90 Prozent der Klienten die Arbeit dort als sehr gut oder gut bewerten, belege die Qualität der stets kostenlosen Beratung.

Kinder drücken die Pausentaste

Auffälliges Verhalten bei Kindern und Jugendlichen werde „zunehmend als Störung gesehen, die beseitigt werden muss“, warnte Ulrike Mattern-Ott. „Doch Kinder sind nicht krank, sondern vielfach überfordert, erläuterte die Bonner Kinder- und Jugendpsychiaterin in ihrem Vortag „Kinder in der Krise und die Botschaft an die Familie – ein systemischer Ansatz“. Bestes Beispiel seien „neue Krankheiten“ wie Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsstörungen. Sie riet dazu, diese „Spielart der Natur“ anzunehmen und aufmerksam zu fragen, was das Thema der Krise sei. Kinder stiegen aus, wenn sie überfordert sind. Dann drücken sie die „Pausentaste“. Kinder wollten gehört und verstanden werden. Wichtig sei es, ihre Rolle im Beziehungsgeflecht zu betrachten und auch den Anteil der Eltern, ihre Bilder und Erwartungen zu hinterfragen. Statt zu überfordern gelte es, dem Nachwuchs Mut zu machen.

Gut getragen

Die Theaterpädagogische Werkstatt präsentierte Auszüge aus „Natürlich bin ich stark“, einer interaktiven Szenenkollage. Sie wendet sich an Schülerinnen und Schüler der Klassen 6 bis 8, und thematisiert unterschiedliche Formen der Sucht bei Jugendlichen. Über Gefühle und Probleme zu sprechen ist Suchtvorbeugung, so die Kernaussage. Die Andacht hielt Pfarrer Wolfgang Harnisch, Vorsitzender der Vereinigten Kreissynodalvorstände. Zum Jubiläum gratulierten außerdem der Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, Rolf Bausch, erster Stellvertretender Landrat des Rhein-Sieg-Kreises und An Sieg und Rhein-Superintendent Reinhard Bartha für die drei Bonner Kirchenkreise.

Für die musikalische Gestaltung sorgten Michael Neuhalfen und Bernhard Wicke mit Saxophon und Klavier, Milene Weigert sang. „Wir fühlen uns gut getragen“: Leiter Thomas Dobbek dankte den drei Kirchenkreisen als Träger, dem Kuratorium, Verwaltungsverband-Chef Hans Assenmacher, allen Spendern, Kooperationspartnern, vom und seinem Team.

 
 

 

Uta Garbisch / 07.11.2012

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