Gemeindereise nach Halberstadt
Samstag, 6. März, nachmittags um halb vier vor dem Dom in Halberstadt: Strahlende Gesichter, herzliche Umarmungen und viele, viele Grüße für Angelika Zädow, die hier die „Invasion aus dem Rheinland“ freudestrahlend in Empfang nahm.
Eine Gruppe von insgesamt ca. 50 Menschen hatte sich aus Meckenheim und Bad Godesberg auf den Weg in den Harz gemacht, um „ihre Pfarrerin“ bei ihrer Einführung als Superintendentin in Halberstadt zu begleiten. Ingrid König und Angelika Zädow hatten für uns ein reichhaltiges Programm vorbereitet: Fachkundige Führung durch den Halberstädter Dom und seinen sehenswerten Domschatz, Einführung in das John-Cage-Orgelprojekt, ein Besuch in Quedlinburg mit seiner Stiftskirche und natürlich am Sonntagnachmittag der Festgottesdienst mit anschließendem Empfang im Ratssaal der Stadt Halberstadt.
Der Dom in Halberstadt geht zurück auf die Gründung des Bistums durch Karl den Großen im Jahr 804. Die Bauzeit des heutigen Doms reicht vom zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts bis zum späten 15. Jahrhundert. Der Domneubau wurde nach der Rückkehr des Bischofs Konrad von Krosigks beschlossen, der vom vierten Kreuzzug kostbare Reliquien aus Byzanz mitgebracht hatte, die heute noch teilweise im Domschatz zu besichtigen sind. Die ältesten Reliquien stammen aus dem 9. Jahrhundert. Besonders kostbar ist eine sogenannte „Weih-Brot-Schale“, in der angeblich Überreste des Brotes aufbewahrt wurden, die noch von dem letzten Mahl Christi mit seinen Jüngern am Abend vor seiner Verhaftung stammen sollten.
Das John-Cage-Orgelprojekt ist in einer alten Zisterzienserkirche untergebracht, die aber schon seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts nicht mehr als Kirche genutzt wurde. John Cage war ein amerikanischer Komponist und Künstler, der ein Orgelwerk komponiert hat, das nach seinen Angaben so langsam wie möglich aufgeführt werden soll. Die übliche Spieldauer dieses Werkes beträgt ca. 30 Minuten. Denkbar wäre es aber, die Länge der Spieldauer auf die Dauer der Lebenszeit einer Orgel auszudehnen. Da in Halberstadt im Jahr 1361 die erste Großorgel weltweit in Betrieb genommen wurde, kam man auf die Idee, eine kleine, elektrisch betriebene Orgel in der ehemaligen Zisterzienserkirche zu errichten, die über die Zeit von 639 Jahren dieses Orgelwerk von John Cage aufführt. Beginnend im Jahr 2000 wird dieses Projekt genauso lange in die Zukunft reichen wie die Geschichte der Orgel in die Vergangenheit zurück reicht. Von einem Klangwechsel zum nächsten vergehen bei dieser langen Spieldauer jeweils mehrere Monate.
Den Sonntagvormittag verbrachten wir in Quedlinburg, insbesondere in der hoch über der Stadt gelegenen ehemaligen Stiftskirche, die auf eine Stiftung von König Heinrich I. im 10. Jahrhundert zurückgeht. Die ursprünglich viel kleinere Kirche wurde in späteren Jahrhunderten von einer größeren Kirche überbaut, weil Königin Mathilde, die Frau Heinrichs I. , heiliggesprochen worden war und ihr Grab in der Stiftskirche zur Pilgerstätte wurde. In dem Stift wurden die Töchter aus dem Hochadel erzogen. Die Äbtissinnen des Stifts waren immer wieder engste Verwandte der deutschen Kaiser, die in dem Stift ihre Reichstage abhielten. Besonders beeindruckend ist ein Knüpfteppich, der um 1200 entstanden ist und ursprünglich vor dem Hochaltar gelegen hat. Der Teppich ist noch zu großen Teilen erhalten und zeigt Szenen der Hochzeit der Philologie mit Merkur.
Der festliche Höhepunkt und Abschluss der Reise war der Gottesdienst zur Einführung von Angelika Zädow in ihr neues Amt als Superintendentin. Mitglieder der Posaunenchöre aus Meckenheim und Bad Godesberg verstärkten den Halberstädter Posaunenchor, der zusammen mit dem dortigen Chor den musikali-schen Rahmen bildete. Probst Hackbeil wurde bei ihrer Einführung von der Sekretärin ihres Büros und von Mathias Mölleken assistiert.
Beim anschließenden Empfang im Ratssaal des Halberstädter Rathauses ergaben sich einige gute Gespräche zwischen Menschen aus dem Harz und uns Rheinländern.
Unser besonderer Dank geht an unsere Reiseleiterin Ingrid König, die Transport, Unterbringung und Programm bestens organisiert hat und uns unterwegs immer wieder mit passendem Informationsmaterial versorgt hat. Bei der Rückkehr nach Meckenheim waren wir uns einig: Die Reise war sehr gelungen und eine Wiederholung ist nicht ausgeschlossen.
Bericht: Irmela Richter
Bilder: © Wikipedia, Thomas Wozniak, Martin L., Irmela Richter