Jede Stimme zählt

„Eine Stimme kann entscheidend sein“, sagt Michele Dahms. Sie ist seit 2004 Presbyterin in Bonn-Beuel und kann sich noch gut an ihre Wahl vor vier Jahren erinnern. Nun wird wieder gewählt: am Sonntag, 24. Februar 2008. Dann bewerben sich in Bonn und der Region weit über 1000 Frauen und Männer für die 800 Presbyterstellen. Noch […]

„Eine Stimme kann entscheidend sein“, sagt Michele Dahms. Sie ist seit 2004 Presbyterin in Bonn-Beuel und kann sich noch gut an ihre Wahl vor vier Jahren erinnern. Nun wird wieder gewählt: am Sonntag, 24. Februar 2008.

Dann bewerben sich in Bonn und der Region weit über 1000 Frauen und Männer für die 800 Presbyterstellen. Noch am Wahlabend um 18.00 Uhr werden in den Kirchengemeinden zwischen Mehlem und Hersel, Euskirchen und Herchen an der Sieg die Stimmen ausgezählt. „Ich war unheimlich aufgeregt“ erzählt Michele Dahms. Wochen vorher hatte sie das persönliche Gespräch mit Gemeindemitgliedern gesucht. „Man betreibt schon ein bisschen Wahlkampf“ schmunzelt die 23-jährige. Es reiche nicht, sich nur mit einem kurzen Text im Gemeindebrief vorzustellen. Vor allem in großen Gemeinden sei es wichtig, alle Bezirke kennenzulernen und darzustellen, wofür man steht, was man erreichen will.

Zu bewirken gibt es im Presbyterium eine ganze Menge. „Allein in den letzten vier Jahren haben wir eine Pfarrstelle neu besetzt, unsere Kindergärten umorganisiert und eine neue Liturgie beschlossen“ berichtet Michele Dahms. Bei den großen Beträgen, über die verhandelt wurde, sei ihr Anfangs ganz flau geworden, erzählt sie.

Für Eberhard Kenntner, Superintendent des Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel, trägt  das Presbyterium eine Verantwortung, „die vergleichbar ist mit der eines mittelständischen Unternehmenschefs“. Der Bonner Superintendent Eckart Wüster pflichtet ihm bei: Die Presbyteriumswahl sei „ein Markenzeichen der evangelischen Kirche“ mit ihrer demokratischen Struktur von unten nach oben.  „Nicht der Pfarrer oder die Pfarrerin leiten die Gemeinde, im Presbyterium wird alles entschieden.“

Nicht zu vergessen: Die Gemeinden wählen aus ihrer Mitte die Entscheidungsträger für die anderen kirchlichen Ebenen, Kirchenkreis und Landeskirche, erklärt Wüster. Eine große Herausforderung ist zudem, dass mit dieser Wahl erstmalig das gesamte Presbyterium neu gewählt wird und das auch nur noch für vier Jahre. Bisher blieben die Presbyter jeweils acht Jahre im Amt. Alle vier Jahre wurde die Hälfte neu bestimmt. Heute sei es jedoch schwierig, so Wüster, Kandidaten zu finden, die sich für diesen langen Zeitraum binden wollen.

„Lust auf Kirche machen“ lautet das Motto von Superintendent Kenntner für den Wahlsonntag. In Bonn und der Region scheint das kein Problem zu sein. In den drei Kirchenkreisen Bonn, Bad Godesberg-Voreifel und An Sieg und Rhein wird am Sonntag in 51 der 57 Kirchengemeinden gewählt. Nur sechs Gemeinden haben nicht mehr Bewerber als Plätze gefunden. Die Kandidaten gelten dann automatisch als „gewählt“.

Vielfältige Veranstaltungen in den Gemeinden rahmen die Wahl. In Rheinbach zum Beispiel gibt es laut Kenntner „ein Programm, dass alle im Alter von 14 bis 99 ansprechen soll“: Eine Kanzelrede des Bürgermeisters im Gottesdienst am Sonntag morgen, später noch ein Langschläfergottesdienst, Volksliedersingen sowie Konzerte des Jugend- und Gospelchors. Wer da nicht wählen geht…

 

 

 
 

 

Anja-Lisa Schroll /

 

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