Feldpost von Pfarrersoldaten

Durch Riesenstapel von Briefen und Postkarten hat er sich in den letzten Jahren gelesen. Insgesamt 7 500 handgeschriebene Lebenszeichen, die Pfarrersoldaten während des Zweiten Weltkrieges im Feld verfassten, wertete Dr. Holger Weitenhagen aus. Entstanden ist daraus ein Buch mit dem Titel: „Wie ein böser Traum…“, herausgegeben vom Verein für Rheinische Kirchengeschichte. Darin werden drei sehr […]

Durch Riesenstapel von Briefen und Postkarten hat er sich in den letzten Jahren gelesen. Insgesamt 7 500 handgeschriebene Lebenszeichen, die Pfarrersoldaten während des Zweiten Weltkrieges im Feld verfassten, wertete Dr. Holger Weitenhagen aus.

Entstanden ist daraus ein Buch mit dem Titel: „Wie ein böser Traum…“, herausgegeben vom Verein für Rheinische Kirchengeschichte. Darin werden drei sehr unterschiedliche Richtungen der evangelischen Kirche im Dritten Reich deutlich: Bekennende Kirche, Amtskirche und die Thüringer nationalkirchliche Bewegung. Die Absender gehörten jeweils einer dieser protestantischen Strömungen an und schrieben als evangelische Pfarrersoldaten aus dem Feld an Vertreter ihrer rheinischen oder thüringischen Landeskirche.

Als Exsoldat, ehemaliger ehrenamtlicher Pfarrer in Ruppichteroth und Kirchenhistoriker war Wei-tenhagen als Autor für das Buchprojekt erste Wahl. Dennoch, bekennt der 63-Jährige unumwun-den, dass er „sanfte Ermunterung beim Eindringen in die respektablen Archivbestände und dem Überwinden anfänglicher Skepsis hinsichtlich des Ertrages“ benötigte. Als er dann aber „richtig angebissen“ hatte, entwickelte Weitenhagen geradezu detektivischen Spürsinn – sowohl beim Aufspüren der Geschichtsquellen als auch beim Entziffern mancher Handschriften. Dazu mussten die Genehmigungen zur Veröffentlichung bei Überlebenden und Angehörigen eingeholt und manche Fragen nach dem angemessenen Takt bei sehr persönlichen Schriftpassagen geklärt werden.

Das 460 Seiten umfassende Buch gibt einen beeindruckenden Einblick sowohl in das wachsende Entsetzen über die Schrecken des Krieges als auch manche Staatstreue bis zum Schluss. Überle-gungen zur Moral und die Schwierigkeit christlicher Verkündigung im Soldatenalltag kommen zur Sprache. Die Diskussion, ob Pfarrer auch Soldaten sein können wird ausführlich geführt. Angesichts weltweit zahlreicher Einsätze der Bundeswehr eine auch gegenwärtig aktuelle Frage.

Holger Weitenhagen, „Wie ein böser Traum…“, Briefe rheinischer und thüringischer evangelischer Theologen im Zweiten Weltkrieg aus dem Feld, Bonn 2006, Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte 171), 460 Seiten, 38 Euro

 

 

 
 

 

Jutta Huberti-Post /

 

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