Video-Gottesdienste: „Das kann der Kirche einen Schub geben“

Viele Kirchen sind am vergangenen Wochenende wegen des Coronavirus geschlossen geblieben. Auf Gottesdienste mussten Gemeindemitglieder dennoch nicht überall verzichten. Ein Beispiel aus Bad Godesberg zeigt, wie Video-Gottesdienste aussehen können. Gerade relativ simple Formate feiern dabei Erfolge. Hier der Link. Normalerweise besuchen den Gottesdienst von Pfarrer Oliver Ploch in der Christuskirche in Bad Godesberg bis zu […]

Viele Kirchen sind am vergangenen Wochenende wegen des Coronavirus geschlossen geblieben. Auf Gottesdienste mussten Gemeindemitglieder dennoch nicht überall verzichten. Ein Beispiel aus Bad Godesberg zeigt, wie Video-Gottesdienste aussehen können. Gerade relativ simple Formate feiern dabei Erfolge. Hier der Link.

Normalerweise besuchen den Gottesdienst von Pfarrer Oliver Ploch in der Christuskirche in Bad Godesberg bis zu 300 Gemeindemitglieder. Doch ausgerechnet an einem Wochenende, an dem das öffentliche Leben fast zum Erliegen kommt und Kirchentüren verschlossen bleiben, hat er mehr als 1000 Zuhörer bei seiner Predigt. Wie das geht?

Ploch und seine Gemeinde übertragen den Gottesdienst  live im Internet. Die Thomaskirchengemeinde, zu der auch die Christuskirche gehört, setzt schon länger auf digitale Angebote wie Podcasts, doch von den Abrufzahlen des Video-Gottesdienstes ist der Pfarrer dann doch positiv überrascht. „Das Video hat eine Welle ausgelöst, die ich zunächst nicht fassen konnte“, sagt Oliver Ploch.

Ein Handy reicht zur Aufnahme des Video-Gottesdienstes

Die Entscheidung zum Live-Stream des Videogottesdienstes fällt relativ spontan. Nach einer kurzen Abstimmung mit Presbyteriumsmitgliedern am Samstagmittag steht fest: Um 17 Uhr beginnt der Gottesdienst in besonderer Form.  Gute 17 Minuten dauert die Sendung aus der Christuskirche, in der Ploch eine Kerze entzündet, predigt und auf digitalem Wege segnet. Auch wenn nur er im Bild zu sehen ist, wirkt der Gottesdienst lebendig, denn Orgelmusik und stille Gebete unterbrechen ihn an den passenden Stellen.

Mehr als 1400 Video-Klicks auf YouTube innerhalb von zwei Tagen scheinen das Format zu einem Erfolg zu machen. Es könnte ein Beispiel für andere interessierte Gemeinden sein. Denn den Videogottesdienst gestalten nur drei Personen: der Pfarrer, der Organist und ein Presbyter, der sich um die Technik kümmert. In der Christuskirche hat Presbyter Maximilian Ehlers drei Kameras und ein Mischpult installiert, um verschiedene Kameraeinstellungen bieten zu können. Doch es geht auch noch simpler. „Theoretisch könnten andere Gemeinden auch mit nur einer Kamera oder einem Handy aufnehmen“, sagt Oliver Ploch.

Größter Erfolgsfaktor ist für den Pfarrer allerdings, dass sich Gemeindemitglieder auch digital in gewohnter Umgebung wiederfinden. In Bezug auf Video-Gottesdienste sagt er: „Das kann der Kirche einen Schub geben. Das Reizvolle ist, dass die Zuschauer erkennen: Das ist meine Kirche, die ich sehe, das ist mein Pfarrer, den ich höre“, so Ploch. Dazu gehört für ihn auch, dass ein solcher Gottesdienst nicht fehlerfrei ist. Versprecher werden bewusst nicht rausgeschnitten und Abläufe nicht in mehreren Proben eingeübt.

Bei Facebook-Live können Zuschauer Wünsche zu Fürbitten einreichen

In diesem Sinne natürlich und authentisch wirken auch die Gottesdienste des CVJM e/motion aus Essen. Von dort werden Gottesdienste über Facebook regelmäßig live gestreamt. Der aktuelle Livestream erfolgt aus der Küche einer Wohngemeinschaft. Ein Notebook mit Kamera reicht dabei als technische Ausstattung. Im Bild zu sehen sind drei Team-Mitglieder, die den Gottesdienst vor der Kamera moderieren und gestalten. Gemeindemitglied Maren Kockskämper, die selbst diese Form der Gottesdienste vorbereitet, sagt zur Technik: „Man braucht im Prinzip nur zwei Menschen: einen, der auf die Kamera achtet und einen, der die Kommentare auf Facebook im Blick hat.“

Der CVJM e/motion setzt auf Interaktivität. Das heißt: Kommentare der Zuschauer werden noch während des Livestreams aufgegriffen. Im aktuellen Fall werden sogar Wünsche zu Fürbitten aufgenommen und fließen live ins Gebet ein.

Das setzt natürlich voraus, dass sich die Gemeinde auch digital auskennt, soziale Netzwerke wie Facebook zur Kommunikation nutzt und sich mit den Datenschutz-Richtlinien dieser Netzwerke einverstanden erklärt. Die Chance ist, dass „Gemeinde und Gemeinschaft auch digital gelebt werden“, so Maren Kockskämper.

Hier geht es zum aktuellen Video-Gottesdienst von CVJM e/motion

 

ekir.de / Aaron Clamann / 16.03.2020