Viele Impulse und eine Vertagung

Kirche als Teamplayerin, Lobbyistin und Agentin: Beate Sträter stellt das Impulspapier vor. Foto: Uta Garbisch

Eine interne Debatte über Professionalisierung, Qualität und parochiale Strukturen zu initiieren, so beschrieb Beate Sträter das Ziel des Impulspapiers „Lobbyistin der GOTT-Offenheit“ auf der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel. Es plädiert dafür, dass sich die Evangelische Kirche im Rheinland vom Selbstverständnis als Volkskirche verabschiedet und ein neues Leitbild entwickelt. „Und es geht darum, das […]

Eine interne Debatte über Professionalisierung, Qualität und parochiale Strukturen zu initiieren, so beschrieb Beate Sträter das Ziel des Impulspapiers „Lobbyistin der GOTT-Offenheit“ auf der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel. Es plädiert dafür, dass sich die Evangelische Kirche im Rheinland vom Selbstverständnis als Volkskirche verabschiedet und ein neues Leitbild entwickelt. „Und es geht darum, das zu fördern, was zum Samenkorn einer anderen Kirche werden könnte“, so Sträter, die das Papier als Mitglied im Ständigen Theologischen Ausschuss der Landeskirche mitentwickelt hat.

Zentrale Begriffe sind dabei auch eine Kirche als „Teamplayerin“ und „Agentin des Wandels“. Im Mittelpunkt stehen dabei öffentliches Reden und Handeln, das in zwei Kapiteln beschrieben wird. Religionsunterricht und religiöse Schulfeiern, Telefon- und Notfallseelsorge oder diakonisches Handeln sind Beispiele dafür. Kasualien von der Taufe bis zur Trauerfeier sind wichtige Kontaktflächen zwischen binnenkirchlichem und öffentlichem Raum.

Mittlerweile ein gewohntes Bild: Synoden als Videokonferenz. Foto: Uta Garbisch

Nach dem Impulsreferat der Bonner Schulreferentin, Theologin und promovierten Sozialwissenschaftlerin tauschten sich die 70 stimmberechtigten Synodalen und ihre Gäste in zehn Arbeitsgruppen weiter aus. Von allem der Begriff „Minderheitskirche“ wurde kritisiert. Andere lobten, dass das Papier eine notwendige Diskussion anstoße und begrüßten die Haltung, sich als Teil der Gesellschaft einzubringen. „Hingehen und zum Nächsten werden“ oder „Kirche als Seelsorgebewegung stärken“ formulierten Teilnehmende ihre Vision von Kirche, für die sie sich engagieren möchten.

Entschieden wird im Herbst

Die Entscheidung, ob der Superintendent / die Superintendentin ihr Amt in Zukunft mit 75 oder 100 Prozent ausüben, wurde auf den Herbst vertagt. Ursprünglich hatten die im letzten Jahr eingerichtete Arbeitsgruppe und auch der Kreissynodalvorstand mit Blick auf den Umfang 100 Prozent im Nebenamt als Beschluss vorgelegt. Ihre Hauptargumente waren die Struktur des Kirchenkreises und die Flexibilität dieser Lösung. Diese könne auch wieder zurückgefahren werden, weil keine neue kreiskirchliche Pfarrstelle errichtet wird. Daran entzündete sich eine intensive Diskussion über Haupt- und Nebenamt, die höheren Kosten und weitere Details.

Bei der Arbeit: Superintendent Mathias Mölleken leitet die Synode. Foto: Uta Garbisch

Zwar lehnten die Abgeordneten aus den 13 Kirchengemeinden das Hauptamt mit großer Mehrheit ab. Angesichts der vielen gestellten Fragen und durchaus kontrovers ausgetauschten Argumenten plädierte Superintendent Mathias Mölleken schließlich für die Vertagung. Das befürwortete die Synode mit großer Mehrheit. Aktuell arbeitet Mölleken, der 2022 in Ruhestand geht, auf der Grundlage eines Modells, wonach Dreiviertel der Arbeitszeit für die Leitung des Kirchenkreises, ein Viertel für Aufgaben in der Heimatgemeinde verwendet werden. Unabhängig vom Umfang gilt dies als Nebenamt.

 Zwischen Selbstständigkeit und Fusion

Über die begonnenen Regionalgespräche zum Pfarrstellenrahmenplan gab es Berichte aus den drei Räumen des Kirchenkreises. Das sogenannte „Mittelland“ mit Meckenheim, Rheinbach und Swisttal ist mit den direkten Nachbargemeinden Wachtberg und Weilerswist im Austausch. Die Swisttaler Pfarrerin und Skriba Claudia Müller-Bück berichtete von vier grundsätzlichen Optionen für diese Gemeinden: Selbstständig bleiben, Gemeindegrenzen verändern, kooperieren oder fusionieren. Die dortigen Presbyterien werden nun bis Oktober entscheiden, welche Variante für sie Priorität hat. Dann folgt ein weiteres Treffen. Für das „Oberland“ mit den hiesigen Kirchengemeinden im Kreis Euskirchen sind im Juni und September Treffen vorgesehen, wie der Zülpicher Pfarrer Ulrich Zumbusch darlegte. Im Godesberger Raum hat bereits im letzten Jahr ein erstes Gespräch stattgefunden, an dem Wachtberg ebenfalls beteiligt war. Da hier präsentische Treffen bevorzugt werden, ist der nächste Termin für Oktober geplant. Dann stellen sich die Kirchengemeinden mit Kurzprofilen vor und formulieren, wofür sie offen sind, so Pfarrer Klaus Merkes.

Foto für die Zeitung: Claudia Müller-Bück und Mathias Mölleken mit der Karte des Kirchenkreises. Foto: Uta Garbisch

Hintergrund der Gespräche ist der von der Landeskirche vorgegebene Plan, bis 2030 anstelle der heutigen 21,5 Gemeindepfarrstellen nur noch 14,17 vorzusehen, dazu 8,6 Pfarrstellen in Schulen, Krankenhäusern und Gefängnissen. Durch mehr Kooperation und Zusammenarbeit in den drei Regionen des Kirchenkreises sollen attraktive Pfarrstellen und Personalmix erhalten sowie innovative Konzepte entwickelt werden. Das hatte die Synode schon im letzten Jahr verabredet.

Einstimmig wählte die Synode Rainer Steinbrecher zum Vorsitzenden des Fachausschusses für Kinder und Jugend und Katrin Bochannek zu seiner Stellvertreterin. Beide sind Jugendreferenten auf synodaler Ebene beziehungsweise in Bad Godesberg. Die virtuelle Synode fand am Samstag, 12. Juni 2021, statt. Grußworte sprachen Superintendent Dietmar Pistorius von Nachbar-Kirchenkreis Bonn und Landeskirchenrätin Iris Döring, die so auch von der Kirchenleitung grüßte.